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Kadri Gürsel: Seit dem 31. Oktober 2016 in Haft
Der türkische Journalist Kadri Gürsel
© Privat
Kadri Gürsel wurde im Herbst 2016 gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Zeitung "Cumhuriyet" festgenommen. Eine Kolumne über den türkischen Präsidenten Erdoğan wurde ihm zum Verhängnis.
Kadri Gürsel gehört zu den neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Tageszeitung "Cumhuriyet", die im Herbst 2016 festgenommen wurden. "Gäbe es Beweise zur Untermauerung der gegen uns vorgebrachten Anschuldigungen, dann hätte der Prozess längst begonnen", schreibt Gürsel aus dem Gefängnis. "Während die Zeit vergeht, wird unsere Inhaftierung zur Strafe."
Dreißig Jahre lang arbeitete Gürsel als Journalist mit dem Schwerpunkt internationale Beziehungen. Im Jahr 1995 entführte ihn die PKK und hielt ihn 26 Tage lang fest. Diese Erfahrung verarbeitete er später in dem Buch Dağdakiler ("Die auf dem Berg sind").
Gürsel hatte im Juli 2016, kurz vor dem gescheiterten Putschversuch, eine Kolumne mit dem Titel "Erdoğan möchte unser Vater sein" veröffentlicht, und wurde deshalb später wegen terroristischer Straftaten angeklagt.
In der Kolumne schrieb Gürsel, dass Erdoğan sich der Bevölkerung aufzwingen wolle, und deutete an, dass man gegen ihn rebellieren müsse, ähnlich wie Mohamed Bouazizi in Tunesien. Dieser hatte sich im Januar 2011 selbst angezündet und damit eine Revolution ausgelöst, die zum Sturz des damaligen Präsidenten Ben Ali führte. Bei seinem Text handle es sich um schwarzen Humor, sagte Gürsel vor Gericht. "Mein Mann zahlt einen hohen Preis dafür, dass er offen seine Meinung geäußert hat", sagt Gürsels Ehefrau Nazire. "Unser zehnjähriger Sohn hat seinen Vater seit seiner Inhaftierung nur einmal gesehen. Er versteht nicht, warum uns das passiert."
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