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Medizinische Behandlung verweigert

Ägypten - Streetart
© Amnesty International
Ein Mediziner des Tora-Gefängnisses hat angeordnet, dass Mostafa Ibrahim Mohamed Ahmed wegen Schmerzen im Brustraum im Gefängniskrankenhaus geröntgt wird. Dies ist allerdings noch nicht geschehen. Er, drei weitere Aktivisten und eine Aktivistin hatten Rechtsmittel gegen ihre Verurteilung eingelegt. Die Entscheidung des Gerichts wird für den 27. Januar erwartet.
Appell an
VORSITZENDER DES NATIONALEN MENSCHENRECHTSRATS
Mohamed Fayek
National Council for Human Rights
69 Giza St. - next to the Embassy of Saudi Arabia
Cairo, ÄGYPTEN
(Anrede: Dear Mr Fayek / Sehr geehrter Herr Fayek)
Fax: (00 202) 3 762 4852 oder
(00 202) 3 762 4229
E-Mail: Nchr@nchr.org.eg
Twitter: @nchregypt
JUSTIZMINISTER
Ahmed El-Zend
Lazoughly Square
Ministry of Justice, Downtown
Cairo, ÄGYPTEN
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Sende eine Kopie an
STELLVERTRETENDE BEAUFTRAGTE FÜR MENSCHENRECHTE IM AUSSENMINISTERIUM
Mahy Hassan Abdel Latif
Ministry of Foreign Affairs
Corniche al-Nil
Cairo, ÄGYPTEN
E-Mail: contact.us@mfa.gov.eg
Twitter: @MfaEgypt
BOTSCHAFT DER ARABISCHEN REPUBLIK ÄGYPTEN
S. E. Herrn Badr Ahmed Mohamed Abdelatty
Stauffenbergstraße 6-7
10785 Berlin
Fax: 030-477 1049
E-Mail: embassy@egyptian-embassy.de
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 2. März 2016 keine Appelle mehr zu verschicken.
Amnesty fordert:
FAXE, E-MAILS, LUFTPOSTBRIEFE UND TWITTERNACHRICHTEN MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN
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Hiermit bitte ich Sie, Mostafa Ibrahim Mohamed Ahmed die dringend erforderliche medizinische Untersuchung und Behandlung zu gewähren.
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Bitte stellen Sie sicher, dass sowohl die Urteile als auch die Strafen gegen Ahmed Said, Mostafa Ibrahim Mohamed Ahmed, Karim Khaled Fathy, Mohamed Abdel-Hamid und Gamila Seryel-Dain aufgehoben und die fünf Aktivist_innen umgehend freigelassen werden. Einige der Anklagen, wie "Versammlung ohne Genehmigung", verstoßen gegen das Recht auf Versammlungsfreiheit und andere Menschenrechte, während andere, wie "Verkehrsbehinderung", unbegründet sind.
- Leiten Sie bitte sofort eine unabhängige und unparteiische Untersuchung der Foltervorwürfe ein und sorgen Sie dafür, dass die Verantwortlichen in einem fairen Gerichtsverfahren ohne Rückgriff auf die Todesstrafe vor Gericht kommen.
Sachlage
Mostafa Ibrahim Mohamed Ahmed hat laut Angaben eines Gefängnisarztes Probleme mit der Herzkranzarterie und einer Herzklappe, das teilte der Bruder des Aktivisten Amnesty International mit. Der Gefängnisarzt hat ihn zu einer Röntgenaufnahme ins Gefängniskrankenhaus überwiesen. Die Röntgenaufnahme ist jedoch bislang nicht erfolgt, wie Mostafa Ibrahim Mohamed Ahmed seinem Bruder bei einem Besuch am 17. Januar mitteilte. Mostafa Ibrahim Mohamed Ahmed wurde zusammen mit Ahmed Said, Karim Khaled Fathy, Mohamed Abdel-Hamid und Gamila Seryel-Dain im Dezember 2015 wegen Protestierens zu zwei Jahren Haft verurteilt. Ihren Rechtsbeiständen zufolge liegen gegen die Männer keine konkreten Sachbeweise wie Fotos oder Videos vor, die belegen würden, dass sie an den Protesten teilgenommen haben.
Die vier Aktivisten und eine Aktivistin haben Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt. Am 13. Januar fand dazu eine Anhörung vor dem Kairoer Berufungsgericht Abdeen statt. Delegationen der deutschen Botschaft und der EU waren während des Verfahrens anwesend. Ahmed Said arbeitet als Arzt in Deutschland und machte in Ägypten Urlaub, als er festgenommen wurde.
Mostafa Ibrahim Mohamed Ahmed, Ahmed Said, Karim Khaled Fathy und Mohamed Abdel-Hamid wurden am 19. November 2015 festgenommen. Ahmed Said wurde laut Angaben seiner Familie am Tag der Festnahme beim Verhör durch den Nationalen Sicherheitsdienst mit Elektroschocks gefoltert. Die Männer wurden an verschiedenen Orten in Kairo festgenommen. Gamila Seryel-Dain kam nach Angaben ihrer Familie am 22. November 2015 in Haft, als sie den Gefangenen Essen brachte.
Hintergrundinformation
Die Verweigerung medizinischer Versorgung durch Gefängnisbehörden ist ein Thema, mit dem sich ägyptische Aktivist_innen und Menschenrechtsorganisationen im vergangenen Jahr in ihren Aktionen und Kampagnen immer häufiger befassen mussten, da zahlreiche Todesfälle in Haft gemeldet wurden. Nach Angaben der ägyptischen NGO El Nadeem Center for Rehabilitation of Victims of Violence wurden im Jahr 2015 insgesamt 137 Todesfälle in Gewahrsam gemeldet, 81 davon waren auf die Verweigerung der medizinischen Versorgung oder eine mangelhafte Behandlung zurückzuführen. Die Ermittlungen der NGO stützten sich auf Medienberichte.
Mostafa Ibrahim Mohamed Ahmed, Ahmed Said, Karim Khaled Fathy, Mohamed Abdel-Hamid und Gamila Seryel-Dain nahmen am 13. Januar 2016 an der Anhörung ihres Rechtsmittels vor dem Berufungsgericht Abdeen teil. Die erste Anhörung hatte am 30. Dezember 2015 stattgefunden und wurde verschoben, um der Verteidigung mehr Zeit zur Vorbereitung des Falls zu geben. Laut Angaben der Rechtsbeistände der Angeklagten stützt sich die Anklage lediglich auf den Untersuchungsbericht eines einzigen Beamten. In dem Bericht heißt es, dass die Angeklagten an der Kreuzung der Straßen "Mohamed Mahmoud" und "Mohamed Farid" in Kairo an einer Protestveranstaltung teilgenommen haben, welche den Verkehr behindert und eine Bedrohung für die Sicherheit der Bevölkerung dargestellt habe. Den Rechtsbeiständen der Aktivist_innen zufolge geht allerdings aus einem Bericht des Verkehrsministeriums hervor, dass es an diesem Tag weder Beschwerden über eine Demonstration noch über Verkehrsbehinderungen in der Nähe dieser Kreuzung gab.
Der Familie von Ahmed Said zufolge wurde er am Tag seiner Festnahme während des Verhörs im Gefängnis von Abdeen gefoltert. Man soll ihm Handschellen und eine Augenbinde angelegt, ihn geschlagen und ihm Stromschläge versetzt haben. Außerdem wurden auf seiner Hand Zigaretten ausgedrückt. Mostafa Ibrahim Mohamed Ahmed weist laut Angaben seiner Familie ebenfalls Zigarettenverbrennungen an der Hand auf. Laut Angaben der Verteidigung haben die Behörden diese Foltervorwürfe bislang weder aufgenommen noch untersucht. Ahmed Said ist nicht nur Arzt, sondern zudem ein bekannter Dichter, der auch im ägyptischen Fernsehen seine Gedichte vorgetragen hat. Er hatte während der Zusammenstöße in der Mohamed-Mahmoud-Straße 2011 verwundete Protestierende behandelt.
Am 19. November 2015, dem Tag, an dem die vier Aktivisten an verschiedenen Orten in Kairo festgenommen wurden, patrouillierten in der Stadt zahlreiche Polizeieinheiten, wie Angehörige der Gefangenen berichteten. Ahmed Said und Mostafa Ibrahim Mohamed Ahmed wurden von der Polizei festgenommen, als sie gerade ein Café verließen. Karim Khaled Fathy und Mohamed Abdel Hamid wurden in Gewahrsam genommen, als sie eine Straße entlang gingen.
Am 13. Dezember wurden die vier Aktivisten und Gamila Seryel-Dain wegen "Protestierens" und "Blockierens einer Straße und Behinderns des Verkehrs" vom Gericht für geringfügige Vergehen in Abdeen schuldig gesprochen. Grundlage für die Verurteilung war das ägyptische Demonstrationsgesetz von 2013, welches willkürlich die Rechte auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit einschränkt, die in internationalen Menschenrechtsabkommen und der ägyptischen Verfassung garantiert werden.
Die vier Männer wurden nach der Urteilsverkündung in das Gefängnis "15. Mai" gebracht. Dort hielt man sie nach Angaben ihrer Familien zwei Wochen lang ohne Tageslicht in einer Strafzelle fest. Ahmed Said trat aus Protest gegen die schlechten Haftbedingungen in einen Hungerstreik. Nachdem ihre Familien Beschwerde eingelegt hatten, wurden die Gefangenen am 30. Dezember 2015 in das Skorpion-Gefängnis verlegt. Die Verlegung erfolgte aber nur unter der Bedingung, dass Ahmed Said im Gefängnis "15. Mai" eine Erklärung unterzeichne, dass er nicht gefoltert worden sei und seinen Hungerstreik beende, wie seine Familie berichtete. Die Behörden teilten ihm außerdem mit, die Gefangenen würden auf die Polizeiwache von Abdeen verlegt, wo die Haftbedingungen besser seien. Nachdem Ahmed Said die Erklärung unterzeichnet hatte, wurden sie jedoch ins Skorpion-Gefängnis verlegt und dort in getrennten Zellen zusammen mit Dschihadisten untergebracht.
Gamila Seryel-Dain hatte Gefangene in zwei Kairoer Polizeiwachen besucht, der Polizeistation von Abdeen und der Polizeiwache Qasr el-Nil, um ihnen Essen zu bringen. Sie wurde am 22. November auf der Polizeiwache Qasr el-Nil festgenommen und beschuldigt, zu Protesten aufgerufen zu haben. Vier Tage später ordnete ein Richter ihre Freilassung gegen Kaution an. Unmittelbar nach ihrer Freilassung wurde sie auf Anordnung der Staatsanwaltschaft von Abdeen auf der Grundlage konstruierter Anklagen erneut in Haft genommen.