Drohendes Verfahren vor Militärgericht
Bahrain
© Courtesy of the University of Texas Libraries
Am 9. Mai ist Fadhel Sayed Abbas Hasan Radhis Fall an ein Militärgericht übergeben worden. Weder seine Familie noch sein Rechtsbeistand sind über die Anklagepunkte unterrichtet worden. Fadhel Sayed wurde im September 2016 festgenommen, sein Haftort ist seitdem aber nicht bekannt. Daher drohen ihm Folter und andere Misshandlungen.
Appell an
KÖNIG
Shaikh Hamad bin 'Issa Al Khalifa
Office of His Majesty the King
P.O. Box 555, Rifa’a Palace, al-Manama
BAHRAIN
(Anrede: Your Majesty / Majestät)
Fax: (00 973) 1766 4587
INNENMINISTER
Shaikh Rashid bin 'Abdullah Al Khalifa
P. O. Box 13, al-Manama, BAHRAIN
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 973) 1723 2661
Twitter: @moi_Bahrain
Sende eine Kopie an
MINISTER FÜR JUSTIZ UND ISLAMISCHE ANGELEGENHEITEN
Shaikh Khaled bin Ali bin Abdullah Al Khalifa
Ministry of Justice and Islamic Affairs
P.O. Box 450, al-Manama, BAHRAIN
Fax: (00 973) 1753 1284
E-Mail: über die Website http://www.moj.gov.bh/en
Twitter: @Khaled_Bin_Ali
BOTSCHAFT DES KÖNIGREICHS BAHRAIN
S. E. Herrn Ebrahim Mohmood Ahmed Abdulla
Klingelhöfer Str. 7, 10785 Berlin
Fax: 030-8687 7788
E-Mail: info@bahrain-embassy.de
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 23. Juni 2017 keine Appelle mehr zu verschicken.
Amnesty fordert:
FAXE, E-MAILS, TWITTER-NACHRICHTEN ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN
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Geben Sie bitte umgehend Schicksal und Aufenthaltsort von Fadhel Sayed Abbas Hasan Radhi bekannt sowie die juristische Grundlage für seine Inhaftierung. Gewähren Sie ihm unverzüglich regelmäßigen Kontakt zu seiner Familie, einem Rechtsbeistand und jeglicher erforderlichen medizinischen Versorgung. Schützen Sie ihn zudem vor Folter und Misshandlung.
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Klagen Sie Fadhel Sayed Abbas Hasan Radhi einer erkennbaren Straftat an oder lassen Sie ihn sofort frei.
- Wenn er einer international als Straftat anerkennten Handlung angeklagt wird, überstellen Sie den Fall einem Zivilgericht, das die internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren befolgt und weder unter Folter erpresste Beweise berücksichtigt noch auf die Todesstrafe zurückgreift.
PLEASE WRITE IMMEDIATELY
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Urging the Bahraini authorities to immediately disclose the fate and whereabouts of Fadhel Sayed Abbas Hasan Radhi as well as the legal basis for his detention and provide him with prompt and regular access to his family, lawyer and any medical attention and ensure that he is protected from torture and other ill-treatment.
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Urging the Bahraini authorities to charge Fadhel Sayed Abbas Hasan Radhi with a recognizable criminal offense, or release him.
- If he is charged with a recognizable criminal offense, urging them to transfer his case to a civilian court that complies with international fair trial standards, excluding evidence obtained under torture and not resorting to the death penalty.
Sachlage
Am 9. Mai erhielt die Familie von Fadhel Sayed Abbas Hasan Radhi von der Staatsanwaltschaft die Nachricht, dass sein Fall an ein Militärgericht übergeben worden sei. Es handelt sich hier um den ersten bekanntgewordenen Fall, der vor ein Militärgericht geht, seit der König von Bahrain am 3. April einer Verfassungsänderung zugestimmt hat, die Militärgerichtsverfahren für Zivilpersonen erlaubt. Werden Zivilpersonen vor ein Militärgericht gestellt, so führt dies oft zu einem Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit oder die angeklagte Person erhält keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand. Deshalb verbietet das Völkerrecht Verfahren gegen Zivilpersonen vor Militärgerichten. Deshalb verstoßen derartige Prozesse gegen die Grundsätze eines fairen Verfahrens. Die Staatsanwaltschaft hat weder Fadhel Radhis Familie noch seinem Rechtsbeistand mitgeteilt, was ihm zur Last gelegt wird und wo man ihn festhält.
Fadhel Radhi ist seit seiner Festnahme am 29. September 2016 ein Opfer des Verschwindenlassens. Seine Familie hat seither nur drei kurze Telefonanrufe erhalten. Wie sie gegenüber Amnesty International berichtete, habe man beim letzten Anruf, am 28. Februar, eine weitere Stimme gehört, die Fadhel Radhi die Antworten vorgab. Sowohl Amnesty International als auch Fadhel Radhis Familie haben zahlreiche Anfragen an das Büro der Staatsanwaltschaft und die Ombudsperson des Innenministeriums gestellt. Die Erkundigungen betrafen sowohl Fadhel Radhis Schicksal und seinen Aufenthaltsort, als auch die Anschuldigungen gegen ihn. Am 2. Januar 2017 sagte man seiner Schwester im Büro der Staatsanwaltschaft, dass sie nach Hause gehen und auf den Anruf ihres Bruders warten solle. Außerdem teilte man ihr mit, dass er am 24. April der Staatsanwaltschaft vorgeführt werden würde. Erst am 28. April rief Fadhel Radhi seine Familie an. Die Familie weiß bis heute nicht, ob er am genannten Datum tatsächlich der Staatsanwaltschaft vorgeführt wurde.
Ohne Kontaktmöglichkeiten zu einem Rechtsbeistand und einem sehr eingeschränkten Telefonkontakt mit seiner Familie ist Fadhel Radhi weiterhin der Gefahr ausgesetzt, Opfer von Folter und anderen Misshandlungen zu werden. Amnesty International befürchtet, dass Fadhel Radhi während seiner Inhaftierung zu einem "Geständnis" gezwungen worden sein könnte, das bei seiner Militärgerichtsverhandlung gegen ihn verwendet werden soll.
Hintergrundinformation
Am 29. September 2016 gegen 3 Uhr nahm die Kriminalpolizei Fadhel Sayed Abbas Hasan Radhi in seinem Haus in Hamad Town südwestlich der Hauptstadt Manama fest. Seiner Familie wurde weder mitgeteilt, wohin man ihn bringen würde, noch, was ihm zur Last gelegt wurde. Sie hörte dann auch nichts von ihm und erhielt erst zwei Wochen später einen ersten Anruf. Während dieses kurzen Telefonats teilte Fadhel Sayed Abbas Hasan Radhi seiner Familie mit, dass er bei der Kriminalpolizei festgehalten werde, sehr müde sei und sich nicht wohl fühle. Seine Familie hörte dann wieder bis zum 10. Dezember 2016 nichts von ihm. Dann rief er an und sagte, dass er immer noch bei der Kriminalpolizei festgehalten werde und nicht wisse warum. Am 28. Februar kam ein weiterer kurzer Anruf; die Familie bekam hier den Eindruck, dass er nicht frei sprechen konnte, zumal eine fremde Stimme hörbar war, die die Antworten soufflierte.
Am 3. April 2017 gab der König von Bahrain seine Zustimmung zu einer Verfassungsänderung, die Militärverfahren für Zivilpersonen ermöglicht, wenn der Fall als Bedrohung für die nationale Sicherheit Bahrains oder die "Unabhängigkeit, Hoheitsgewalt oder Integrität" des Landes erachtet wird. Diese Änderung ebnet den Weg für grob unfaire Gerichtsprozesse. Für weitere Informationen siehe die englischsprachige Erklärung von Amnesty International: https://www.amnesty.org/en/latest/news/2017/04/bahrain-disastrous-move-towards-patently-unfair-military-trials-of-civilians/.
Amnesty International hat bereits einen ähnlichen Fall wie den von Fadhel Sayed Abbas Hasan Radhi dokumentiert: Al-Sayed Alawi Hussain al-Alawi, 43 Jahre alt, befindet sich seit Oktober 2016 ohne Anklage und Zugang zu einem Rechtsbeistand in Haft. Seit dem 14. Dezember 2016 hat seine Familie keine Informationen zu seinem Verbleib und seinem Wohlergehen. Amnesty International befürchtet, dass Al-Sayed Alawi Hussain al-Alawi genau wie Fadhel Sayed Abbas Hasan Radhi Opfer des Verschwindenlassens wurde und ihm Folter und Misshandlung drohen (siehe https://www.amnesty.de/urgent-action/ua-275-2016-1/verbleib-unbekannt).
Amnesty International hat in Bahrain Fälle dokumentiert, in denen Menschen willkürlich festgenommen und inhaftiert und Gefangene gefoltert und anderweitig misshandelt wurden, vor allem im Gewahrsam der Kriminalpolizei. Nach Angaben von Gefangenen wurden sie gezwungen, "Geständnisse" abzulegen, die als Beweismaterial gegen sie benutzt werden oder mit denen andere in den Prozess hineingezogen werden. Zu den dokumentierten Methoden gehören: Schläge, Stehen über lange Zeiträume, Schlafentzug und Häftlinge ohne Kleidung lassen.
Das Recht auf Zugang zu einem Rechtsbeistand gehört zu den grundlegenden Maßnahmen zum Schutz vor Folter und anderweitiger Misshandlung und zu den essentiellen Normen der internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren. Es ist wichtig, dass Gefangene die Möglichkeit haben, bereits zu einem frühen Zeitpunkt gegen ihre Inhaftierung vorzugehen. Eine solche Haftüberprüfung gehört zu den Maßnahmen zum Schutz vor Folter und anderweitiger Misshandlung, erzwungene "Geständnisse", dem Verschwindenlassen und anderen Menschenrechtsverletzungen.
Gemäß Völkerrecht und internationalen Standards haben festgenommene und inhaftierte Personen das Recht, jemanden über ihre Ingewahrsamnahme und ihren Haftort zu informieren oder über die Behörden informieren zu lassen. Darüber hinaus müssen sie Zugang zu Räumlichkeiten erhalten, in denen sie mit ihren Angehörigen kommunizieren und Besuch von diesen empfangen können. Das Recht auf Kontakt zur Außenwelt und auf den Empfang von Besuch ist eine entscheidende Schutzmaßnahme gegen Folter, Misshandlung und andere Menschenrechtsverletzungen. Es ermöglicht Angehörigen, die sich um das Wohlergehen einer inhaftierten Person sorgen, den Haftort zu besuchen und sich ein eigenes Bild des Ortes und Zustands der bzw. des Gefangenen zu machen, sowie einzugreifen, falls sie einen Grund zur Sorge sehen. Dies stellt zudem eine grundlegende Maßnahme zum Schutz vor dem Verschwindenlassen dar.