Pressemitteilung 23. März 2009

China grausamer Weltmeister 2008 bei Todesstrafe, Europa muss Todesstrafe endgültig abschaffen

Todesstrafe weltweit auf dem Rückzug, doch China richtet weltweit häufiger hin als der Rest der Welt zusammen

BERLIN, 23.03.2009 - In keiner Region dieser Erde wurden im Jahr 2008 mehr Menschen hingerichtet als in Asien. Allein die Volksrepublik China war mit mindestens 1.718 Fällen für über 70 Prozent aller weltweiten Hinrichtungen verantwortlich, die Dunkelziffer lag vermutlich um ein Vielfaches höher. Zu diesem Ergebnis kommt Amnesty International in ihrem jährlichen Bericht Todesstrafe, den die Menschenrechtsorganisation heute veröffentlicht hat. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr mindestens 2.390 Menschen in 25 Ländern hingerichtet und wenigstens 8.864 in 52 Ländern zum Tode verurteilt. In Europa wendet mit Belarus/Weißrussland nur noch ein Staat die Todesstrafe an und richtete seit 1991 schätzungsweise 400 Menschen hin.

"Die Todesstrafe ist eine grausame, erniedrigende und in höchstem Maße unmenschliche Strafe. Enthaupten, Erhängen, Erschießen, Steinigen, der Elektrische Stuhl und die Giftspritze haben im 21. Jahrhundert keinen Platz," sagte Oliver Hendrich, Anti-Todesstrafen-Experte bei Amnesty International in Deutschland. Viele Todeskandidaten müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen im Todesstrakt ausharren. In Japan zum Beispiel werden die Verurteilten erst am Tag ihrer Hinrichtung über die bevorstehende Vollstreckung informiert. Ihre Familien erfahren erst viel später und nachdem die Hinrichtung erfolgt ist, von der Tötung des Angehörigen. "Die Todesstrafe ist ein legalisiertes körperliches und seelisches Folterinstrumentarium, das in der staatlich organisierten Tötung endet," sagte Hendrich. "Damit muss auch in Europa endlich Schluss sein." Belarus ist das letzte europäische Land, das die Todesstrafe verhängt und durch Erschießungen exekutiert.

Im vergangenen Jahr haben mit Argentinien und Usbekistan zwei weitere Staaten die Todesstrafe aus ihren Gesetzen verbannt. Weltweit sind es 138 Staaten, die sie per Gesetz abgeschafft haben oder in der Praxis nicht mehr anwenden. "Die Welt rückt näher in Richtung weltweiter Abschaffung," urteilte Hendrich. "Doch jede Hinrichtung ist eine zuviel und noch sprechen zu viele Staaten, oft nach unfairen Strafprozessen, Todesurteile aus."

Hinweise: Anbei senden wir Ihnen eine deutschsprachige Zusammenfassung des Amnesty-Reports zur Todesstrafe 2008 und dessen englischsprachige Langfassung. Weltkarten, Länderlisten, Einzelfälle, Interviewpartner und Positionspapiere sowie audiovsiuelles Material erhalten Sie in der Pressestelle unter Telefon 030 / 420 248 314 oder E-Mail presse@amnesty.de. Nach Ablauf der Sperrfrist finden Sie alle Materialien auch unter www.amnesty.de/todesstrafe-2009. In dringenden Fällen können Sie die zuständige Pressesprecherin Barbara Hohl auch mobil erreichen unter Telefon 0151 / 52702172. Zu Belarus wird es einen weiteren, separaten Report geben, der am 24.03.2009 in Minsk auf einer Pressekonferenz vorgestellt werden wird.

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