Auf Kaution freigelassen
Der Anwalt und Menschenrechtsverteidiger Mohammad Mostafaei wurde gegen Kaution freigelassen. Man beschuldigt ihn der "Konspiration gegen die innere Sicherheit" und der "Propaganda gegen den Staat". Wahrscheinlich wird man ihn vor Gericht stellen. Sollte er ins Gefängnis kommen, wäre er ein gewaltloser politischer Gefangener, der sich nur aufgrund seines Engagements für die Menschenrechte und der friedlichen Wahrnehmung seiner Rechte auf freie Meinungsäußerung und Vereinigungsfreiheit in Haft befindet.
Appell an
RELIGIONSFÜHRER
Ayatollah Sayed 'Ali Khamenei
The Office of the Supreme Leader
Islamic Republic Street
End of Shahid Keshvar Doust Street
Tehran
IRAN
(korrekte Anrede: Your Excellency)
E-Mail: info_leader@leader.ir oder über die Website:
http://www.leader.ir/langs/en/index.php?p=letter(Englisch)
http://www.leader.ir/langs/fa/index.php?p=letter (Persisch)
OBERSTE JUSTIZAUTORITÄT
Ayatollah Mahmoud Hashemi Shahroudi
Howzeh Riyasat-e Qoveh Qazaiyeh
(Office of the Head of Judiciary)
Pasteur St., Vali Asr Ave., south of Serah-e Jomhouri
Tehran 1316814737
IRAN
(korrekte Anrede: Your Excellency)
E-Mail: shahroudi@dadgostary-tehran.ir (Betreff: FAO Ayatollah Shahroudi)
Sende eine Kopie an
IRANISCHE ANWALTSKAMMER
Iranian Bar Association
No. 3, Zagros St., Argentina Sq.
Tehran
IRAN
Fax: (00 98) 21 8771340 oder
(00 98) 21 888 6425/ 26
E-Mail: tamas@iranbar.org oder mail@iranbar.org
BOTSCHAFT DER ISLAMISCHEN REPUBLIK IRAN
S.E. Herrn Alireza Sheikh Attar
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Fax: 030-8435 3535
E-Mail: iran.botschaft@t-online.de
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Persisch, Arabisch, Französisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 13. August 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.
PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, PERSIAN, ARABIC, FRENCH, ENGLISH OR OWN LANGUAGE
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welcoming the release of Mohammad Mostafaei;
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seeking specific details of the reasons for his arrest and any legal proceedings he might be facing;
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calling on the authorities to end the harassment of human rights defenders in Iran;
- stating that if he is again detained solely in connection with the peaceful exercise of his right to freedom of expression and association and his human rights activities, Amnesty International will consider him to be a prisoner of conscience.
Amnesty fordert:
SCHREIBEN SIE BITTE LUFTPOSTBRIEFE, FAXE UND E-MAILS, IN DENEN SIE
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die Freilassung von Mohammad Mostafaei begrüßen;
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sich nach den konkreten Gründen für seine Festnahme und einem möglicherweise angestrebten Gerichtsverfahren erkundigen;
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die Behörden auffordern, die Schikane von MenschenrechtsverteidigerInnen im Iran einzustellen;
- darlegen, dass Amnesty International ihn als gewaltlosen politischen Gefangenen betrachtet, falls er aufgrund der friedlichen Wahrnehmung seiner Rechte auf freie Meinungsäußerung und Vereinigungsfreiheit und seines Engagements für die Menschenrechte erneut inhaftiert wird.
Sachlage
Mohammad Mostafaei wurde am 1. Juli 2009 aus der Abteilung 209 des Evin-Gefängnisses in Teheran entlassen, nachdem er eine Kaution in Höhe von einer Milliarde iranischer Rials (über 70.000 Euro) hinterlegt hatte. Beamte in Zivil hatten Mohammad Mostafaei am 25. Juni in Teheran festgenommen. Man setzte ihn darüber in Kenntnis, dass man ihm "Konspiration gegen die innere Sicherheit" und "Propaganda gegen den Staat" vorwerfe. Nach seiner Freilassung drückte Mohammad Mostafaei allen seinen Dank aus, die sich für seine Freilassung eingesetzt haben. Er fügte hinzu: "Durch die Inhaftierung bin ich entschlossener denn je, für die Menschenrechte einzutreten".
Mohammad Mostafaei ist Anwalt für Menschenrechte und bekannt für sein Engagement gegen die Hinrichtung von zur Tatzeit minderjährigen StraftäterInnen im Iran. Er vertritt zurzeit mindestens 25 zum Tode verurteilte jugendliche StraftäterInnen.
Hintergrundinformation
Seit der Bekanntgabe des Wahlsiegs von Präsident Ahmadinejad am 13. Juni, den hunderttausende IranerInnen anzweifeln, haben die iranischen Behörden die Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit drakonisch eingeschränkt. Der Zugang zum Internet ist entweder ganz blockiert oder wird immer wieder unterbrochen. Seit Bekanntgabe des Wahlergebnisses ist es den iranischen Medien untersagt, Informationen über die im ganzen Land schwelenden Unruhen zu veröffentlichen. Ausländische JournalistInnen wurden von den Straßen verbannt, und einige hat man des Landes verwiesen.
Unzählige Personen sollen in ganz Iran verhaftet worden sein. Unter ihnen befinden sich auch bekannte politische Persönlichkeiten, die entweder den Präsidentschaftskandidaten Mir Hossein Mussawi und Mehdi Karrubi oder dem ehemaligen Präsidenten Khatami, der die Kandidatur von Mir Hossein Mussawi unterstützte, nahe stehen. Einige MenschenrechtsaktivistInnen und JournalistInnen, die Mitglieder politischer Parteien sind oder die Kandidatur eines anderen Präsidentschaftskandidaten unterstützt haben, wurden ebenfalls inhaftiert. Am 16. Juni 2009 nahm man den Anwalt und Menschenrechtsaktivisten Abdolfattah Soltani fest (siehe UA 160/2009, 19. Juni 2009). Am 24. Juni wurden 70 AkademikerInnen, die sich an dem Tag mit Mir Hossein Mussawi getroffen hatten, beim Verlassen seines Büros festgenommen. Bis auf vier kamen alle später wieder frei.
Unter den vier noch immer Inhaftierten befinden sich auch Dr. Ghorban Behzadian, der Leiter der Wahlkampfkampagne von Mussawi, und Professor Ardeshir Amir Arjomand, der an der Shahid Beheshti-Universität Recht lehrt. Hunderte weitere Personen sind während Demonstrationen gegen das Wahlergebnis, denen die Sicherheitskräfte mit exzessiver Gewaltanwendung begegneten, festgenommen worden. Viele wurden geschlagen, und nach Behördenangaben wurden bis zu 21 Personen getötet. Die Zahl der Getöteten liegt aber wahrscheinlich höher.