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Westafrika: Menschenrechtler fordern mehr Engagement gegen Müttersterblichkeit
30. September 2010 - Nach dem UN-Weltarmutsgipfel, der im September 2010 in New York stattfand, ist klar: Wenn die Staats- und Regierungschefs der Welt nicht mehr tun, werden sie das Ziel, die Müttersterblichkeit bis 2015 um 75 Prozent zu senken, nicht einhalten können. Für die Menschen im westafrikanischen Sierra Leone ist diese schleppende Entwicklung keine Überraschung.
"Viele Leute verstehen noch immer nicht, dass die Gesundheitsversorgung von Müttern ein Menschenrecht ist. Für die hohe Müttersterblichkeit in unserem Land sind viele verschiedene Faktoren mitverantwortlich. Wenn grundlegende Probleme wie Diskriminierung, der Mangel an Gesundheitseinrichtungen, häusliche Gewalt und Armut nicht angegangen werden, wird auch die bisher geleistete Arbeit untergraben.", sagt Victor L. Koroma aus der Hauptstadt Freetown.
Koroma leitet die "Campaign for the Promotion of Health and Human Rights Activities" und setzt sich für die Abschaffung von Gebühren für medizinische Behandlungen in Sierra Leone ein – mit Erfolg. Im April 2010 beschloss die Regierung, die medizinische Versorgung für schwangere und stillende Frauen zukünftig kostenlos anzubieten. Doch es muss noch mehr getan werden, sagt Victor Koroma: "Die Hilfen müssen über eine kostenlose Gesundheitsversorgung hinausgehen, weil es sehr viel mehr Probleme gibt. Viele Hebammen sind nicht fachgerecht ausgebildet und es fehlen Medikamente und Blutkonserven. Die richtige Ernährung der Schwangeren wird völlig außer Acht gelassen, Medikamente werden ungleich verteilt. Zudem werden viele Menschen aufgrund ihrer ethnischen oder politischen Zugehörigkeit, wegen ihres Geschlechts oder sozialen Status. Regierungen weltweit, Geberstaaten, die UN und die Weltbank müssen alle ihren Beitrag leisten, wenn es darum geht, in einem Land wie Sierra Leone dem täglichen Sterben von schwangeren Frauen ein Ende zu setzen."
Koroma beschreibt die erschütternde Situation, in der sich viele Frauen und Mädchen in Sierra Leone befinden: "Sexuelle Gewalt und Gewalt gegen Frauen sind weit verbreitet; selbst fünfjährige Mädchen werden vergewaltigt. Viele werden mit HIV infiziert. Doch die Regierung tut nichts. Im vergangenen Jahr sind von wahrscheinlich tausenden Fällen nur zwei Personen wegen Gewalt gegen Frauen verurteilt worden."
Die meisten Schwangeren sterben in den ländlichen Gebieten, die weit weg von Krankenhäusern liegen. Viele sterben zu Hause, einige im Taxi, auf dem Motorrad oder auf dem langen Fußweg zum Krankenhaus.
"Viele Frauen müssen zahlreiche Kilometer zu Fuß zurückzulegen, um die kostenlosen medizinische Programme überhaupt in Anspruch nehmen zu können. Manchmal kommen sie zu spät. Wir brauchen ein weitgreifendes Programm, das für die Menschen besser erreichbar sein muss", erklärt Edward Badasenjoh von der Universitätsklinik in der Stadt Njala.
Auch im westafrikanischen Burkina Faso stehen die Menschen vor ähnlichen Herausforderungen. In einem Land, in dem nur 10 Prozent der Menschen moderne Methoden der Empfängnisverhütung anwenden, musste auch die Regierung einräumen, dass das Ziel der Reduzierung der Müttersterblichkeit um 75 Prozent bis 2015 wohl nicht erreicht werden kann. Doch Staatspräsident Compaoré macht sich dafür stark: "Jede Frau hat das Recht darauf, Kinder zu bekommen. Frauen eine sichere Geburt zu ermöglichen ist eine moralische und politische Pflicht der Staats- und Regierungschefs. Es ist an der Zeit, mehr zu tun."
Aktuelle UN-Statistiken zeigen im Durchschnitt einen jährlichen Rückgang der Müttersterblichkeit von 2,3 Prozent seit 1990. Jedoch liegt dieser Wert unter den 5,5 Prozent, die erforderlich wären, um das für 2015 angesetzte Ziel zu erreichen. Den neuen Statistiken zufolge stirbt jetzt nicht mehr jede Minute, sondern alle 90 Sekunden eine Frau während ihrer Schwangerschaft, bei der Geburt oder im Kindbett.
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