Aktuell Syrien 13. Dezember 2016

Aleppo: Berichte über Exekutionen deuten auf Kriegsverbrechen hin

Aleppo: Berichte über Exekutionen deuten auf Kriegsverbrechen hin

Solidaritätsaktion für Aleppo in Paris, Dezember 2016

13. Dezember 2016 - Laut schockierenden Berichten der Vereinten Nationen sind in Ost-Aleppo zahlreiche Zivilpersonen durch die vorrückenden regimetreuen Verbände exekutiert worden. Derartige Hinrichtungen würden ein Kriegsverbrechen darstellen. In einem dringenden Appell fordert Amnesty International die Kriegsparteien auf, die Zivilbevölkerung zu schützen.

Das UN-Menschenrechtsbüro hat berichtet, dass es glaubwürdige Hinweise darauf habe, dass Regierungstruppen und ihre Verbündeten in den vergangenen Stunden bis zu 82 Zivilistinnen und Zivilisten erschossen haben – auf offener Straße oder als sie in deren Häuser eingedrungen sind.

"Die Berichte, wonach Zivilpersonen, einschließlich Frauen und Kinder, kaltblütig massakriert wurden, sind zutiefst verstörend. Sie kommen aber angesichts des bisherigen Verhaltens der syrischen Regierungskräfte nicht unerwartet. Solche außergerichtlichen Hinrichtungen würden ein Kriegsverbrechen darstellen", so Lynn Maalouf, Vizedirektorin im Regionalbüro Beirut von Amnesty International.

In den vergangenen Jahren haben die syrischen Regierungskräfte, unterstützt von Iran und Russland, keinerlei Respekt für das humanitäre Völkerrecht gezeigt. Als Kriegsstrategie haben sie vielmehr die Zivilbevölkerung immer wieder absichtlich ins Visier genommen, sowohl durch Bombardierungen und Belagerungen, als auch durch das massenweise und systematische Foltern und Verschwindenlassen.

Auch Amnesty hat dies in verschiedenen Berichten dokumentiert. Nun, da die Regierung dabei ist, die Kontrolle über ganz Ost-Aleppo zu erlangen, besteht ein großes Risiko, dass tausende Zivilistinnen und Zivilisten, die immer noch eingeschlossen sind, Opfer weiterer Grausamkeiten werden.

Vergangene Woche hatte die UN aus Aleppo berichtet, dass Hunderte Männer und Jungen aus Gebieten unter Regierungskontrolle abgeführt wurden und seither vermisst werden.

"In den vergangenen Monaten haben die Welt und namentlich der UN-Sicherheitsrat zugeschaut, wie Ost-Aleppo zum Massengrab für die Zivilbevölkerung geworden ist. Die Untätigkeit gegenüber derartiger Unmenschlichkeit ist beschämend. Die fehlende Ahndung von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit haben es den Konfliktparteien und namentlich den Regierungskräften erlaubt, derartige Verbrechen in einem massiven Umfang zu verüben", so Lynn Maalouf.

Gegenwärtig können die Verletzten nicht evakuiert werden. Diejenigen, die versuchen, zu fliehen, riskieren erschossen oder verschleppt und gefoltert zu werden. Amnesty fordert die Verbündeten des Regimes dringend auf, ihren Einfluss geltend zu machen und sicherzustellen, dass humanitäre Helferinnen und Helfer und unabhängige Beobachterinnen und Beobachter Zugang nach Ost-Aleppo erhalten, sodass die versehrte Zivilbevölkerung versorgt und vor Folter und Verschwindenlassen geschützt werden kann.

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