DEINE SPENDE KANN LEBEN RETTEN!
Mit Amnesty kannst du dort helfen, wo es am dringendsten nötig ist.
DEINE SPENDE WIRKT!
Simbabwe: Repression vor Gipfeltreffen nimmt zu
Unterstützer der Oppositionsgruppe "Citizens Coalition for Change" (CCC) schwenken ihre Parteifahnen während ihrer letzten Demonstration vor der Wahl in Simbabwes Hauptstadt Harare am 21. August 2023.
© JOHN WESSELS/AFP via Getty Images
Im Vorfeld des 44. Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) am 17. August in Simbabwe geht die Regierung systematisch gegen Andersdenkende vor. Kritische Stimmen sollen zum Schweigen gebracht und Proteste unterbunden werden. Polizei und Sicherheitskräfte haben bereits mehr als 160 Personen willkürlich festgenommen. Darunter sind Aktivist*innen, Parteimitglieder der Opposition, Studierendenvertreter*innen und Mitglieder der Zivilgesellschaft. Ihnen wird die Störung der öffentlichen Ordnung und die Anstiftung zu Protesten vorgeworfen. Auch 76 der am 16. Juni festgenommenen 79 Mitglieder der Citizens Coalition for Change (CCC), sind immer noch in Haft, darunter der Interims-Parteivorsitzende Jameson Timba. Einige der Festgenommenen wurden schwer gefoltert und verletzt, sodass sie ins Krankenhaus mussten.
Setzt euch für die Zivilgesellschaft in Simbabwe ein!
Hier kannst du deinen Brief ausdrucken, um ihn per Post oder Fax an die Behörden zu senden, oder ihn direkt über dein eigenes E-Mail-Programm verschicken.
Du hast Probleme beim Ausdrucken des Briefes? Dann klicke bitte hier.
Achtung: Bitte prüfe bei der Deutschen Post ob die Briefzustellung in das Zielland ungehindert möglich ist.
Appell an
President of the Republic of Zimbabwe
H.E Emmerson Mnangagwa
Office of the President, Munhumutapa Building
Samora Machel Avenue, Private Bag 7700
Causeway
Harare, SIMBABWE
Sende eine Kopie an
Botschaft der Republik Simbabwe
I.E. Frau Alice Mashingaidze
Dannenwalder Weg 91
13439 Berlin
E-Mail: infor@zimembassyberlin.com
Amnesty fordert:
- Ich fordere Sie und Ihre Regierung auf, für die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Personen – einschließlich der 76 Mitglieder der Citizens Coalition for Change, wie Jameson Timba – zu sorgen, die im Rahmen des jüngsten Vorgehens gegen die Zivilgesellschaft allein wegen der Ausübung ihrer Rechte festgenommen wurden. Sorgen Sie bitte dafür, dass alle Anklagen gegen sie fallengelassen werden, da sie nur wegen der friedlichen Ausübung ihrer Menschenrechte inhaftiert sind.
- Ich fordere Sie außerdem nachdrücklich auf, dafür zu sorgen, dass Robson Chere bis zu seiner Freilassung die dringend nötige medizinische Versorgung erhält. Gewährleisten Sie bitte außerdem, dass die von ihm erhobenen Foltervorwürfe wirksam untersucht werden.
- Angesichts Ihrer Übernahme des Amts als SADC-Vorsitzender fordere ich Sie und die Behörden auf, die Menschenrechte aller Menschen im Land zu achten, zu schützen und zu gewährleisten, darunter auch die Rechte auf freie Meinungsäußerung, friedliche Versammlung und Vereinigungsfreiheit.
Sachlage
Im Vorfeld des 44. SADC-Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs des südlichen Afrikas, der am 17. August stattfinden soll, gibt es einen besorgniserregenden Trend zur Unterdrückung des Handlungsspielraum der Zivilgesellschaft sowie zur Einschüchterung und Schikanierung von Aktivist*innen und Oppositionspolitiker*innen. Etwa 160 Personen sind bereits willkürlich inhaftiert, darunter Oppositionelle, Aktivist*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen, einige von ihnen wurden gefoltert und misshandelt. Die Festgenommenen sind unter anderem wegen "ungebührlichen Verhaltens an einem öffentlichen Ort" und "kriminellem Ärgernis" angeklagt, weil sie angeblich Proteste im Vorfeld des SADC-Gipfels planten. Mitglieder der Regierungspartei haben allen gedroht, die protestieren wollen.
Das massive Vorgehen gegen Kritiker*innen begann am 16. Juni, als die Polizei willkürlich 79 Mitglieder der Citizens Coalition for Change (CCC), darunter den Interims-Parteivorsitzenden Jameson Timba, bei einem Treffen in einem Privathaus festnahm und inhaftierte. Inzwischen wurden zwei Minderjährige wieder freigelassen und eine Person kam gegen Kaution frei. Am 31. Juli wurden mehrere Aktivist*innen gewaltsam aus einem Flugzeug gezerrt und festgenommen. Unter ihnen waren Namatai Kwekweza, Robson Chere, Samuel Gwezi und Vusumuzi Moyo. Die vier wurden acht Stunden lang ohne Zugang zu ihrem Rechtsbeistand festgehalten und die Freilassung gegen Kaution wurde ihnen verweigert. Robson Chere wurde in der Haft gefoltert. Dabei wurde er so schwer verletzt, dass ihm ein Nierenversagen droht, wenn er keine angemessene medizinische Versorgung erhält.
Die Festnahmen und willkürlichen Inhaftierungen der Aktivist*innen ist äußerst besorgniserregend. Sie stellen einen Verstoß gegen die verfassungsmäßigen und internationalen Menschenrechtsverpflichtungen Simbabwes dar, wie sie in der Afrikanischen Charta der Menschenrechte und der Rechte der Völker und dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte festgelegt sind, deren Vertragsstaat Simbabwe ist. Simbabwe missbraucht das Strafrechtssystems als Instrument zur Einschüchterung von Demonstrierenden, Aktivist*innen und Andersdenkenden.
Hintergrundinformation
Am 27. Juni warnte Präsident Mnangagwa in einer Rede vor dem Zentralkomitee der ZANU PF vor "abtrünnigen Elementen in Form von Oppositionsparteien, die mit Unwahrheiten hausieren gehen und zu Unruhen anstiften, insbesondere vor, während und nach regionalen und weltpolitischen Ereignissen", und sagte, "gegen solche Handlungen wird entschieden vorgegangen". Am 28. Juni gab der Minister für Information, Werbung und Rundfunk eine Erklärung ab, in der er vor "kriminellen und opportunistischen Elementen in der Opposition, bestimmten Politikern und einigen zivilgesellschaftlichen Organisationen" warnte und darauf hinwies, dass die Strafverfolgungsbehörden diejenigen festnehmen werden, die "die Justiz untergraben, indem sie Chaos und totales Durcheinander verursachen".
Am 29. Juni wurden fünf Mitglieder der National Democrtaic Working Group (Nationale Demokratische Arbeitsgruppe) in einem Privathaus in Kuwadzana, Harare, festgenommen, weil sie ein "nicht genehmigtes" Treffen abgehalten hätten. Die Gruppe befasste sich bei dem Treffen mit dem monatlichen Geldbeitrag zur Unterstützung bedürftiger und benachteiligter Familien.
Am 3. Juli nahm die Polizei sechs Mitarbeiter*innen der Medienorganisation Community Voices Zimbabwe in der Stadt Gokwe in der simbabwischen Provinz Midlands fest.
Am 24. Juli wurden 44 Studierende der Nationalen Studentengewerkschaft Simbabwes (ZINASU), darunter ihr Vorsitzender Emmanuel Sitima, während einer Sitzung festgenommen. Die Aktivist*innen wurden verprügelt und in Gewahrsam genommen. Bevor sie später wieder freigelassen wurden, mussten sie Bußgelder für "ordnungswidriges Verhalten" zahlen und ihre Schuld eingestehen. Doch die Betroffenen geben an, dass sie keine Straftat begangen haben. Sie werden gegen ihre Festnahme vorgehen.
Am 31. Juli wurden mehrere Aktivist*innen gewaltsam aus einem Flugzeug gezerrt und festgenommen. Unter ihnen waren Namatai Kwekweza, Robson Chere, Samuel Gwezi und Vusumuzi Moyo. Die vier wurden 8 Stunden lang ohne Zugang zu ihrem Rechtsbeistand festgehalten; die Freilassung gegen Kaution wurde ihnen verweigert. Der Vorsitzende der Lehrer*innengewerkschaft Amalgamated Rural Teachers Union of Zimbabwe (ARTUZ), Robson Chere, wurde in Haft schwer gefoltert. Dabei wurde er so schwer verletzt, dass ihm ein Nierenversagen droht, wenn er keine angemessene medizinische Versorgung in einer Einrichtung seiner Wahl erhält. Die Aktivist*innen wurden wegen "ungebührlichen Verhaltens" angeklagt, weil sie zuvor an einem friedlichen Protest vor dem Amtsgericht von Harare teilgenommen hatten. Anlass war eine Gerichtsverhandlung gegen Mitglieder der Oppositionspartei Citizens Coalition for Change (CCC), deren Freilassung die Protestierenden forderten.
Am 1. August wurden der Parlamentsabgeordnete John Houghton und 13 weitere Personen in der Stadt Kariba festgenommen, weil sie eine friedliche Demonstration organisiert hatten, die sich gegen die anhaltende Inhaftierung des Oppositionsführers Jameson Timba und weiterer Parteimitglieder der CCC richtete. Am selben Tag wurde Bruce Moyo, ein Stadtrat für den Bezirk 22 des Stadtteils Nkulumane der südwestlichen Stadt Bulawayo, festgenommen, weil er angeblich einen regierungskritischen Protest organisiert hatte. Auf diesem sei ein Ende der "Einparteienherrschaft" gefordert worden. Außerdem habe auch er die Festnahmen des Interims-Parteivorsitzenden der CCC, Jameson Timba, und weiterer Einwohner*nnen von Harare angeprangert. Er soll bis zu seinem für den 16. August angesetzten Gerichtstermin in Haft bleiben. Am selben Tag wurde der Senator von Bulawayo, Hon. Gideon Shoko, festgenommen.
Am 2. August kam es zu weiteren Festnahmen. Bischof Kevin Nyamakanga wurde in seinem Haus in Harare wegen "Anstiftung zu öffentlicher Gewalt während des SADC-Gipfels" festgenommen. Jacob Ngarivhume, der Vorsitzende der Oppositionspartei Transform Zimbabwe, wurde in Mutare festgenommen und später nach Harare überführt. Dort wurde er zusammen mit Kelvin Gonde wegen Teilnahme an einer "ungesetzlichen Versammlung" und wegen "ungebührlichem Verhalten" angeklagt. Ebenfalls in Mutare wurden elf weitere Personen festgenommen, weil sie sich angeblich in einem Haus versammelt hätten, um "öffentliche Gewalttaten" zu planen, die "die erfolgreiche Durchführung des SADC-Gipfels" stören sollten.
Am 3. August wurden Brian Nyoni und Tineyi Munetsi unabhängig voneinander festgenommen. Brian Nyoni wurde auf dem Polizeirevier von Hwange in Gewahrsam genommen und von der Polizei verhört, auch sein Telefon wurde beschlagnahmt. Nach zwei Stunden wurde er wieder freigelassen, ohne dass Anklage gegen ihn erhoben worden war. Zuvor hatte die Polizei bestritten, ihn in Gewahrsam zu haben. Tineyi Munetsi – ein Kandidat der Parlamentswahlen 2023 – wurde festgenommen und beschuldigt, an den Protesten gegen die Regierung im Januar 2019 teilgenommen zu haben.
Am 4. August erschienen der Oppositionsabgeordnete Daniel Molokele und die Stadträtin Ellen Zulu auf der Polizeiwache in Hwange, nachdem sie von der Polizei der Republik Simbabwe vorgeladen worden waren. Sie durften nach zwei Stunden wieder gehen, nachdem sie wegen des Vorwurfs der Mobilisierung zu Protesten gegen den SADC-Gipfel verhört worden waren. Die beiden wiesen die Vorwürfe zurück. Sie wurden ermahnt, nicht zum Protest zu mobilisieren und ihre Aufgaben im Rahmen der Gesetze zu erfüllen.