DEINE SPENDE KANN LEBEN RETTEN!
Mit Amnesty kannst du dort helfen, wo es am dringendsten nötig ist.
DEINE SPENDE WIRKT!
Aserbaidschan: Kritische Wissenschaftler in Haft
Der aserbaidschanische Wissenschaftler und Aktivist Bahruz Samadov (undatiertes Foto)
© Privat
Die beiden im Ausland lebenden Wissenschaftler Igbal Abilov und Bahruz Samadov wurden in Aserbaidschan festgenommen, als sie Angehörige besuchten. Die Festnahmen scheinen sowohl mit ihrer akademischen Tätigkeit als auch mit ihrem Aktivismus im Zusammenhang zu stehen. Beiden wird "Hochverrat" vorgeworfen. Sie sind nach wie vor inhaftiert und dürfen weder Besuch empfangen noch mit ihren Angehörigen kommunizieren. Bei einer Verurteilung drohen ihnen bis zu 20 Jahre Haft.
Setzt euch für Igbal Abilov und Bahruz Samadov ein!
Hier kannst du deinen Brief ausdrucken, um ihn per Post oder Fax an die Behörden zu senden, oder ihn direkt über dein eigenes E-Mail-Programm verschicken.
Du hast Probleme beim Ausdrucken des Briefes? Dann klicke bitte hier.
Achtung: Bitte prüfe bei der Deutschen Post ob die Briefzustellung in das Zielland ungehindert möglich ist.
Appell an
Ilham Aliyev
Office of the President of Azerbaijan
19 Istiqlaliyyat Street
Baku AZ1066
ASERBAIDSCHAN
Sende eine Kopie an
Botschaft der Republik Aserbaidschan
S. E. Herrn Nasimi Aghayev
Hubertusallee 43
14193 Berlin
Fax: 030-2191 6152
E-Mail: berlin@mission.mfa.gov.az
Amnesty fordert:
- Bitte lassen Sie Bahruz Samadov, Igbal Abilov und alle anderen Personen frei, die wegen ihrer abweichenden oder kritischen Ansichten willkürlich festgenommen und/oder inhaftiert wurden. Dazu zählen Wissenschaftler*innen, Politiker*innen, zivilgesellschaftliche Aktivist*innen, Journalist*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen.
- Ich fordere Sie außerdem auf, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um jegliche politisch motivierte Verfolgung zu beenden.
Sachlage
Am 22. Juli wurde Igbal Abilov, der seit seiner Kindheit in Belarus lebt, bei einem Besuch in Aserbaidschan festgenommen. Später wurde er wegen Hochverrat, Aufwiegelung und Anstiftung zu ethnischem Hass angeklagt. Der Wissenschaftler gehört zur ethnischen Minderheit der Talyschen und setzt sich für die Rechte von Minderheiten ein. Am 21. August folgte die Festnahme von Bahruz Samadov, auch ihm wird Hochverrat vorgeworfen. Der Politikwissenschaftler absolviert sein Doktoratsstudium ebenfalls im Ausland und war zu einem Besuch in Aserbaidschan. Beide Männer befinden sich nach wie vor in Untersuchungshaft und dürfen keinen Kontakt zu ihren Familien aufnehmen. Die Anklagen gegen sie entbehren jeder Grundlage.
Es liegen keine offiziellen Informationen über die Begründung der Vorwürfe gegen Bahruz Samadov und Igbad Abilov vor. Ihre Gerichtsverfahren finden hinter geschlossenen Türen statt und die Rechtsbeistände dürfen keine Informationen darüber weitergeben. Trotzdem haben sie berichtet, dass ihre Mandanten die Vorwürfe bestreiten. Medienberichten zufolge werden Bahruz Samadov und Igbad Abilov des Hochverrats bezichtigt, weil sie mit anderen Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen in Armenien kommuniziert haben, unter anderem bei Treffen und Konferenzen, die unter der Schirmherrschaft europäischer Institutionen stattfanden.
Ihre Familien gehen davon aus, dass die Männer wegen ihrer kritischen Forschung und ihres Aktivismus festgenommen wurden. Bahruz Samedov sprach sich 2020 öffentlich gegen den Einsatz militärischer Gewalt in Berg-Karabach aus, und Igbal Abilov setzt sich für die Rechte von Minderheiten ein, einschließlich der Talysch in Aserbaidschan. Ihre Festnahmen folgen einem Muster, demgemäß die aserbaidschanische Regierung das Strafjustizsystem missbraucht, um kritische Stimmen zu unterdrücken. Das harte Vorgehen gegen Kritiker*innen hat sich in jüngster Zeit noch verschärft, insbesondere im Vorfeld der UN-Klimakonferenz COP29, die im November 2024 in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku stattfinden soll.
Hintergrundinformation
Der Wissenschaftler Igbal Abilov ist auf Geschichte und Ethnografie spezialisiert. Er lehrt im Fachbereich Internationale Beziehungen an der Belarussischen Staatlichen Universität Minsk (BSU) und ist Autor mehrerer wissenschaftlicher Veröffentlichungen über ethnische Minderheiten im Südkaukasus, in der Türkei und im Iran. Er gehört der ethnischen Minderheit der Talysch an und ist Mitbegründer der Nationalen Talysch-Akademie in Belarus. Medienberichten zufolge lebt er dort seit seiner Kindheit.
Igbal Abilov wurde von aserbaidschanischen Sicherheitskräften festgenommen, als er Familienangehörige in Aserbaidschan besuchte. Zunächst wurde er am 22. Juni mitgenommen und verhört, nach sechs Stunden kam er jedoch wieder frei. Als er am 27. Juni versuchte, nach Belarus zurückzukehren, hinderten ihn Sicherheitskräfte daran, ins Flugzeug zu steigen und nahmen ihm seinen Reisepass ab. Am 22. Juli wurde Igbal Abilov erneut festgenommen und in eine Hafteinrichtung in Baku gebracht. Seine Familie wurde nicht über seine Inhaftierung informiert. Am 24. Juli verhängte ein Gericht in Baku eine viermonatige Haftstrafe wegen "Hochverrat" (Paragraf 274 des Strafgesetzbuchs), "öffentlicher Aufrufe gegen den Staat im Auftrag ausländischer Agenten" (Paragraf 281.3) und "Anstiftung zu ethnischem Hass" (Paragraf 283.1). Er durfte bisher seine Familienangehörigen nicht sehen und ihnen auch keine Informationen zukommen lassen. Am 31. August wurde sein Anwalt Fariz Namazli festgenommen, drei Stunden lang verhört und dann ohne Anklage wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die aserbaidschanischen Behörden verfolgen die Gemeinschaft der Talysch, insbesondere diejenigen, die für kulturelle oder politische Autonomie eintreten. Zwei bekannte Talysch-Aktivisten, die unter konstruierten und politisch motivierten Vorwürfen inhaftiert worden waren, starben vor wenigen Jahren in Haft. Berichten zufolge waren sie zuvor gefoltert und misshandelt worden und erhielten keine medizinische Behandlung.
Bahruz Samadov wurde am 21. August vom aserbaidschanischen Staatssicherheitsdienst festgenommen, als er das Land in den Semesterferien besuchte. Die Polizei durchsuchte sein Haus und beschlagnahmte Laptops, Mobilgeräte und seinen Reisepass. Auch ihm wird "Hochverrat" (Paragraf 274) zur Last gelegt. Vorübergehend wurden auch der Aktivist Samad Shikhi und der Journalist Cavid Ağa festgehalten und dann mit Ausreisesperren belegt. Sie sollten gegen ihren Kollegen Bahruz Samadov aussagen. Die aserbaidschanischen Behörden haben in der Vergangenheit wiederholt Aktivist*innen ins Visier genommen, die sich für eine friedliche Beilegung des Konflikts mit Armenien um Bergkarabach einsetzten.