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30 Jahre Haft wegen Fehlgeburt
Evelyn im Juli 2017, die wegen einer Fehlgeburt zu 30 Jahren Haft verurteilt wurde
© Agrupación Ciudadana por la Despenalización del Aborto El Salvador
Eine 19-Jährige ist in El Salvador wegen einer Fehlgeburt zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Die Frau war nach einer Vergewaltigung schwanger geworden.
Die Verurteilung zu 30 Jahren Haft wegen "schweren Mordes" ist ein erschreckendes Beispiel dafür, dass El Salvador dringend sein rückständiges Abtreibungsgesetz aufheben muss, sagt Amnesty International. Die 19-jährige Frau, die nach einer Vergewaltigung schwanger wurde, hatte eine Fehlgeburt erlitten.
"Das Anti-Abtreibungsgesetz El Salvadors verursacht nichts als Schmerz und Leid bei zahllosen Frauen, Mädchen und ihren Familien. Es widerspricht den Menschenrechten und gehört weder in dieses noch in irgendein anderes Land", sagte Erika Guevara-Rosas, Direktorin der Amerika-Abteilung von Amnesty International.
Evelyn war am 6. April 2016 in einem Gesundheitszentrum in Cojutepeque im Norden von San Salvador aufgenommen worden, nachdem sie zuhause bewusstlos geworden war. Sie lag in den Wehen, war sich ihrer Schwangerschaft aber nicht bewusst. Nach Auskunft von lokalen Organisationen war Evelyn einige Monate zuvor vergewaltigt worden, hatte aber keine Anzeige bei den Behörden erstattet, weil sie Angst hatte. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses zeigten Evelyn bei den Behörden an.
Es folgte ein Prozess und am 5. Juli 2017 verurteilte ein Gericht Evelyn zu 30 Jahren Haft wegen "schweren Mordes". Ihre Rechtsanwälte werden Berufung gegen das Urteil einlegen.
Frauen protestieren im Mai 2013 vor dem Obersten Gericht in San Salvador gegen das absolute Abtreibungsverbot
© Giles Clarke
Hintergrundinformationen
Abtreibung ist in El Salvador seit 1998 unter allen Umständen verboten, selbst wenn die Schwangerschaft Folge einer Vergewaltigung oder von Inzest ist oder wenn das Leben oder die Gesundheit der schwangeren Frau in Gefahr ist. Viele Frauen und Mädchen sind aufgrund des absoluten Abtreibungsverbotes gestorben oder wurden inhaftiert.
Die gegenwärtige Gesetzeslage zwingt Frauen und Mädchen zu unsicheren Abtreibungen, um ihr Leben zu retten. Sie schafft eine Atmosphäre des Misstrauens gegenüber Frauen, die eine Fehlgeburt oder eine andere Schwangerschaftskomplikation erleiden. Aufgrund von Schwangerschaftskomplikationen wurden Frauen in El Salvador wiederholt vor Gericht gestellt und wegen "schwerem Mordes" zu bis zu 40 Jahren Haft verurteilt.