DEINE SPENDE KANN LEBEN RETTEN!
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DEINE SPENDE WIRKT!
"Wir werden weiterkämpfen!"
Aktion während des "Human Rights Camps" vor der griechischen Insel Lesbos am 18. Juli 2013.
© Amnesty International / Giorgos Moutafis
Vom 13. bis 20. Juli 2013 fand auf der griechischen Insel Lesbos das von Amnesty International organisierte "Human Rights Camp" statt. Aktivistinnen und Aktivisten aus 20 Ländern waren dort zusammengekommen, um auf die katastrophale Situation der Flüchtlinge aufmerksam zu machen. Mit dabei war auch Nina Schneider aus Deutschland.
Nina Schneider (32) kam durch ein Praktikum im Generalsekretariat von Amnesty International 2004 zur Flüchtlingsarbeit und engagiert sich seitdem in verschiedenen Amnesty-Gruppen. Sie hat Jura und Menschenrechte studiert und ist als Fraktionsreferentin im Kieler Landtag unter anderem für Flüchtlingspolitik zuständig.
Am Samstag endete das von Amnesty International organisierte "Human Rights Camp" auf Lesbos. Sieben intensive und spannende Tage liegen hinter mir. Nun bin ich wieder zuhause. Ich will den Schwung aus dem Camp nicht verlieren, habe aber trotzdem das Gefühl, in einer anderen Welt gelandet zu sein.
In der "Amnesty-Bubble", wie wir liebevoll unser Camp genannt haben, war das Aktivismus-Karussell in voller Fahrt.Abgeschnitten von der Welt konnten wir unsere volle Konzentration 14, 15 Stunden am Tag darauf richten, Aktionen zu planen, die der Kampagne für einen besseren Schutz für Flüchtlinge Gehör verschaffen sollten.
60 hoch engagierte Menschen haben über alle Ländergrenzen hinweg zusammen gearbeitet, als hätten wir nie etwas anderes getan. Bei der Kunstinstallation mit Videos und Bildern zur Flüchtlingsthematik in Molivos, dem Dorf, in dem wir für eine Woche Gäste waren, haben wir viel Zustimmung von Einheimischen und vonTouristinnen und Touristen erfahren.
Arbeiteten über alle Ländergrenzen hinweg gut und eng zusammen: Teilnehmerinnen und Teilnehmer des "Human Rights Camps" auf Lebos bei einem Workshop.
© Amnesty International / ni_lind
Die Menschen vor Ort können genauso wenig wie wir verstehen, warum die EU ihre Augen und Ohren verschließt, vor der Ungeheuerlichkeit, die sich in dem Meer abspielt, das Europa hier wie ein Festungsgraben umgibt. Für sie ist es traurige Normalität geworden, Flüchtlinge auf der Suche nach Schutz und Hilfe in den frühen Morgenstunden an ihren Häusern vorbeiziehen zu sehen.
Innerhalb kürzester Zeit werden die Flüchtlinge meistens von der Polizei eingesammelt und weiß Gott wohin gebracht. Die Einwohnerinnen und Einwohner bestätigen die Recherchen von Amnesty International, dass es vor der Insel zu illegalen "Push-back"-Operationen kommt.
Dabei werden die in der Nacht übersetzenden Flüchtlinge in ihren Booten von der Küstenwache abgefangen, bevor sie die griechische Küste erreichen, und dann vor die türkische Küste zurückgeschleppt, wo ihre ohnehin schon kaum seetauglichen Boote endgültig untauglich gemacht werden, indem der Motor zerstört oder das Schlauchboot zerstochen wird.
Den Einwohnerinnen und Einwohner zufolge häufen sich die Berichte über solche Operationen. Sie erzählen uns von nasser Kinderkleidung oder einzelnen Schuhen, die sie beim Spaziergang am Strand finden. Ob diese traurigen Hinterlassenschaften von Flüchtlingen stammen, die es ans Ufer geschafft haben, oder von jenen, für die das Mittelmeer zum nassen Grab geworden ist, lässt sich nicht sagen.
Eigentlich können nur Unmenschen diese untragbare Situation vor ihrer Haustür dulden. Trotzdem lässt sich Europas Herz bislang nicht erweichen. Jedes Fährunglück in einem x-beliebigen Land erhält mehr Aufmerksamkeit als die Tausenden von Toten vor den Küsten der EU. Die Anstrengungen der Menschen auf Lesbos, die Situation der Flüchtlinge mit warmer Kleidung, einem warmen Wort oder medizinischer Fürsorge wenigstens ein wenig zu mildern, sind ein Tropfen auf den heißen Stein. Auch dies wäre eigentlich Aufgabe der EU: die Flüchtlinge dort aufzunehmen, wo sie ankommen und ihnen die nötige Versorgung zukommen lassen - zusätzlich zu einem fairen Asylverfahren. Aber die EU sieht nicht hin und schweigt.
Mit dem Camp auf Lesbos wollten wir dazu beitragen, dass sich das endlich ändert.
Drei aus unserer Sicht erfolgreiche Aktionen liegen hinter uns. Aktionen, die nachwirken.
Bei der ersten Aktion haben die Menschen, die wir in Molivos getroffen haben, mit Graffiti eine Botschaft für das Europäische Parlament vorbereitet: "Stop the push-backs".
Graffiti mit Botschaft an die EU: Aktion in Molivos auf Lesbos.
© Amnesty International / sophiew44
In allen Amnesty-Sektionen sollen diese Aktionswände entstehen, die den Hintergrund für eine Mahnwache liefern. Außerdem konnten wir an diesem Abend viele Unterschriften für unsere Petitionen sammeln.
Bei der zweiten Aktion haben wir am Donnerstagabend eine Fotoaktion mit dem Fotografen Giorgos Moutafis vor Lesbos organisiert, um ein Ende der "Push-Backs zu fordern: wir sind mit einem Boot im Hafen von Molivos abgelegt, an der Seite ein kaum zu übersehendes Banner: "S.O.S. Europa".
"S.O.S. Europa": Aktion während des "Human Rights Camps" vor der Insel Lesbos am 18. Juli 2013. (Video auf YouTube ansehen).
Am Freitag zogen wir dann in einem "Trauermarsch" zum Gebäude der Hafenbehörde in Mytilini, um dagegen zu protestieren, dass dort Flüchtlinge inhaftiert werden.
"No more push-backs!": Protest vor dem Gebäude der Hafenbehörde in Mytilini am 19. Juli 2013.
© Amnesty International / KarmaCowgirl
Die bei diesen drei Aktionen entstandenen Bilder und die Videos sollen unsere Position deutlich sichtbar machen: dass Europa nicht einfach wegschauen kann, so lange vor unseren Küsten illegale, unmenschliche Aktionen gegen Flüchtlinge durchgeführt werden.
Zahlreiche weitere gute Ideen für Aktionen haben wir im Camp gesammelt, die wir den Amnesty-Sektionen bereitstellen werden, um mit gemeinsamer Kraft für die Menschenrechte der Flüchtlinge einzutreten.
Die entscheidende Arbeit fängt damit jetzt erst an. Ziel ist es, alles dafür zu tun, dass die 70.000 Unterschriften für die Petition gegen "Push-backs" zusammen kommen, und die EU nicht anders kann, als diese inhumane und illegale Praxis sofort einzustellen.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Camps haben sich in die Hand versprochen, weiter zu machen und weiter zu kämpfen, damit wir dieses Ziel erreichen. Wer bei voller Fahrt vom Karussell springt, kommt nur dann ins Stolpern, wenn er oder sie nicht weiterläuft.
Und wir werden weiterlaufen!
Macht auch ihr mit und setzt euch jetzt für die Rechte der Flüchtlinge ein:
Beteiligt euch an der Online-Petition von Amnesty International und fordert ein Ende der illegalen Zurückweisungen und der willkürlichen Inhaftierung von Flüchtlingen in Griechenland! Hier geht es zur Petition - jetzt mitmachen: http://www.amnesty.de/stoppushbacks