Amnesty Journal Pakistan 26. Juli 2018

Wischen und waschen für die Reichen

Eine Frau mit Putzschwämmen steht in einem Aufzug

Eine bessere Zukunft für die Tochter. Maniu in einem Wohntower auf Madh Island in Mumbai.

Ohne sie wäre das Leben der Wohlhabenden Indiens und Pakistans undenkbar: Millionen Haushaltshilfen sorgen für saubere Wohnungen – unter miserablen Bedingungen.

Von Judith Döker (Text und Fotos)

In den großen Städten Indiens sieht man die Haushaltshilfen in bunten Saris und mit raschelnden Fußkettchen den ganzen Tag über von Haushalt zu Haushalt eilen. Die meisten von ihnen sind Frauen, aber auch Männer und Kinder gehen putzen. Ebenso wie Spülen und Wäschewaschen gilt das als niedere Tätigkeit und ist deshalb den Armen und Ungebildeten des Subkontinents vorbehalten. Dieses Bedienstetensystem hat seine Wurzeln nicht etwa im Kastensystem, sondern ist ein Relikt aus ­Kolonialzeiten. Es hält sich bis heute.

Groben Schätzungen zufolge arbeiten allein in Indien mehr als vier Millionen Menschen als Hausangestellte, die meisten von ihnen Mädchen und Frauen. Arbeitsrechtlichen Schutz genießen sie keinen: Weder ein Mindestalter noch ein Mindestlohn oder die Einhaltung bestimmter Ruhezeiten werden vom Gesetzgeber geregelt. Auch das Mutterschutzgesetz findet bei Hausangestellten keine Anwendung, obwohl viele Frauen dringend darauf angewiesen wären.

Arbeitstage von bis zu 18 Stunden, für wenig mehr als drei Euro am Tag, sind keine Seltenheit. Erschwerend kommt hinzu, dass sowohl die indische als auch die pakistanische Gesellschaft sehr hierarchisch strukturiert ist. Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Schichten findet kaum statt. Die meisten Haushalte halten ganz selbstverständlich separates Geschirr für die Haushaltshilfen bereit, manchmal auch separate Toiletten. Gibt es diese nicht, müssen die Angestellten schauen, wo sie ihre Notdurft verrichten. In den Badezimmern der Arbeitgeber jedenfalls nicht.

Das Problem vieler Hausangestellter sind aber nicht nur ihre prekären Arbeitsbedingungen, sondern auch ihr privates Umfeld, das nicht selten von Alkoholismus oder häuslicher Gewalt geprägt ist. Was sie eint, ist der Wunsch nach einer besseren Arbeit für ihre Kinder. So viel wie möglich von dem wenigen Geld, das sie verdienen, stecken sie deshalb in deren Schulbildung.

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