Amnesty Journal Deutschland 13. Januar 2023

Welcher Datenschutztyp sind Sie?

Ein Computerbild, das an den Film Matrix erinnert, in dem grün auf schwarz Einsen und Nullen in vertikalien Linien verlaufen.

Viele Menschen sind damit überfordert, ihre digitale Privatsphäre zu schützen. Der Privat-o-Mat, ein Projekt des Instituts für digitale Ethik, soll hierbei helfen. Per Online-Fragebogen ermittelt das Tool, zu welchem Datenschutztyp man neigt und gibt passende Tipps für ein sichereres Surfverhalten. Der Privat-o-Mat identifiziert verschiedene Typen – zu welchem tendieren Sie?

Reflektierte Datenschützer*innen

"Datenschutz ist mir sehr wichtig! ­Dafür bin ich gerne bereit, auf ­bestimmte Dinge zu verzichten."

Ich kenne mich mit Datenschutz ganz gut aus und weiß, dass es von meinem Verhalten abhängt, wie viele Daten ich preisgebe. Kaufe ich ein neues Smartphone, achte ich darauf, dass ich die Privatsphäre-Einstellungen auf dem Gerät detailliert anpassen kann. Öffentliche WLAN-Netze nutze ich nie, und wenn ich etwas suche, dann nicht mit Google, sondern mit datensparsamen Alternativen, zum Beispiel DuckDuckGo oder Startpage. Mein Browser hat einen Tracking-Blocker und lässt möglichst keine Cookies zu. Meine privaten Termine notiere ich in einem Papierkalender, digital würde ich das nur machen, wenn meine Daten lokal auf dem Gerät gespeichert werden – und ich diese auch sicher wieder löschen kann. Wenn Apps übermäßig auf meine Daten zugreifen möchten, wehre ich mich dagegen. Ortungsdienste schalte ich grundsätzlich ab. Einen Fitnesstracker würde ich nicht benutzen – nur, wenn ich dabei die ausschließliche Kontrolle über meine Daten hätte. Sprachassistenzen wie Alexa und Konsorten benutze ich nie, denn ich möchte die Aufzeichnung meiner Daten auf jeden Fall vermeiden. Meistens zahle ich mit Bargeld. Online-Shopping mag ich gar nicht, denn da kann alles nachverfolgt werden.

Teilzeit-Datenschützer*innen

"Ich versuche, meine Daten zu ­schützen, aber auf manche Dienste möchte ich einfach nicht verzichten."

Meistens benutze ich nicht WhatsApp, sondern Signal. Immer geht das aber nicht, weil viele Freund*innen nur bei WhatsApp sind. Öffentliches WLAN benutze ich bei vertrauenswürdigen Anbieter*innen schon. Zum Suchen nehme ich alternative Anbieter wie Ecosia. Aber Google liefert oft doch bessere Ergebnisse, leider. Cookies akzeptiere ich nur soweit nötig. Ich versuche mir immer neue Usernamen und Passwörter auszudenken, aber oft benutze ich die gleichen, weil ich die sonst so schnell vergesse. Einen Fitnesstracker habe ich nicht, würde ich aber kaufen, wenn ich die Hersteller*in in puncto Datenverarbeitung und -weitergabe für vertrauenswürdig halte. Manche Apps brauchen die Standortdaten, dann genehmige ich den Zugriff. Es stört mich, dass meine Kaufinformationen gesammelt werden, trotzdem greife ich auf ein elektronisches Bezahlsystem zurück, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Dating-Plattformen würde ich schon benutzen, aber mit möglichst wenigen Informationen und nur für kurze Zeit.

Unbedarfte Surfer*innen

"Ich habe mich mit Datenschutz ­bislang noch nicht beschäftigt."



Ich bin recht bequem und möchte die Möglichkeiten des Internets uneingeschränkt nutzen. Ich habe schon einmal gehört, dass Datenschutz ein wichtiges Thema sein soll – um was es da so genau geht, weiß ich aber nicht. Ich vertraue einfach dem Messenger, den alle benutzen, und beim Handykauf achte ich nur auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Öffentliche WLANs sind genial, vor allem für mein Datenvolumen! Ich suche immer mit Google, das ist einfach am besten. Was Cookies sind, ist mir nicht ganz klar – schlimm klingt das jetzt nicht. Ich habe ein Passwort für alles, ansonsten kann ich mir das nicht merken. Datenschutz beim Kalender finde ich übertrieben, was sollen meine Termine denn über mich verraten? Ab und zu benutze ich mein Smartphone, um zu wissen, wie viele Schritte ich am Tag gelaufen bin. Sprach­assistent*innen finde ich super! Ach, da fällt mir ein: Alexa, kauf mal bitte schwarze Socken in Größe 39 bei Amazon!

Egalos

"Um Datenschutz mache ich mir ­keine Sorgen, ich habe ja nichts zu verbergen."

Wenn eine Anwendung mir meinen Alltag erleichtert oder Spaß macht, nutze ich sie auch. Ich habe zwar mitbekommen, dass Digitalkonzerne Daten sammeln und damit Geld verdienen, aber das ist mir egal. Ich nutze den Messenger, der mir die meisten Vorteile bietet. Datenschutz ist dabei nicht entscheidend. Aus Bequemlichkeit benutze ich die vorinstallierte Suchmaschine. Von Datenschutzfragen möchte ich mich nicht ausbremsen lassen. Cookies nerven mich total, deshalb akzeptiere ich sofort alle, damit das Pop-Up-Fenster bloß schnell verschwindet. Meine Standortdaten sind für mich keine persönlichen Informationen, daher ist es mir egal, wer darauf Zugriff hat. Eine Sprachassistenz nutze ich bislang nicht. Aber ich fände die Technik schon praktisch, wenn sie beispielsweise in meinem neuen Auto verbaut wäre.

Digital-Enthusiast*innen

"Ich probiere alle neuen digitalen Produkte und Dienste aus! ­Datenschutz kommt erst an zweiter Stelle."

Ich bin gegenüber technischer Innovation total aufgeschlossen und probiere gerne Neues aus. Um neue Geräte und Anwendungen vollumfänglich nutzen zu können, bin ich auch bereit, meine persönlichen Daten als "Währung" zu verwenden. Ich nutze verschiedene Messenger-Dienste und will immer auf dem aktuellen technischen Stand sein. Ich kaufe mir die neuesten Smartphones, für mich ist wichtig, dass ich die beste Datenübertragungsrate habe, alles andere ist zweitrangig. Oft probiere ich verschiedene Anbieter*innen aus, weil ich immer up-to-date sein möchte. Cookies finde ich sinnvoll und sehe darin sogar Vorteile für mich, deshalb stimme ich gerne zu. Ich bin im Grunde ständig online. Digitale Kalender sind klasse: Ich verwende grundsätzlich alle Möglichkeiten, die mir die Digitalisierung bietet und die meinen Alltag erleichtern. Solange eine App gut ist, bekommt sie auch alle Zugriffsrechte. Auch Standortdaten teile ich, weil ich mir davon bessere Dienstleistungen erhoffe. Bargeld finde ich unpraktisch und altmodisch, ich kaufe nur noch über das Internet. Wenn ich auf Partner*innensuche wäre, würde ich die bekanntesten Dienste nutzen und alle meine Informationen preisgeben, um die besten Matches für mich finden zu können.

Der Privat-o-Mat ist ein Kooperationsprojekt des Instituts für Digitale Ethik an der Hochschule der Medien Stuttgart und des Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit Baden-Württemberg. Medienpartner ist der Südwestrundfunk. Der Privat-o-Mat ist barrierefrei und lässt sich ohne Maus unter Nutzung der Tastatur bedienen. Die eingegebenen Daten werden ausschließlich für die Auswertung genutzt und nicht gespeichert, es werden auch keine weiteren Nutzer*innendaten gesammelt.

www.privat-o-mat.de

Hier geht es zu einem Interview über Datenschutz und Privatsphäre mit Petra Grimm, ­Leiterin des Instituts für Digitale Ethik.

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