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"Welche Polizei ich mir wünsche"
Markus N. Beeko, Generalsekretär der deutschen Amnesty-Sektion.
© Bernd Hartung
Markus N. Beeko, Generalsekretär der deutschen Amnesty-Sektion, über unsere Polizei.
Kennen Sie "Oskar, der freundliche Polizist"? Er war für mich als Kind der prägende Polizist. Im allwöchentlichen Comic des Kölner Stadt-Anzeigers begrüßte uns der verschmitzt lächelnde Polizeibeamte, bundesrepublikanisch in Grün-Beige gewandet und den obligatorischen Schnäuzer gutgelaunt gezwirbelt, zu launigen Geschichten aus dem Polizeialltag. Oskar leitete jede Situation souverän und freundlich in geregelte Bahnen und sorgte in Köln scheinbar mühelos für Recht und Ordnung.
Der lokale Kontaktbeamte des Ehrenfelder Polizeireviers kam "Oskar" schon nahe. Mein Kindesbild des "Freund und Helfers" wurde ergänzt von der berittenen Polizei im Karneval sowie von zwei Onkeln, die Polizisten waren. Dann kamen Friedensdemos, Brokdorf, Castortransporte. Wasserwerfer, Brustpanzer und Helme, hinter denen man weniger verschmitzte Schnäuzer vermutete. Aber auch weibliche Polizistinnen und junge coole Beamte tauchten auf, wie einer unserer Nachbarssöhne. Und in mir reifte die Erkenntnis, was für ein Knochenjob der Polizeiberuf ist. Ich versuche, wann immer möglich, Anerkennung und Dank zu zeigen.
Auf meinem Tisch bei Amnesty liegen Dokumentationen gewaltsamer Übergriffe durch Polizeibeamte. People of Colour oder Roma schildern darin Schikanen und respektlose Behandlung. Dort liegen Expertisen über internationale Grundsätze diskriminierungsfreier Polizeiarbeit, die in Deutschland kaum umgesetzt werden. Ich fühle mich ohnmächtig, wenn Familienmitglieder von herablassender Behandlung berichten und ich nicht weiß, wie ich sie schützen kann.
Aber ich weiß, welche Polizei ich mir wünsche. Eine Polizei, bei der ich mich nicht frage, ob der vor mir stehende Beamte zu denen gehört, die in Chats prahlen, gerne mal auf Schwarze schießen zu wollen, oder die Flüchtlinge verhöhnen. Eine Polizei, bei der ich das Hakenkreuz in unserem Treppenhaus anzeigen kann, ohne belächelt zu werden. Wenn Amnesty um Schutz für eine Flüchtlingsfamilie bittet, vor deren Tür nachts Maskierte mit Baseballschlägern auftauchen, möchte ich eine Polizei, die nicht abwiegelt, "das seien doch nur betrunkene Jugendliche". Eine Polizei, bei der ich darauf vertraue, dass sie uns alle vor rechter Gewalt und Hetze schützt.
Für eine solche Polizei braucht es engagierte Polizistinnen und Polizisten. Die haben wir zuhauf. Aber haben wir auch Innenminister, die aus dem NSU-Skandal gelernt haben? Die nicht darüber streiten, wie viele rechtsextreme Netzwerke es bei Sicherheitsbehörden gibt, sondern entschlossen gegen diese vorgehen? Innenminister, die eine Antirassismus-Ausbildung und unabhängige Beschwerde- und Meldestellen als Standard etablieren? Und damit Betroffenen helfen und jene Polizistinnen und Polizisten nicht alleine lassen, die kriminelle Umtriebe bei Kolleginnen und Kollegen beobachten und melden wollen. Haben wir Innenminister, die sich für Schwarze, Juden, LGBTI und Menschen mit Migrationshintergrund als Polizistinnen und Polizisten stark machen, anstatt entschuldigend auf ein "gesellschaftliches Rassismusproblem" zu verweisen?
Wo sind die Innenminister, die unsere Polizistinnen und Polizisten dabei unterstützen, die "beste, anti-extremistische, anti-rassistische, anti-antisemitische und anti-homophobe Polizei" zu werden?
Markus N. Beeko ist Generalsekretär der deutschen Amnesty-Sektion.