Menschenrechtler verurteilt

Der usbekische Menschenrechtsverteidiger Uktam Pardaev ist am 11. Januar 2016 zu einer dreijährigen Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit und seiner Aktivitäten verurteilt worden. Er hatte zuvor acht Wochen unter erniedrigenden Bedingungen in Untersuchungshaft verbracht und befindet sich seit seiner Freilassung unter dauerhafter Überwachung.

Appell an

GENERALSTAATSANWALT
Ihtior Abdullaev

Prosecutor General’s Office
ul. Gulyamova 66
Tashkent 100047
USBEKISTAN
(Anrede: Dear Prosecutor General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
Fax: (00 998) 71 133 39 17
E-Mail: info@prokuratura.uz

INNENMINISTER
Adham Ahmedbaev
Ministry of Internal Affairs
ul. Junus Rajabiy 1
Tashkent 100029
USBEKISTAN
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 998) 71 233 89 34
E-Mail: info@mvd.uz

Sende eine Kopie an

MENSCHENRECHTSBEAUFTRAGTER
Ullugbek Mukhammadiev
Uzbekistan Avenue 16a
Tashkent 100027
USBEKISTAN
Fax: (00 998) 71 239 81 36
E-Mail: info@ombudsman.uz

BOTSCHAFT DER REPUBLIK USBEKISTAN
S. E. Herrn Durbek Amanov
Perleberger Str. 62
10559 Berlin
Fax: 030-3940 9862
E-Mail: botschaft@uzbekistan.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Usbekisch, Russisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 5. April 2016 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte heben Sie den Schuldspruch von Uktam Pardaev auf, da er nur aufgrund seiner legitimen Menschenrechtsarbeit zum Ziel der Behörden geworden ist.

  • Stellen Sie bitte sicher, dass umgehend eine unabhängige und unparteiische Untersuchung zu den Vorwürfen über Schläge durch Gefängnisbeamt_innen und unmenschliche und erniedrigende Haftbedingungen durchgeführt wird, und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

  • Ich möchte Sie an Ihre Verpflichtungen erinnern, Menschenrechtsverteidiger_innen zu schützen und sicherzustellen, dass sie ihrer legitimen Arbeit frei von Drangsalierungen und ohne Angst vor Vergeltungsmaßnahmen nachgehen können, wie in der UN-Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern ausgeführt.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the authorities to quash the conviction against Uktam Pardaev, who has been targeted solely for his legitimate human rights work.

  • Urging them to order a prompt, independent and impartial investigation into allegations of beatings by prison officials and cruel, inhuman and degrading conditions of detention and bring those responsible to justice.

  • Reminding the Uzbekistani authorities of their responsibility to protect human rights defenders and ensure they can carry out their legitimate activities free of harassment and without fear of reprisals, as set out in the UN Declaration on Human Rights Defenders.

Sachlage

Der Menschenrechtsverteidiger Uktam Pardaev ist am 11. Januar 2016 vom Bezirksgericht von Dustlik in Jizzax im Nordosten von Usbekistan des Betrugs, der Bestechung und der Verleumdung für schuldig gesprochen worden. Er erhielt eine dreijährige Strafe, die zwar keine Inhaftierung, aber schwerwiegende Einschränkungen und Auflagen umfasst. Uktam Pardaev ist der Vorsitzende der unabhängigen Menschenrechtsorganisation Human Rights Society of Uzbekistan in der Provinz Jizzax und einer der wenigen noch aktiven Menschenrechtsverteidiger_innen in Usbekistan. Amnesty International ist der Ansicht, dass seine Verurteilung politisch motiviert und Teil eines anhaltenden Vorgehens der Behörden gegen Menschenrechtsverteidiger_innen ist.

Laut Informationen vom Februar ist es Uktam Pardaev durch die Auflagen, die mit seiner Freilassung verknüpft wurden, unmöglich, seine Menschenrechtsarbeit ohne weitere Konsequenzen fortzuführen. Er muss sich einmal im Monat bei einer örtlichen Polizeiwache melden. Darüber hinaus verlangte die Polizei von ihm, dass er ein Schreiben unterzeichnet, mit dem er sich verpflichtete, ab 22 Uhr nicht mehr vor die Tür zu gehen und Jizzax nur mit Genehmigung zu verlassen. Uktam Pardaev wird Rechtsmittel gegen seine Verurteilung einreichen.

Uktam Pardaev wurde am frühen Morgen des 16. November 2015 in seinem Haus in Jizzax festgenommen und hat acht Wochen in Untersuchungshaft verbracht. Mitte Februar 2016 sprach er mit Menschenrechtsverteidiger_innen und beschrieb ihnen die Bedingungen seiner Inhaftierung. Er wurde in der Untersuchungshafteinrichtung in Dustlik in einer feuchten, kalten Zelle festgehalten, in der er auf einer dreckigen Matratze schlafen musste und täglich von Beamt_innen unter Druck gesetzt wurde, sich schuldig zu bekennen. Er erhielt einmal täglich einen halben Teller Suppe und ein halbes Brötchen und musste mitansehen, wie andere Häftlinge gefoltert und anderweitig misshandelt wurden, damit sie "Geständnisse" ablegten. Nachdem man Uktam Pardaev am 26. Dezember 2015 in die Hafteinrichtung in Khavast gebracht hatte, schlugen Polizist_innen ihn mit Schlagstöcken gegen Kopf, Bauch und Brust, weil er sich nicht schnell genug auszog. Als die Gefängnisbeamten rausfanden, dass er ein Menschenrechtsverteidiger ist und internationale Unterstützung erhält, verbesserten sich seine Haftbedingungen jedoch deutlich und er wurde nicht länger misshandelt.

Seit seiner Freilassung im Januar steht Uktam Pardaev unter dauerhafter Überwachung durch Sicherheitskräfte. Seine Verwandten und Freund_innen werden ebenfalls beobachtet, befragt und unter Druck gesetzt, damit sie ihn und seine Brüder belasten.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Uktam Pardaev wurde am frühen Morgen des 16. November 2015 in seinem Haus in Jizzax festgenommen. Elf Polizeibeamt_innen durchsuchten sein Haus und beschlagnahmten eine Kamera, einen Computer, USB-Sticks und CDs. Anschließend wurde Uktam Pardaev in eine provisorische Hafteinrichtung in der Polizeistation in Dustlik in der Provinz Jizzax gebracht.

Amnesty International geht davon aus, dass Uktam Pardaevs Verurteilung und Schikanierung Teil der systematischen, fortgesetzten und bereits lange währenden Drangsalierung von zivilgesellschaftlich engagierten Menschen und Menschenrechtsverteidiger_innen durch die usbekischen Behörden ist. Amnesty International ist der Ansicht, dass seine bedingte Strafe politisch motiviert ist und darauf abzielt, Uktam Pardaevs legitime Tätigkeit als Menschenrechtsverteidiger zu behindern.

Die usbekischen Behörden sind für schwere, systematische und weit verbreitete Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Hierzu gehören auch starke Einschränkungen der Rechte auf Versammlungs-, Vereinigungs- und Meinungsfreiheit. Folter und anderweitige Misshandlungen von Untersuchungshäftlingen und Strafgefangenen werden durch Sicherheitskräfte in Usbekistan häufig angewandt. Bekannte Menschenrechtsverteidiger_innen, Regierungskritiker_innen und unabhängige Journalist_innen waren bereits in der Vergangenheit dazu gezwungen, Usbekistan zu verlassen, um einer Inhaftierung oder anhaltenden Drangsalierungen durch die Sicherheitskräfte und örtlichen Behörden zu entgehen. Viele von ihnen erfahren weiterhin Drangsalierungen durch die usbekischen Behörden, auch im Ausland.

Folter und anderweitige Misshandlungen sind Grundmerkmale des usbekischen Strafrechtssystems. Sie sind die zentralen Mittel der usbekischen Behörden, mit Kritiker_innen umzugehen, um tatsächliche oder vermeintliche Gefahren für die Sicherheit auszuschließen und um politische Gegner_innen zu unterdrücken.