Guantánamo-Häftling in Gefahr

Die Sorge um das Wohlergehen und die Sicherheit von Adnan Farhan Abdul Latif nimmt nach dem mutmaßlichen Selbstmord des jemenitischen Staatsbürgers Mohammed Ahmed Abdullah Saleh al-Hanashi in Guantánamo am 1. Juni 2009 weiter zu. Mohammed al-Hanashi wurde 31 Jahre alt.

Appell an

US-PRÄSIDENT
President Barack Obama
The White House,
1600 Pennsylvania Avenue NW,
Washington DC 20500
USA
(korrekte Anrede: Dear Mr. President)
E-Mail: president@whitehouse.gov
Fax: (00 1) 202 456 2461

JUSTIZMINISTER
The Honorable Eric H. Holder
Attorney General, US Department of Justice
950 Pennsylvania Avenue NW,
Washington DC 20530-0001, USA
(korrekte Anrede: Dear Attorney General)
Fax: (001) 202 307 6777
E-Mail: AskDOJ@usdoj.gov

PRÄSIDENT DES JEMEN
His Excellency General 'Ali 'Abdullah Saleh
Office of the President of the Republic of Yemen
Sana'a, JEMEN (korrekte Anrede: Your Excellency)
Fax: (00 967) 127 4147

KOPIEN AN
BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA
Herrn John Monroe Koenig, Gesandter Botschaftsrat (Geschäftsträger a.i.)
Pariser Platz 2, 10117 Berlin
Fax: 030 8305 1050
E-Mail: über http://germany.usembassy.de/email/feedback.htm

BOTSCHAFT DER REPUBLIK JEMEN
S.E. Herr Mohammed Lutf Mohammed Al-Eryani
Budapester Str. 37, 10787 Berlin
Fax: 030-8973 0562
E-Mail: botschaft-jemen@freenet.de oder
Info@Botschaft-Jemen.de oder
konsulat@botschaft-jemen.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch bzw. Arabisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 22. Juli 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

Please send appeals to arrive as quickly as possible, in English or your own language:
To US authorities:

  • expressing concern for Adnan Farhan Abdul Latif following the reported suicide of Mohammed al-Hanashi and for the physical and psychological health of others held in Guantánamo’s psychiatric ward;
  • calling for Adnan Farhan Abdul Latif to be given access to independent medical health experts and for his conditions of detention to be improved, particularly an end to his isolation;
  • calling on the US government to give Amnesty International and United Nations experts immediate and unrestricted access to visit the detainees held at Guantánamo, including those in the psychiatric ward.

To the Yemeni authorities

  • calling on the authorities to make immediate representations to US authorities on behalf of Adnan Farhan Abdul Latif requesting that he be returned to Yemen without delay if he is not to be fairly tried.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE AN DIE US-BEHÖRDEN, IN DENEN SIE

  • aufgrund der Berichte über den Selbstmord von Mohammed al-Hanashi ihre Sorge um Adnan Farhan Abdul Latif und die physische und psychische Gesundheit der anderen Häftlinge in der psychiatrischen Abteilung in Guantánamo zum Ausdruck bringen;

  • fordern, dass Adnan Farhan Abdul Latif der Zugang zu einem unabhängigen Facharzt gewährt wird und dass seine Haftbedingungen verbessert werden, insbesondere durch ein Ende der Einzelhaft;

  • die US-Regierung auffordern, dass Experten von Amnesty International und den Vereinten Nationen unverzüglich und uneingeschränkt Zugang zu den Häftlingen in Guantánamo, inklusive derer in der psychiatrischen Abteilung, gestattet wird.

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE AN DEN JEMENITISCHEN PRÄSIDENTEN, IN DENEN SIE

  • fordern, dass die jemenitischen Behörden bei den US-Behörden vorstellig werden und fordern, dass er unverzüglich in den Jemen zurückgebracht wird, wenn er in den USA kein faires Verfahren erhält.

Sachlage

Seit September 2008 hat Adnan Farhan Abdul Latif mehrere Selbstmordversuche unternommen, zuletzt am 10. Mai 2009, als er sich während eines Treffens mit seinem Anwalt ein Handgelenk aufschlitzte. Er wird seit mehr als sieben Jahren ohne Anklageerhebung in Guantánamo festgehalten. Er leidet unter schweren psychischen Störungen, hat eine Reihe physischer Beschwerden und wird zurzeit aufgrund von Hals- und Magenschmerzen dreimal täglich durch die Nase zwangsernährt.

Die US-Regierung hat bekannt gegeben, dass die zuständige Abteilung der US-Marine eine Untersuchung eingeleitet hat, um die Todesumstände von Mohammed al-Hanashi aufzuklären. Sein Leichnam wurde zu seiner Familie in den Jemen überstellt.
Amnesty International ist weiterhin äußerst besorgt um den psychischen und physischen Gesundheitszustand von Adnan Farhan Abdul Latif.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Mohammed al-Hanashi soll in Guantánamos psychiatrischer Abteilung, in der auch Adnan Farhan Abdul Latif seit mindestens November 2008 in Einzelhaft sitzt, Selbstmord begangen haben. In den vergangenen Monaten soll mindestens ein weiterer Gefangener einen Suizidversuch unternommen haben, während er in dieser Abteilung einsaß. Es wird davon ausgegangen, dass sich zurzeit sechs Männer in der psychiatrischen Abteilung befinden.

Die Ergebnisse einer von US-Präsident Obama angeordneten Untersuchung der Haftbedingungen in Guantánamo wurden im Februar 2009 veröffentlicht. Die Überprüfung beinhaltete einige zu begrüßende Empfehlungen, unter anderem verstärkte gemeinschaftliche Aktivitäten, Bildungs- und Erholungsprogramme und die Empfehlung, Wege zu finden, um durch Telefonate und Familienbesuche eine bessere Verbindung zur Außenwelt zu schaffen. Inwieweit diese Empfehlungen tatsächlich umgesetzt wurden, ist bisher nicht bekannt.

Die empfohlenen Verbesserungen dürften aber nicht für alle Inhaftierten zutreffen. Diejenigen, die als "nicht kooperativ" eingestuft werden, können weiterhin 22 Stunden am Tag in Einzelzellen ohne Fenster eingesperrt werden. Amnesty International begrüßt einige der Empfehlungen, unter anderem diejenige, die der US-Regierung nahe legt, "in Betracht zu ziehen, Nichtregierungsorganisationen und qualifizierte internationale Organisationen einzuladen, BeobachterInnen nach Guantánamo zu schicken". Eine solche Einladung wäre jedoch nur dann von Bedeutung, wenn die BeobachterInnen mit den Häftlingen unter vier Augen sprechen könnten und Zugang zu sämtlichen Bereichen der Anstalt, auch der psychiatrischen Abteilung, erhielten.

Mit dem Tod von Mohammed Ahmed Abdullah Saleh al-Hanashi steigt die Zahl der Häftlinge, die in Guantánamo Selbstmord begangen haben sollen, auf fünf. Die anderen Toten sind zwei Saudi-Arabier und ein Jemenit im Juni 2006 und ein weiterer saudi-arabischer Staatsbürger im Mai 2007.