Pressemitteilung Aktuell Kultur 25. Februar 2023

Berlinale: Amnesty-Filmpreis 2023 geht an "Al Murhaqoon"

Gruppenfoto der Amnesty-Jury-Mitglieder mit Amr Gamal, der eine Urkunde in der Hand hält.

Regisseur Amr Gamal (2. v.r.) wurde auf der Berlinale 2023 für seinen Film "Al Murhaqoon" von den Amnesty-Jury-Mitgliedern Lea van Acken, Burhan Qurbani und Markus N. Beeko mit dem Amnesty-Filmpreis ausgezeichnet (25. Februar 2023).

Der Spielfilm aus dem Jemen von Amr Gamal wurde durch die Jury um Schauspielerin Lea van Acken und Regisseur Burhan Qurbani ausgezeichnet.

Der Film "Al Murhaqoon" (Jemen/Sudan/Saudi Arabien 2023) aus der Sektion "Panorama" gewinnt den mit 5.000 Euro dotierten Amnesty-Filmpreis auf der Berlinale. Die Jury aus Amnesty-Generalsekretär Markus N. Beeko, Lea van Acken und Burhan Qurbani begründet ihre Entscheidung für den Gewinner-Film wie folgt:

"Unser Gewinnerfilm erzählt unaufgeregt und auf natürliche Weise von den kontroversen Themen wie Religion, Abtreibungsverbot, Armut; von einem vergessenen Krieg, dem Druck des Patriarchats, den auch die Männer spüren. Und gleichzeitig zeichnet er ohne Zeigefinger und mit großer Eleganz eine Geschichte von humanistischen Werten wie Community, Familie, Zusammenhalt und vor allem auch Bildung.

Wie bewahrt man Hoffnung und Zuversicht in einer Welt geprägt von Armut, Krieg und Perspektivlosigkeit? In einer Welt, die Eltern alles abverlangt, um den eigenen Kindern Mut und Zutrauen, aber auch einfach Essen, ein Dach über dem Kopf und Bildung geben zu können? Wenn das Geld fehlt, wenn die eigene harte Arbeit nicht mehr ausbezahlt wird, wenn das Leben unbezahlbar teuer wird, dann steht selbst ein ungeborenes Leben zur Diskussion: Die Protagonisten unseres Gewinnerfilms, ein Ehepaar aus der jemenitischen Stadt Aden, haben bereits entschieden. Die Frau ist schwanger, doch sie können das Kind nicht behalten. Sie können es sich nicht leisten. Denn neben Miete, Umzug, Reparaturen und dem Schulgeld der drei Kinder ist einfach nicht genug Geld da, um ein weiteres Kind zu versorgen. Der Film beschreibt die Odyssee eines Ehepaares, um eine Ärztin zu finden, die die Schwangerschaft beendet."

Der Amnesty-Filmpreis wird seit 2005 im Rahmen der unabhängigen Jurys auf der Berlinale verliehen, dieses Jahr zum 18. Mal. Der Preis will Filmschaffende würdigen, die ihre Arbeit den Menschenrechten widmen.

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Die Jury

Lea van Acken wuchs in Schleswig-Holstein auf. 2014 spielte sie im Filmdrama "Kreuzweg" die Hauptrolle der tiefreligiösen Jugendlichen Maria. Der Film gewann bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2014 einen Silbernen Bären. 2015 war sie in einer Nebenrolle in der fünften Staffel der US-Serie "Homeland" zu sehen. Für ihre Darstellung der Anne Frank im Film "Das Tagebuch der Anne Frank" wurde sie 2016 mit dem Bayerischen Filmpreis in der Kategorie Beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet. Danach folgten Rollen in der ersten deutschen Netflix-Serie "Dark", "Bibi und Tina 4", "Fack Ju Göhte 3", "Abikalypse" und "Slôborn". Neben der Schauspielerei engagiert sich van Acken für den Klimaschutz. Mit dem Verein "Changemakers.film" zeigt sie neue Möglichkeiten, wie die Filmbranche verantwortungsbewusster drehen kann und ist Nachhaltigkeitsbotschafterin des Deutschen Filmpreises. Zusätzlich ist sie engagierte Botschafterin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR.

Burhan Qurbani ist Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg. Als Kind afghanischer Geflüchteter wuchs er durch die Beschäftigung seines Vaters bei der US-Armee in mehreren deutschen Städten auf. Schon während seines Studiums gewann er für seine Kurzfilme verschiedene Preise, unter anderem den Preis der Deutschen Filmkritik 2008 und die "Black Pearl" des Middle East International Film Festival als "Best upcoming filmmaker of the year 2008". Sein Diplomfilm "Shahada" feierte auf der 60. Berlinale 2010 seine Premiere und wurde mit vielen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Sein Film "Wir sind jung. Wir sind stark." eröffnete 2014 den Wettbewerb des Rome International Film Festivals und die Hofer Filmtage. Der Film war mehrfach für den Deutschen Filmpreis 2015 (Beste Kamera, Bester Film) nominiert und gewann die Lola für den Besten Nebendarsteller. Burhans Film "Berlin Alexanderplatz" hatte seine Premiere im Wettbewerb der 70. Berlinale 2020. Beim Deutschen Filmpreis 2020 war "Berlin Alexanderplatz" für elf Lolas nominiert und konnte fünf davon gewinnen.

Markus N. Beeko ist seit 2016 Generalsekretär der deutschen Sektion von Amnesty International. Er ist seit 2004 für Amnesty in Führungsfunktionen in Deutschland und auf internationaler Ebene aktiv. Neben seinen deutschen Ämtern leitet er die internationale Amnesty-Steuerungsgruppe zu "Menschenrechten im digitalen Zeitalter".

Bisherige Preisträger des Amnesty-Filmpreises der Berlinale (Auswahl):

"Myanmar Diaries" von The Myanmar Film Collective (2022)

"Welcome to Chechnya" von David France (2020)

"Espero tua (re)volta" von Eliza Capai (2019)

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