Erfolg Aktuell Guatemala 16. Mai 2013

Guatemala: Historischer Schritt im langen Kampf um Gerechtigkeit

Die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu (rechts) mit der Angehörigen eines Opfers des Bürgerkrieges bei der Verkündung d

Die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu (rechts) mit der Angehörigen eines Opfers des Bürgerkrieges bei der Verkündung d

10. Mai 2013 - Die Verurteilung des ehemaligen Präsidenten von Guatemala, General Efraín Ríos Montt wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschheit ist ein historischer Schritt im langen Kampf um Gerechtigkeit. Für seine Rolle als intellektueller Verantwortlicher für den Tod von 1.771 Personen und die Zwangsumsiedlung von zehntausenden Menschen wurde Ríos Montt zu 80 Jahren Haft verurteilt.

Der Schwerpunkt des internen bewaffneten Konflikts hatte im Ixil-Dreieck im südlichen Quiché gelegen und während der Herrschaft von Ríos Montt in den Jahren 1982 und 1983 seinen Höhepunkt erreicht. Der unter seiner Regierung amtierende Kopf des Geheimdienstes, General José Mauricio Rodríguez Sánchez, wurde dieser Verbrechen nicht für schuldig befunden. Nach Angaben der UN-Wahrheitskommission wurden in Guatemala während des 36 Jahre dauernden Bürgerkrieges (1960-1996) rund 200.000 Menschen getötet. Über 80% von ihnen waren Maya-Nachkommen.

Mit dem Urteil ist Guatemala Vorbild in einer Region, in der die Straflosigkeit für Verbrechen der Vergangenheit tief verwurzelt ist und bis heute zur traurigen Normalität gehört. Guatemala muss diesen historischen Moment nun fortführen und sicherstellen, dass alle, die für Mord, Folter, Vergewaltigung und Verschwindenlassen der zehntausenden von Personen beteiligt waren, vor Gericht kommen.

Obwohl es in der letzten Zeit Bemühungen gegeben hat, das Justizsystem zu stärken und Rechenschaft über vergangene Verbrechen ablegen zu lassen, zeigt sich das guatemaltekische Militär bei der Aufklärung von Gewalttaten, die während des internen bewaffneten Konflikts begangen wurden, nicht kooperativ. Die Armee verweigert sich bis heute, für die Aufklärung von Tötungen, gewaltsamem Verschwindenlassen, der Nutzung von Vergewaltigungen als Waffe und anderer während des Bürgerkriegs verübter Verbrechen Informationen zu liefern.

Die Verweigerung, entsprechende Dokumente herauszugeben, bedeutet eine große Belastung für die Familien der Opfer, die für Gerechtigkeit kämpfen oder zumindest wissen wollen, was mit ihren Angehörigen geschah.

Amnesty International hofft, dass das Urteil die herrschende Regierung an ihre Verpflichtung gegenüber den Opfern des bewaffneten Konflikts erinnert, und fordert, dass der Präsident die Gelegenheit ergreift, um eine nachhaltige Kooperation der Armee bei den Untersuchungen der Vergangenheit einzufordern.

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