Menschenrechtler inhaftiert

Der Filmemacher Min Htin Ko Ko Gyi wird von der Polizei abgeführt.

Der Filmemacher Min Htin Ko Ko Gyi

Der Menschenrechtsverteidiger Ko Htin Kyaw ist wegen seines friedlichen Engagements festgenommen worden. Er befindet sich derzeit im Insein-Gefängnis von Yangon (Rangun). Da er ein gewaltloser politischer Gefangener ist, fordert Amnesty International seine sofortige und bedingungslose Freilassung.

Appell an

PRÄSIDENT
Thein Sein
President’s Office
Nay Pyi Taw
MYANMAR
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)

INNENMINISTER
Lt. Gen. Ko Ko
Ministry of Home Affairs
Office No. 10
Nay Pyi Taw, MYANMAR
(Anrede: Dear Minister/ Sehr geehrter Herr Minister)

Sende eine Kopie an

VORSITZENDER DER MENSCHENRECHTSKOMMISSION MYANMAR

U Win Mra

27 Pyay Road
Hline Township
Yangon, MYANMAR

BOTSCHAFT DER UNION MYANMAR
S. E. Herrn Soe Nwe
Thielallee 19
14195 Berlin
Fax: 030-2061 5720
E-Mail: info@botschaft-myanmar.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Birmanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 20. Juni 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

LUFTPOSTBRIEFE ODER FAXE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte lassen Sie Ko Htin Kyaw umgehend und bedingungslos frei und lassen Sie alle Anklagen gegen ihn fallen.

  • Sorgen Sie bitte dafür, dass Ko Htin Kyaw bis zur bedingungslosen Freilassung vor Folter und anderen Misshandlungen geschützt wird und dass ihm Zugang zu einem Rechtsbeistand seiner Wahl und zu Familienangehörigen gewährt wird.

  • Ich fordere Sie auf, umgehend Maßnahmen zur Aufhebung oder Änderung von Gesetzen zu ergreifen, die zur Einschränkung der freien Meinungsäußerung genutzt werden.

  • Bitte lassen Sie alle gewaltlosen politischen Gefangenen in Myanmar umgehend frei und lassen Sie alle Anklagen gegen Personen fallen, die lediglich wegen der friedlichen Wahrnehmung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung inhaftiert sind.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the Myanmar authorities to immediately and unconditionally release Ko Tin Maung Kyi and Ko Zaw Win and drop all charges against them.

  • Urging them to ensure that, pending their unconditional release, Ko Tin Maung Kyi and Ko Zaw Win are not tortured or otherwise ill-treated, and that they have access to lawyers of their choosing and to visits from family members.

  • Calling on them to repeal or else amend all laws which restrict the right to freedom of expression, to comply with international human rights law and standards.

  • Demanding that they immediately and unconditionally release all prisoners of conscience in Myanmar, and drop charges against all those who have been arrested solely for the peaceful exercise of their right to freedom of expression.

Sachlage

Ko Htin Kyaw, Menschenrechtsverteidiger und Vorsitzender der Organisation Movement for Democracy Current Force (MDCF), wurde am 5. Mai gegen 9 Uhr im Township South Okkalapa in Yangon festgenommen. Er hielt gerade eine Rede und verteilte Flugblätter, auf denen die Regierung von Myanmar kritisiert wurde und Abgeordnete des Parlaments zum Rücktritt aufgefordert wurden.

Die Polizei des South Okkalapa Township nahm ihn auf dem Nandawun-Markt fest und soll ihn zur Polizeiwache des Townships gebracht haben. Er wurde auf der Grundlage von Paragraf 505(b) des Strafgesetzbuchs von Myanmar unter Anklage gestellt. Das Gesetz sieht für jeden, der Informationen erstellt, veröffentlicht oder anderweitig verbreitet, die Angst oder Schrecken unter der Bevölkerung erzeugen könnten, bzw. Menschen dazu anstiften könnten, eine Straftat gegen den Staat oder die öffentliche Ruhe zu begehen, eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren und eine Geldstrafe vor. Laut Angaben aus zuverlässigen Quellen steht Ko Htin Kyaw wegen elf Punkten auf der Grundlage von Paragraf 505(b) unter Anklage, weil er in elf unterschiedlichen Townships Flugblätter verteilt haben soll. Er wurde am 5. Mai dem Gericht des Townships South Okkalapa vorgeführt und später ins Insein-Gefängnis von Yangon verlegt. Am 8. Mai erschien er vor dem Gericht des Townships North Okkalapa.

Ko Htin Kyaw ist ein gewaltloser politischer Gefangener, der allein wegen der friedlichen Wahrnehmung seines Rechts auf freie Meinungsäußerung inhaftiert ist. Er gehört zu einer wachsenden Zahl von "neuen" gewaltlosen politischen Gefangenen, die in diesem Jahr in Myanmar inhaftiert worden sind. Sie alle müssen sofort und bedingungslos freigelassen werden.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Ko Htin Kyaw ist Vorsitzender der Organisation Movement for Democracy Current Force (MDCF), die sich für Menschenrechte und Entwicklung in Myanmar einsetzt. Er ist aufgrund seines friedlichen Engagements bereits mehrmals zuvor festgenommen und inhaftiert worden. Zuletzt verurteilten ihn zwischen dem 21. Oktober und 29. November fünf unterschiedliche Gerichte wegen mehrerer Anklagen auf der Grundlage von Paragraf 18 des Gesetzes über friedliche Versammlungen und friedliche Kundgebungen zu mindestens 33 Monaten Haft. Dieses Gesetz wird von den Behörden häufig gegen friedliche AktivistInnen eingesetzt. Ko Htin Kyaw kam am 11. Dezember 2013 im Rahmen einer Präsidialamnestie wieder frei, wurde aber am selben Tag erneut in Haft genommen. Auch diesmal drohten ihm Anklagen auf der Grundlage des Gesetzes über friedliche Versammlungen und friedliche Kundgebungen. Am 31. Dezember wurde er erneut im Rahmen einer Amnestie des Präsidenten freigelassen.

Amnesty International kritisiert die fortgesetzten Festnahmen und Inhaftierungen von MenschenrechtsverteidigerInnen und AktivistInnen, die lediglich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen haben. Eine Reihe von Gesetzen in Myanmar wird weiterhin dazu genutzt, die friedliche Meinungsäußerung zu kriminalisieren, darunter Paragraf 505(b) des Strafgesetzbuches des Landes. Die Einschränkungen des Rechts auf freie Meinungsäußerung, die der Paragraf 505(b) vorsieht, sind sehr vage formuliert, so dass eine weite Auslegung und eine diskriminierende Anwendung des Gesetzes möglich ist. In seinem jüngsten Bericht vor dem UN-Menschenrechtsrat drückte der UN-Sonderberichterstatter über die Menschenrechtssituation in Myanmar, Tomás Ojea Quintana, seine Sorge über das betreffende Gesetz aus. In dem Bericht identifiziert er das Gesetz als eines von vielen Gesetzen, die verwendet werden, um gewaltlose politische Gefangene zu inhaftieren. Er wiederholte seine Aufforderung an die Regierung Myanmars, diese Gesetze in einer festgelegten Zeitspanne zu überprüfen und zu ändern und in Übereinstimmung mit den internationalen Standards für Menschenrechte zu bringen.

Amnesty International erhält weiterhin Berichte über die schlechten Bedingungen in myanmarischen Gefängnissen, darunter der mangelnde Zugang zu angemessener medizinischer Behandlung. Besorgnis wurde auch über den mangelnden Zugang zu sauberem Trinkwasser und Wasser für die Körperpflege sowie zu gehaltvollen Lebensmitteln geäußert. Die Organisation fordert die Behörden Myanmars auf sicherzustellen, dass die Haftbedingungen denen entsprechen, die in den UN-Mindestgrundsätzen für die Behandlung von Gefangenen festgelegt wurden.