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Russland/Ukraine: Kriegsgefangener in Lebensgefahr

"Wir warten zuhause auf euch": Familien von Menschen, die in Mariupol in russische Kriegsgefangenschaft gerieten, demonstrieren in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw für die Freilassung ihrer Angehörigen (undatiertes Foto).
© Oleksandr Khomenko/Amnesty International
Der ukrainische Feldsanitäter Artem Kolomiiets kam im Mai 2022 während der Belagerung von Mariupol in Kriegsgefangenschaft. Sein Gesundheitszustand ist kritisch und sein Leben in Gefahr, weil er in Gefangenschaft gefoltert und auf andere Weise misshandelt wurde und man ihm eine angemessene medizinische Versorgung verweigert. Er wird ohne Kontakt zur Außenwelt in Haft gehalten. Als schwerkranker Kriegsgefangener muss er unverzüglich in die Ukraine zurückgeführt oder in einem neutralen Land untergebracht werden.
Setzt euch für Artem Kolomiiets ein!
Hier kannst du deinen Brief ausdrucken, um ihn per Post oder Fax an die Behörden zu senden, oder ihn direkt über dein eigenes E-Mail-Programm verschicken.
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Achtung: Bitte prüfe bei der Deutschen Post ob die Briefzustellung in das Zielland ungehindert möglich ist.
Appell an
Tatiana Moskalkova
Human Rights Commissioner
Smolensky Boulevard, 19с2
119121 Moscow
RUSSISCHE FÖDERATION
Sende eine Kopie an
Botschaft der Ukraine
S.E. Herrn Oleksii Makeiev
Albrechtstraße 26, 10117 Berlin
Fax: 030-2888 7163
E-Mail: emb_de@mfa.gov.ua
Amnesty fordert:
- Ich fordere Sie auf, alle in Ihrer Macht stehenden Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass Artem Kolomiiets aus gesundheitlichen Gründen aus der Gefangenschaft entlassen wird.
- Bis zu seiner Freilassung muss er menschenwürdig behandelt werden, eine angemessene medizinische Versorgung erhalten und das Recht auf Korrespondenz wahrnehmen können.
Sachlage
Es besteht große Sorge um den schwerkranken und verletzten ukrainischen Kriegsgefangenen und Feldsanitäter Artem Kolomiiets. Er kam im Mai 2022 in Mariupol in Kriegsgefangenschaft; die Haft wurde vom Internationalen Roten Kreuz bestätigt. Er wird in Perm ohne Kontakt zur Außenwelt in Haft gehalten und ist Folter und anderen Formen der Misshandlung ausgesetzt. Dadurch hat sich sein Gesundheitszustand sehr verschlechtert und nach jüngsten Aussagen anderer ehemaliger Kriegsgefangener ist sein Leben in Gefahr. Bereits zum Zeitpunkt seiner Festnahme hatte Artem Kolomiiets große Wirbelsäulenprobleme und einen Meniskusriss. Seine Verletzungen wurden nicht angemessen behandelt. In Gefangenschaft verschlechterte sich sein Gesundheitszustand aufgrund von Folter und anderen Misshandlungen weiter. Neben seinen schweren Wirbelsäulenschäden verlor er extrem an Gewicht und entwickelte zudem Asthma und Magen- sowie Zwölffingerdarmgeschwüre.
Alle Kriegsgefangenen, die schwer verwundet oder schwer krank sind oder deren seelisches oder körperliches Wohlergehen durch die Gefangenschaft dauerhaft gefährdet ist, müssen in die Ukraine zurückgeführt oder in einem neutralen Land untergebracht werden.
Hintergrundinformation
Artem Kolomiiets ist ein ukrainischer Feldsanitäter und Oberfeldwebel der 12. Brigade der Nationalgarde der Ukraine ("Asow"). Seit über 1000 Tagen befindet er sich in russischer Gefangenschaft. Er wird ohne Kontakt zur Außenwelt in Haft gehalten, so dass seine Verwandten die einzigen Informationen über ihn von ehemaligen Mitgefangenen erhalten. Die Angehörigen erhielten die letzten Informationen im Dezember 2024.
Seit seiner Kindheit half Artem Kolomiiets verletzten streunenden Tieren, so dass seine Familie dachte, er würde einmal Tierarzt werden. Als Erwachsener träumte er dann davon, Arzt zu werden, weil er den Menschen helfen wollte, und sein Traum wurde in der Armee erfüllt.
In den ersten Tagen der Invasion war Mariupol von russischen Streitkräften umzingelt. Die Verteidigung von Mariupol dauerte 86 Tage – 82 Tage lang war die Stadt vollständig umstellt. Als die Stadt durch russische Angriffe dem Erdboden gleichgemacht wurde und die russischen Streitkräfte in Mariupol an Boden gewannen, nutzten Zivilist*innen und ukrainische Militärs das Gelände des Asow-Stahlwerks als Schutz. Als Feldsanitäter versorgte Artem Kolomiiets Verwundete während der Verteidigung von Mariupol, so übernahm er auch die medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung auf dem Gelände des Asow-Stahlwerks. Seine Mitsoldat*innen berichten, dass er seine medizinischen Aufgaben mit Hingabe erfüllte und dabei sein Leben riskierte. Die Schätzungen über die genaue Zahl der Menschen, die im Asow-Stahlwerk Zuflucht gefunden hatten, schwanken. Jedoch verließen mindestens 177 Zivilpersonen (darunter 47 Kinder) und über 1900 ukrainische Soldat*innen das Werksgelände, als die verbliebenen ukrainischen Streitkräfte am 20. Mai 2022 von ihren Befehlshabenden die Anweisung erhielten, ihr Leben zu retten. Dies bedeutete, sich den russischen Streitkräften zu ergeben. Die tatsächliche Zahl der Menschen, die dort im Laufe von mehr als zwei Monaten Schutz suchten, dürfte jedoch höher sein. Durch den schweren Beschusses sind dort mit hoher Wahrscheinlichkeit sowohl viele Zivilpersonen als auch zahlreiche ukrainische Kämpfer*innen ums Leben gekommen. Artem Kolomiiets wurde bei der Verteidigung von Mariupol und des Asow-Stahlwerks verwundet und geriet am 20. Mai 2022 in Gefangenschaft. Da Russland keine Kriegsgefangenenlager unterhält, was gegen das humanitäre Völkerrecht verstößt, wurde er wie viele andere ukrainische Kriegsgefangene von einer russischen Strafkolonie in die nächste verlegt. Es ist bekannt, dass er sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in Taganrog aufhielt. Von ehemaligen Kriegsgefangenen wissen wir außerdem, dass Artem Kolomiiets in einer Strafkolonie, in der medizinische Hilfe für Kriegsgefangene erlaubt war, auch in der Gefangenschaft medizinische Hilfe leistete. Der letzte bekannte Ort seiner Gefangenschaft war die russische Stadt Perm. Berichten zufolge werden dort Kriegsgefangene kollektiv bestraft, wenn sie um medizinische Hilfe bitten, so dass Artem Kolomiiets weder in der Lage ist, anderen Kriegsgefangenen zu helfen, noch die medizinische Versorgung zu erhalten, die er selbst benötigt.
Das humanitäre Völkerrecht, insbesondere die Dritte Genfer Konvention, garantiert Kriegsgefangenen grundlegende Rechte. Zu den Rechten von Kriegsgefangenen gehören unter anderem eine menschenwürdige Behandlung (Art. 13), angemessene Lebensbedingungen (Art. 25), ausreichende Qualität und Quantität der Nahrung (Art. 26), medizinische Versorgung (Art. 30), das Recht, Korrespondenz zu senden und zu empfangen (Art. 71) und Hilfslieferungen zu erhalten (Art. 72-74). Darüber hinaus müssen Personen, die schwer verwundet oder schwer krank sind oder deren seelisches oder körperliches Wohlergehen durch die Gefangenschaft gefährdet ist, in die Ukraine zurückgebracht oder in einem neutralen Land untergebracht werden, wie es die Artikel 109 und 110 garantieren.
Nach Recherchen von Amnesty International und dem Bericht des UN-Hochkommissars für Menschenrechte sind ukrainische Kriegsgefangene in der Gefangenschaft weit verbreiteter und systematischer Folter und Misshandlung ausgesetzt und werden oft ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten. Artem Kolomiiets' Familie erhält keine Briefe von ihm, die einzigen Informationen, die sie haben, stammen von ehemaligen Kriegsgefangenen. Diese berichteten auch, dass er keine Briefe von seiner Familie erhalten hat, was eine Verletzung des Rechts auf Briefwechsel darstellt.