Haftstrafe für Menschenrechtsanwalt

Der Menschenrechtsanwalt Wang Yonghang ist im Zusammenhang mit seiner juristischen Unterstützung von Falun-Gong-Anhängern zu einer siebenjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Er hat gegen das Urteil Rechtsmittel eingelegt. Amnesty International betrachtet Wang Yonghang als gewaltlosen politischen Gefangenen.

Appell an

LEITER DER ABTEILUNG FÜR INNERE SICHERHEIT
IN DER PROVINZ LIAONING
LI Wenxi Tingzhang
Liaoningsheng Gong'anting
2 Qishan Zhonglu
Huangguqu
Shenyangshi 110032
Liaoningsheng
VOLKSREPUBLIK CHINA
(korrekte Anrede: Dear Director)

LEITER DER JUSTIZABTEILUNG
IN DER PROVINZ LIAONING
Zhang Jiacheng Tingzhang
Liaoningsheng Sifating
28 Jia Chongshan Donglu
Shenyangshi 110032
Liaoningsheng
VOLKSREPUBLIK CHINA
(korrekte Anrede: Dear Director)
Fax: (0086) 24 869 067 92

MINISTERPRÄSIDENT VON CHINA
WEN Jiabao Guojia Zongli
The State Council General Office
2 Fuyoujie
Xichengqu
Beijingshi 100017
VOLKSREPUBLIK CHINA
(korrekte Anrede: Your Excellency)
Fax: (00 86) 10 659 611 09

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER VOLKSREPUBLIK CHINA
S.E. Herrn Wu Hongbo
Märkisches Ufer 54
10179 Berlin
Fax: 030-27 58 82 21
E-Mail: chinesischeBotschaft@debitel.net
chinaemb_de@mfa.gov.cn
de@mofcom.gov.cn

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Chinesisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 14. Januar 2010 keine Appelle mehr zu verschicken.

PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE IN ENGLISH OR YOUR OWN LANGUAGE:

  • calling on the authorities to release Wang Yonghang immediately and unconditionally, as he is a prisoner of conscience;

  • urging them to ensure he has access to legal assistance of his choosing, his family and any medical attention he may require;

  • urging the authorities to guarantee that Wang Yonghang will not be tortured or otherwise ill-treated;

  • calling on them to end the use of vaguely-defined charges relating to "state secrets" to crack down on human rights defenders.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE

  • Fordern Sie die Behörden auf, Wang Yonghang umgehend und bedingungslos freizulassen, da er ein gewaltloser politischer Gefangener ist.

  • Fordern Sie die Zusicherung, dass Wang Yonghang sofortigen Zugang zu einem Rechtsbeistand seiner Wahl, zu seiner Familie und zu eventuell notwendiger medizinischer Versorgung erhält.

  • Dringen Sie auf die Garantie, dass Wang Yonghang nicht erneut gefoltert oder in anderer Weise misshandelt wird.

  • Fordern Sie die Behörden auf, die Erhebung vage formulierten Anklagen im Zusammenhang mit der Verletzung von "Staatsgeheimnissen einzustellen", mit denen gegen Menschenrechtsverteidiger vorgegangen wird.

Sachlage

Wang Yonghang wurde am 4. Juli in seiner Heimatstadt Dalian in der im Norden der Volksrepublik China gelegenen Provinz Liaoning verhaftet. Mit der Begründung, der Fall beträfe "Staatsgeheimnisse", verweigerte die Polizei Wang Yonghang jeglichen Kontakt zu seinen Rechtsanwälten. Der Prozess gegen den Menschenrechtler fand Mitte Oktober in Dalian vor dem Volksgericht des Bezirks Shahekou statt. Die Urteilsverkündung erfolgte am 27. November.

In der Untersuchungshaft war Wang Yonghang von der Polizei geschlagen worden und hatte dabei eine Fraktur am Fußknöchel davongetragen. Die Polizei unterrichtete seine Ehefrau am 27. Juli von dem Knöchelbruch, brachte ihn aber erst am 11. August in ein Krankenhaus. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Wundherd bereits stark entzündet. In der Klinik wurde Wang Yonghang operiert, die Entzündung heilte jedoch nicht aus. Kurz vor dem Abschluss des Prozesses durfte Wang Yonghang erstmals von seiner Ehefrau besucht werden. Sie berichtete, zu diesem Zeitpunkt sei ihm das Laufen sehr schwer gefallen.

Die Rechtsanwälte von Wang Yonghang erfuhren von dem Prozess gegen ihren Mandanten erst im Nachhinein, als das Verfahren bereits abgeschlossen war. Ihr Antrag auf Genehmigung eines Besuchs bei Wang Yonghang wurde vom Gericht mit Verweis auf eine Verordnung der Stadt Dalian abgewiesen. In dieser Verordnung sind Anwälte von Falun-Gong-Anhängern angehalten, den schriftlichen Nachweis zu führen, dass sie den Fall der Anwaltsvereinigung All China Lawyers’ Association (ACLA) zur Kenntnis gebracht und von dort eine Genehmigung zum Besuch ihrer Mandanten erhalten haben. Außerdem müssen sie eine Vertretungsvollmacht der Kanzlei vorweisen, für die sie tätig sind. Nach Einschätzung der Rechtsanwälte verstößt eine solche Bestimmung gegen chinesisches Recht wie etwa die Strafprozessordnung. Dort ist festgehalten, dass Verteidiger ihre Mandanten besuchen dürfen, sobald die Staatsanwaltschaft beginnt, die Einleitung eines Strafverfahrens zu prüfen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

In seiner Eigenschaft als Rechtsanwalt hat Wang Yonghang mehrere Falun-Gong-Anhänger vor Gericht vertreten. Im Mai 2008 veröffentlichte er im Internet einen Beitrag, in dem er zur strafrechtlichen Verfolgung von Anhängern der Gemeinschaft auf der Grundlage von Paragraph 300 des Strafgesetzbuchs Stellung bezog. Seine eigene Verurteilung beruht nun ebenfalls auf diesem Paragraphen.

Im Mai 2008 hatten die Justizbehörden in Dalian die Zulassung von Wang Yonghang als Rechtsanwalt nicht verlängert. Dessen ungeachtet war er weiterhin zugunsten von Falun-Gong-Anhängern tätig geworden und hatte sie vor Gericht vertreten.
In der Volksrepublik China werden Anwälte schikaniert, tätlich bedroht, überwacht und strafrechtlich belangt, wenn sie sich für den Schutz ihrer Mitmenschen einsetzen. Von den mittlerweile mehr 140 000 Kanzleien in China nehmen nur sehr wenige das Risiko auf sich, die Opfer von Menschenrechtsverletzungen juristisch zu vertreten.

Im Juli 1999 wurde Falun Gong mit der Begründung verboten, die soziale und politische Stabilität zu gefährden. Führende Mitglieder der Organisation sind zu Freiheitsstrafen verurteilt oder in psychiatrische Einrichtungen eingewiesen worden. Die weitaus meisten Anhänger von Falun Gong allerdings werden ohne Gerichtsverfahren in einer Art Verwaltungshaft in Lagern zur "Umerziehung durch Arbeit" festgehalten.