Amnesty Report 05. Januar 2012

Zwei junge Männer wegen "Homosexualität" in Haft genommen

Kamerun

Press Release - 15. August 2011

Die Regierungsbehörden Kameruns müssen umgehend zwei junge Menschen freilassen, die am 18. August wegen Homosexualität vor Gericht gestellt werden sollen, und das diskriminierende Gesetz abschaffen, mit der ihre Inhaftierung gerechtfertigt wird, erklärte Amnesty International am Montag, den 15. August.

Am 25. Juli wurden die beiden Männer in einem Auto vor einem Nachtklub in der Hauptstadt Yaoundé festgenommen. Sie sind 19 und 20 Jahre alt und unter den Namen Jonas und Francky bekannt.

Gegen sie wurde nach Abschnitt 347a Strafgesetzbuch, der gleichgeschlechtliche Handlungen unter Strafe stellt, Anklage erhoben. Sie wurden in das Zentralgefängnis Kondengui in Yaoundé gebracht.

"In Anbetracht des Ausmaßes der staatlich gebilligten Homophobie in Kamerun, drohen denjenigen, die unter Anwendung dieses Gesetzes verhaftet werden, tätliche Übergriffe und andere Formen der Misshandlung durch Mitgefangene und Gefängnisangestellte aufgrund ihrer vermuteten sexuellen Orientierung", beklagte Erwin Van Der Borght, Direktor des Afrika-Programms von Amnesty International.

"Kamerun muss dieses drakonische Gesetz aufheben. Mit der Festnahme von Personen allein aufgrund ihrer vermuteten sexuellen Orientierung verstößt die Regierung Kameruns unverhohlen gegen internationale Menschenrechtsabkommen, die Kamerun unterzeichnet oder ratifiziert hat."

Jonas und Francky sind die letzten in einer Serie von Festnahmen unter Anwendung des Artikels 347a. Sollten sie für schuldig befunden werden, drohen ihnen bis zu 5 Jahren Gefängnis.

Im März 2011 wurde Jean-Claude Roger Mbede zu 36 Monaten Gefängnis verurteilt, nachdem er SMS-Nachrichten an einen Bekannten geschrieben hatte.

Er verbüßt die Strafe im Zentralgefängnis Kondengui, das für seine Überbelegung, schlechten sanitären Verhältnisse und unzureichende Nahrungsvergabe bekannt ist.

Berichten zufolge befindet sich Jean-Claude Roger Mbede in schlechter körperlicher und psychischer Verfassung und bekommt keine ärztliche Behandlung. Er teilte Besuchern mit, dass er seit seiner Inhaftierung im März auf dem Fußboden schläft. Derzeit legt er Rechtsmittel gegen sein Urteil und seine Strafe ein.

Amnesty International hält ihn für einen gewaltlosen politischen Gefangenen, der allein wegen seiner tatsächlichen oder vermeintlichen sexuellen Orientierung im Gefängnis ist. Die Organisation hat die Regierungsbehörden aufgefordert, sicherzustellen, dass er keinerlei Art von Misshandlung, Schikanierung noch Gewalt ausgesetzt ist.

Homosexuelle und Personen, die man dafür hält, werden nach Abschnitt 347a des kamerunischen Strafgesetzbuchs regelmäßig festgenommen, inhaftiert und vor Gericht gestellt.

Auch wenn Abschnitt 347a bereits seit 1972 in Kraft ist, wird er erst seit einigen Jahren so rigoros angewandt.

"Die Zahl der Festnahmen aufgrund dieses Gesetzes, schien in den letzten Jahren abgenommen zuhaben, nachdem sie 2005-2006 ihren Höhepunkt erreicht hatte", fügte Erwin Van Der Borght hinzu.

" Aber seit einigen Monaten nehmen die Festnahmen offensichtlich wieder zu. Wir möchten die Regierungsbehörden Kameruns dringend auffordern diese diskriminierende Gesetzgebung zu überdenken und ihren Verpflichtungen aus internationalen Menschenrechtsabkommen nachzukommen."

AI Index: PRE01/396/2011
(Übersetzung durch die Koordinationsgruppe Kamerun (2017). Es gilt das englische Original.)

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