Pressemitteilung Aktuell Deutschland 04. Dezember 2019

Amnesty-Umfrage: 6 von 10 Deutschen fordern bessere Regulierung beim Datenschutz

Illustration einer Person mit Smartphone in der Hand.. Über ihr schwebt eine Gedankenblase, die als Cloudsymbol dargestellt ist. Das Symbol wir von einer großen Hand festgehalten und symbolisiert Datendiebstahl.
  • Die Umfrage zeigt, dass Deutschland sich vorsichtig durchs Internet bewegt
  • Der Zugang zu Onlinediensten darf nicht an die Bedingung geknüpft sein, die Kontrolle über die eigenen Daten zu verlieren
  • Die Werte aus Deutschland sind Teil einer internationalen Befragung: Teilgenommen haben knapp 10.000 Menschen aus neun verschiedenen Ländern, darunter auch Brasilien, Indien, Südafrika und die USA
  • Die Zahlen aus Deutschland weichen in einigen Punkten von internationalen Trends ab  
  • Der aktuelle Amnesty-Bericht zum Geschäftsmodell von u.a. Google und Facebook als Gefahr für die Menschenrechte ist hier zu finden ­ ­

Aus einer neuen Amnesty-Umfrage geht hervor, dass 63 Prozent der Befragten in Deutschland sich einen besseren Schutz ihrer Rechte durch staatliche Regulierung der Tech-Giganten wünschen. Nur 16 Prozent sehen keinen Regulierungsbedarf. 53 Prozent haben Bedenken, was die Erhebung und Verwendung ihrer persönlichen Daten durch große Technologieunternehmen angeht.

Deutschland liegt damit unter den internationalen Durchschnittswerten (73 Prozent bzw. 71 Prozent). Jedoch zeigen die Zahlen, dass Deutschland sich vorsichtig durchs Internet bewegt: Ein knappes Drittel vermeidet einzelne Plattformen und jeder Fünfte versucht, persönliche Informationen wie Alter oder sexuelle Orientierung im Netz geheim zu halten. Die Befragung wurde über das britische Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführt.

"Die Ergebnisse der Amnesty-Umfrage unterstreichen, dass die Menschen im Internet aktiv sein wollen, ohne gezwungen zu sein, von Konzernen wie Google oder Facebook ausgespäht zu werden", sagt Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland. "Und es wird auch deutlich, dass sich der Großteil der Bevölkerung ein konsequentes Eingreifen der Bundesregierung gegen die dauerhaften Verletzungen ihrer Privatsphäre wünscht."

Die Umfrageteilnehmer, die sich Sorgen um die Erhebung ihrer persönlichen Daten machen, stören sich am stärksten an der Verletzung ihres Rechts auf Privatsphäre (72 Prozent). Eine Mehrheit (58 Prozent) fürchtet zudem, die Kontrolle über ihre persönlichen Daten zu verlieren (internationaler Vergleich: 62 Prozent und 59 Prozent). 

Die Umfrageergebnisse spiegeln die Analyse von Amnesty International wider, dass das Geschäftsmodell von Facebook und Google systemische Verletzungen von Menschenrechten in Kauf nimmt. Im November veröffentlichte Amnesty einen detaillierten Bericht, der aufzeigt, dass das auf umfassender Erfassung und Überwachung basierende Geschäftsmodell der beiden Tech-Giganten mit dem Recht auf Privatsphäre und informationelle Selbstbestimmung unvereinbar ist. Zu diesem Recht gehört die Wahrung des Privatlebens, die Kontrolle über persönliche Informationen und das Recht auf einen Raum, in dem man sich frei entfalten kann. Der Bericht unterstreicht zudem, dass dieses Geschäftsmodell noch eine ganze Reihe weiterer Rechte fundamental bedroht, so zum Beispiel die Rechte auf Meinungs-, Gedanken- und Versammlungsfreiheit sowie das Recht auf Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung.

Amnesty International fordert Regierungen auf, das auf Überwachung basierende Geschäftsmodell umzukrempeln und Bürger vor Menschenrechtsverstößen durch Konzerne zu schützen.

Insgesamt wurden rund 10.000 Personen aus neun verschiedenen Ländern (Brasilien, Dänemark, Ägypten, Frankreich, Deutschland, Indien, Norwegen, Südafrika und USA) zu ihrer Einstellung hinsichtlich Online-Datenschutz und der Rolle der Tech-Giganten befragt. In Deutschland nahmen 1.001 Erwachsene an der Befragung teil.

Hinweis zu den Daten
Soweit nicht anders angegeben, stammen alle Zahlen von YouGov Plc. Befragt wurden insgesamt 9.312 Erwachsene. Die Umfrage in den beteiligten Ländern lief vom 17. Oktober bis zum 1. November 2019 und wurde online durchgeführt. Alle Werte wurden gewichtet und sind repräsentativ gemessen an der Bevölkerungszahl. In Deutschland wurden 1.001 Erwachsene zwischen dem 17. und 24. Oktober 2019 befragt.

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