Fünf Jahre Haft
Kasachstan
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Die beiden gewaltlosen politischen Gefangenen Maks Bokaev und Talgat Ayan sind am 28. November wegen des "Säens von Zwietracht", der "Verbreitung falscher Informationen" sowie der "Organisation nicht genehmigter Demonstrationen" zu jeweils fünf Jahren Haft verurteilt worden. Maks Bokaev benötigt dringend Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung.
Appell an
GENERALSTAATSANWALT
Zhakip Assanov
Office of the Prosecutor General
14 Orynbor Street
Astana, 010000
REPUBLIK KASACHSTAN
(Anrede: Dear Prosecutor General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
Fax: (00 7) 7172 506 402
INNENMINISTER
Kalmukhanbet Kassymov
Ministry of Internal Affairs
1 Tauelsizdik Avenue
Astana, 010000
REPUBLIK KASACHSTAN
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Innenminister)
E-Mail: Kense@mvd.kz
Sende eine Kopie an
MENSCHENRECHTSBEAUFTRAGTER
Askar Shakirov
8 Orynbor Street, Astana, 010000
REPUBLIK KASACHSTAN
Fax: (00 7) 7172 740 548
BOTSCHAFT DER REPUBLIK KASACHSTAN
S. E. Herrn Bolat Nussupov
Nordendstraße 14/17
13156 Berlin
Fax: 030-4700 7 125
E-Mail: info@botschaft-kaz.de
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Kasachisch, Russisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 10. Januar 2017 keine Appelle mehr zu verschicken.
Amnesty fordert:
FAXE, E-MAILS UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN
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Lassen Sie Maks Bokaev und Talgat Ayan bitte umgehend und bedingungslos frei, und sorgen Sie dafür, dass ihre Verurteilung aufgehoben wird.
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Stellen Sie bitte sicher, dass Maks Bokaev umgehend Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung erhält, wie es die UN-Mindestgrundsätze für die Behandlung der Gefangenen (Nelson-Mandela-Regeln) festlegen.
- Ich fordere Sie höflich auf, die Rechte auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit für alle Menschen in Kasachstan zu respektieren.
PLEASE WRITE IMMEDIATELY
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Urging the Kazakhstani authorities to release Maks Bokaev and Talgat Ayan immediately and overturn the convictions against them.
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Urging them to ensure that Maks Bokaev has immediate access to adequate medical care, in line with the UN Standard Minimum Rules for the Treatment of Prisoners (Nelson Mandela Rules).
- Calling on them to respect the rights to freedom of expression and peaceful assembly for all in Kazakhstan.
Sachlage
Am 28. November verurteilte das Gericht Nr. 2 in der Stadt Atyrau im Westen Kasachstans die beiden gewaltlosen politischen Gefangenen Maks Bokaev und Talgat Ayan zu jeweils fünf Jahren Haft. Ihnen war vorgeworfen worden, "soziale, nationale, ethnische, klassenbezogene oder religiöse Zwietracht gesät" (Paragraf 174 des Strafgesetzbuchs), "falsche Informationen verbreitet" (Paragraf 274) und "nicht genehmigte Treffen und Demonstrationen organisiert" (Paragraf 400) zu haben, weil sie an Demonstrationen gegen geplante Änderungen der Bodengesetze teilgenommen hatten, die im April und Mai in ganz Kasachstan stattfanden.
Maks Bokaev und Talgat Ayan waren ursprünglich am 17. Mai in Atyrau festgenommen worden, nachdem sie in sozialen Medien öffentlich ihre Absicht verkündet hatten, an den für den 21. Mai geplanten Demonstrationen teilnehmen zu wollen. Sie hatten auch andere Personen aufgefordert, an den Protestveranstaltungen teilzunehmen. Ihr Verfahren begann am 12. Oktober und erfüllte nicht die Anforderungen eines fairen Verfahrens, wie sie in internationalen Menschenrechtsabkommen festgelegt sind, die Kasachstan ratifiziert hat. Maks Bokaev und Talgat Ayan werden wahrscheinlich Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen.
Maks Bokaev leidet unter chronischer Hepatitis C. Seit seiner Inhaftierung im Mai hat sich sein Gesundheitszustand verschlechtert. Laut seiner Familie erhält er weder eine angemessene Behandlung der Hepatitis C noch der damit einhergehenden gesundheitlichen Probleme.
Hintergrundinformation
Maks Bokaev und Talgat Ayan waren ursprünglich am 17. Mai in Atyrau in der gleichnamigen Region im Westen Kasachstans festgenommen worden, nachdem sie in den sozialen Medien öffentlich ihre Absicht erklärt hatten, an den für den 21. Mai geplanten Demonstrationen teilnehmen zu wollen. Sie hatten auch andere Personen aufgefordert, an den Protestveranstaltungen teilzunehmen. Außerdem hatten sie angegeben, entsprechend der nationalen Rechtsvorschriften bei den lokalen Behörden eine Genehmigung für Demonstrationen am 21. Mai beantragt zu haben, die jedoch abgelehnt worden sei. Am 17. Mai wurden die beiden Männer nach Paragraf 488 des Gesetzbuchs über Ordnungswidrigkeiten wegen "Verstoßes gegen die Gesetze der Republik Kasachstan zur Organisation und Durchführung friedlicher Versammlungen" zu 15 Tagen Verwaltungshaft verurteilt. Mindestens 32 weitere Personen wurden im Vorfeld des 21. Mai in ganz Kasachstan festgenommen und für 10 bis 15 Tage in Verwaltungshaft genommen, die meisten von ihnen, weil sie in den sozialen Medien ihre Absicht verkündet hatten, am 21. Mai zu demonstrieren.
Maks Bokaev leidet seit fünf Jahren an Hepatitis C. Nach einer erfolgreichen Behandlung vor zwei Jahren befand er sich auf dem Weg der Besserung, seit seiner Inhaftierung hat sich sein Gesundheitszustand jedoch beträchtlich verschlechtert. Seiner Familie zufolge wird Maks Bokaev eine angemessene medizinische Versorgung, darunter auch der Zugang zu einer antiviralen Therapie, verweigert, was zu weiteren gesundheitlichen Problemen geführt hat. Am 18. Oktober wurde ein Notarzt gerufen, um ihn im Gerichtssaal zu versorgen. Er wurde daraufhin ins Krankenhaus gebracht, wo man eine Entzündung der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse diagnostizierte. Laut der UN-Mindestgrundsätze für die Behandlung der Gefangenen (Nelson-Mandela-Regeln) liegt die medizinische Versorgung von Gefangenen in der Verantwortung des Staates, und Gefangene sollten ohne Diskriminierung den gleichen medizinischen Standard genießen wie die lokale Bevölkerung. Darüber hinaus sehen die Nelson-Mandela-Regeln auch vor, dass Gefangene, die eine fachärztliche Behandlung benötigen, in spezialisierte Einrichtungen oder externe Krankenhäuser verlegt werden müssen, wenn eine derartige Behandlung im Gefängnis nicht möglich ist. Wird keine angemessene medizinische Versorgung für Gefangene bereitgestellt, kann dies einen Verstoß gegen das absolute Verbot von Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe gemäß Artikel 7 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte und der Antifolterkonvention darstellen, zu deren Vertragsstaaten Kasachstan zählt.
Am 24. Mai 2016, eine Woche vor Ablauf ihrer Verwaltungshaft, wurden Maks Bokaev und Talgat Ayan nach dem Strafgesetzbuch angeklagt und in Untersuchungshaft genommen. Dort blieben sie bis zu ihrer Verurteilung am 28. November. Ihre Verurteilung beruht auf ihren Beiträgen in den sozialen Medien im Vorfeld des 17. Mai und ihrer Teilnahme an einer früheren, "ungenehmigten" Demonstration am 24. April 2016.
Das Verfahren begann am 12. Oktober und entsprach nicht den Standards für ein faires Gerichtsverfahren, wie sie beispielsweise in Artikel 14 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte festgelegt sind, zu dessen Vertragsstaaten Kasachstan gehört. So war u. a. der Zugang für Prozessbeobachter_innen eingeschränkt. Außerdem erhielten die Rechtsbeistände von Maks Bokaev und Talgat Ayan keinen Zugang zu einigen Informationen, die der Staatsanwaltschaft vorlagen, oder hatten nicht genügend Zeit, um Fallmaterial durchzuarbeiten.
Ende April und Anfang Mai fanden in ganz Kasachstan Demonstrationen gegen die geplanten Änderungen des Bodengesetzes statt. Diese Änderungen sehen vor, dass ungenutzte landwirtschaftliche Flächen privatisiert und an kasachische Staatsangehörige verkauft oder bis zu 25 Jahre lang an ausländische Staatsangehörige verpachtet werden können. Im Mai verhängte der Präsident ein Moratorium über die Gesetzesänderungen, wodurch diese derzeit aufgehoben sind; die Proteste dauerten jedoch weiter an.
Das Recht auf friedliche Versammlung wird durch internationale Menschenrechtsabkommen geschützt, zu deren Vertragsstaaten Kasachstan gehört und die in der Folge rechtlich bindend für das Land sind, wie der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte (Artikel 21). In internationalen Standards zum Recht auf friedliche Versammlung ist klar festgelegt, dass die Ausübung des Rechts auf friedliche Versammlung nicht der Genehmigung staatlicher Behörden unterliegen sollte. Staaten können die vorherige Anmeldung – jedoch nicht die Billigung ihrerseits – von Versammlungen erforderlich machen, um die Ausübung des Rechts auf friedliche Versammlung zu gewährleisten bzw. zu vereinfachen und Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Sicherheit oder der Rechte anderer zu ergreifen.