Venezuela: Gefangene in Lebensgefahr

Diese Urgent Action ist beendet.

Ende Juli wurde Emirlendris Benítez endlich in eine medizinische Einrichtung verlegt, wo bei ihr zahlreiche Erkrankungen diagnostiziert und behandelt wurden, die auf Folter und unmenschliche Bedingungen in der Haft zurückzuführen sind. Die 42-Jährige wurde am 5. August 2018 willkürlich inhaftiert und verbüßt derzeit eine 30-jährige Gefängnisstrafe im INOF-Zentrum in Los Teques im Großraum Caracas.

Das Bild zeigt das Porträtbild einer lächelnden Frau

Emirlendris Benítez ist seit 2018 in Venezuela willkürlich inhaftiert (undatiertes Foto).

Die Geschäftsfrau Emirlendris Benítez wurde im August 2018 in Venezuela aus politischen Gründen willkürlich inhaftiert und gefoltert. Ihr droht eine 30-jährige Haftstrafe unter unmenschlichen Haftbedingungen. Die dringend nötige medizinische Versorgung hat die Strafvollzugsbehörde wiederholt mit Verweis auf Verfahrensfragen abgelehnt. Die schlimmen Folgen der Folter, der sie ausgesetzt war, und die Zeit der Isolationshaft gefährden nun ihre Psyche und ihr Leben. Emirlendris Benítez muss umgehend freigelassen werden. Solange sie sich noch in Haft befindet, muss sie eine angemessene und vertrauenswürdige medizinische Versorgung erhalten.

Appell an

Minsterin für den Strafvollzug
Celsa Bautista Ontiveros
Ministra del Poder Popular para Asuntos Penitenciarios
Avenida Venezuela, Edificio Platinum

Urbanización El Rosal, Municipio Chacao
Caracas
VENEZUELA

 

Sende eine Kopie an

Botschaft der Bolivarischen Republik Venezuela
S.E. Herrn Ramon Orlando Maniglia Ferreira
Schillstraße 10
10785 Berlin
Fax: 030 – 83 22 40 20
E-Mail: embavenez.berlin@botschaft-venezuela.de

Amnesty fordert:

  • Ich fordere Sie höflich auf, umgehend dem Antrag der Anwält*innen nachzukommen und sicherzustellen, dass Emirlendris Benítez unverzüglich eine umfassende und vertrauenswürdige medizinische Versorgung erhält.
  • Emirlendris Benítez sollte unverzüglich freigelassen und die Folter und andere schwere Menschenrechtsverletzungen, denen sie ausgesetzt war, umfassend strafrechtlich untersucht und geahndet werden.

Sachlage

Der Gesundheitszustand von Emirlendris Benítez verschlechtert sich sehr. Zurzeit ist sie im INOF-Zentrum in Los Teques im Großraum Caracas inhaftiert. Die Geschäftsfrau ist nicht nur Opfer willkürlicher Inhaftierung, Folter und eines unfairen Prozesses, sondern ihr wird seit längerem auch das Recht auf Gesundheit verweigert.

In den vergangenen Wochen haben die Behörden der Haftanstalt die Verlegung von Emirlendris Benítez in ein Krankenhaus mit bürokratischen Begründungen verzögert, die angesichts ihres kritischen Zustands nicht wirksam werden dürften. Sie hatte bereits mehrere Ohnmachtsanfälle und plötzliche Blutdruckanstiege, obwohl sie bislang nicht an Bluthochdruck litt.

Emirlendris Benítez' Leben und ihre psychische Gesundheit sind in Gefahr, weil sie seit ihrer Inhaftierung im August 2018 eine Vielzahl schwerer Menschenrechtsverletzungen erlebt, darunter die willkürliche Inhaftierung, Folter, geschlechtsspezifische Gewalt, Diskriminierung, ein unfaires Gerichtsverfahren und unmenschliche Haftbedingungen. Sie kann nicht länger darauf warten, dass die Strafvollzugsbehörde ihr die dringend benötigte Behandlung zukommen lässt.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Das Schicksal der Geschäftsfrau und Mutter Emirlendris Benítez ist ein Beispiel für die erschreckende Unterdrückungspolitik der venezolanischen Regierung. Obwohl sie sich in keiner Weise politisch betätigt hatte, wurde sie in einem politischen Verfahren angeklagt und durfte ihr Recht auf ein faires Verfahren nicht wahrnehmen.

Am 5. August 2018 wurde Emirlendris Benítez mithilfe konstruierter Vorwürfe willkürlich inhaftiert. Die Behörden brachten sie fälschlicherweise mit Gewalttaten in Verbindung, die gegen hochrangige Politiker*innen in Venezuela verübt worden waren. Für diese Anschuldigung gibt es keine Beweise und Emirlendris Benítez hat immer wieder erklärt, dass sie daran nicht beteiligt war.

In der Haft wurde sie gefoltert. Zu diesem Zeitpunkt war sie schwanger. Einige Wochen nach ihrer Festnahme wurde sie gewaltsam in eine medizinische Einrichtung gebracht, wo ihre Schwangerschaft ohne ihr Wissen und ihre Zustimmung beendet wurde. Die Folter, der sie ausgesetzt war, führte dazu, dass sie langfristig auf einen Rollstuhl angewiesen ist, um mobil zu sein. Im Jahr 2022 verurteilte sie ein parteiisches Gericht in einem politisch motivierten Verfahren zu einer 30-jährigen Haftstrafe.

Ihre Haftbedingungen sind derzeit so schlecht, dass nur durch die Familie ihre Versorgung mit Wasser, Nahrung und Medikamenten sichergestellt werden kann. Erschwerend kommt hinzu, dass die humanitäre Notlage, die Venezuela derzeit lahmlegt, auch den Zugang der Familienangehörigen zu Lebensmitteln, Medikamenten und Transportmitteln stark einschränkt. Noch dazu liegt Emirlendris Benítez' Haftort etwa 30 km von dort entfernt, wo ihre Familie in Caracas lebt. Emirlendris Benítez hätte gar nicht erst inhaftiert werden dürfen, da davon auszugehen ist, dass die Vorwürfe politisch motiviert sind. Das drakonische Urteil gegen sie sollte aufgehoben und sie sollte unverzüglich freigelassen werden.

Die Regierung unter Nicolás Maduro fährt eine repressive und auf Schikane, Strafverfolgung und Zensur beruhende Linie gegen Aktivist*innen und zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für den Schutz der Rechte der Venezolaner*innen einsetzen. In Venezuela herrscht derweil eine komplexe humanitäre und menschenrechtliche Krise, die dazu geführt hat, dass so viele Menschen wie nie zuvor das Land verlassen haben, um im Ausland Schutz zu suchen. Im März 2023 belief sich ihre Zahl bereits auf 7,24 Millionen.

Seit 2020 konnte die unabhängige internationale Ermittlungsmission für die Bolivarische Republik Venezuela in drei Berichten zahlreiche seit 2014 begangene Menschenrechtsverletzungen ausführlich dokumentieren, darunter außergerichtliche Hinrichtungen, Verschwindenlassen, willkürliche Inhaftierungen sowie Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafen. Die Berichte kommen zu dem Schluss, dass die Regierung das Rechtssystem als Instrument der Unterdrückung missbraucht habe und dass die dadurch begangenen schweren Menschenrechtsverletzungen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleichkommen könnten.