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Iran: Guillotine für Zwangsamputationen bestellt

Hadi Rostami wurde am 19. November 2019 im Iran in einem unfairen Verfahren zu einer Fingeramputation verurteilt (undatiertes Foto).
© privat
Die Vorbereitungen für die geplanten Fingeramputationen stehen vor dem Abschluss: Die Behörden teilten den drei Gefangenen Hadi Rostami, Mehdi Shahivand und Mehdi Sharfian am 14. April mit, dass sie bereits die dafür vorgesehene Guillotine in das Zentralgefängnis von Urumieh in der Provinz West-Aserbaidschan bestellt hätten. Dort werden die drei Betroffenen festgehalten. Sie wurden 2019 auf der Grundlage erzwungener "Geständnisse" nach grob unfairen Verfahren schuldig gesprochen. Seitdem haben die Behörden wiederholt mit der Zwangsamputation ihrer Finger gedroht. Dies ist eine Form von Folter und ein Verbrechen nach dem Völkerrecht. Bisherige Pläne, ihnen die Finger zu amputieren, wurden auf internationalen Druck gestoppt.
Setzt euch für Hadi Rostami, Mehdi Shahivand und Mehdi Sharfian ein!
Hier kannst du deinen Brief ausdrucken, um ihn per Post oder Fax an die Behörden zu senden, oder ihn direkt über dein eigenes E-Mail-Programm verschicken.
Du hast Probleme beim Ausdrucken des Briefes? Dann klicke bitte hier.
Achtung: Bitte prüfe bei der Deutschen Post ob die Briefzustellung in das Zielland ungehindert möglich ist.
Appell an
Oberste Justizautorität
Gholamhossein Mohseni Ejei
c/o Embassy of Iran to the United Nations in Geneva
Chemin du Petit Saconnex 28
1209 Genf
SCHWEIZ
Sende eine Kopie an
Botschaft der Islamischen Republik Iran
S. E. Herrn Majid Nili Ahmadabadi
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Fax: 030 - 843 53 133
Tel: 030 - 843 53-0/399
E-Mail: info@iranbotschaft.de
+++ Fordert die iranische Botschaft auch per Telefon dazu auf, die Amputationen zu stoppen! +++
Amnesty fordert:
- Hiermit fordere ich Sie auf, die Pläne zur Vollstreckung der Fingeramputationsurteile gegen Hadi Rostami, Mehdi Sharfian und Mehdi Shahivand unverzüglich zu stoppen, ihre Verurteilungen und Amputationsstrafen aufzuheben und ihnen faire Wiederaufnahmeverfahren ohne Rückgriff auf körperliche Bestrafung zu gewähren.
- Sorgen Sie bitte dafür, dass sie vor weiterer Folter geschützt sind, Zugang zu der von ihnen benötigten medizinischen Versorgung erhalten und dass ihre Foltervorwürfe untersucht werden. Die mutmaßlich Verantwortlichen müssen in fairen Verfahren vor Gericht gestellt werden.
- Schaffen Sie zudem alle Formen von Körperstrafen im Gesetz und in der Praxis ab.
Sachlage
Hadi Rostami, Mehdi Sharfian und Mehdi Shahivand, die im Zentralgefängnis von Urumieh in der Provinz West-Aserbaidschan inhaftiert sind, droht innerhalb der nächsten Tage die Vollstreckung ihrer Amputationsstrafen mit einer speziellen Guillotine. Am 14. April 2025 teilte der stellvertretende Staatsanwalt von Urumieh in Anwesenheit des Leiters der Strafvollzugsbehörde und des Leiters des Zentralgefängnisses von Urumieh mit, dass die Justizbehörden eine Guillotine in das Gefängnis bestellt hätten, um die Amputationsurteile in den kommenden Tagen zu vollstrecken.
Im März schrieb Hadi Rostami einen Brief aus dem Gefängnis, in dem er um Hilfe bat: "[Die Behörden] wollen mir die Hand für ein Verbrechen abschneiden, das ich nicht begangen habe. Ich rufe die Menschenrechtsorganisationen, die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um die Vollstreckung dieser unmenschlichen Strafe zu verhindern."
Hadi Rostami, Mehdi Sharfian und Mehdi Shahivand wurden 2017 festgenommen und 2019 nach einem grob unfairen Verfahren wegen Raubes verurteilt. Während der Ermittlungsphase wurde ihnen der Zugang zu einem Rechtsbeistand verweigert, und die Gerichte stützten sich bei ihrer Verurteilung auf erzwungene "Geständnisse". Laut eigenen Angaben sind die Männer unter Folter zu den "Geständnissen" gezwungen worden und haben sie während des Prozesses zurückgezogen. Gut informierten Quellen zufolge wurden die Männer mit Schlägen und Tritten gefoltert. Zudem wurden sie mit einem Kabel ausgepeitscht und während des Verhörs an ihren Hand- und Fußgelenken aufgehängt. Hadi Rostami wurde die Hand gebrochen; außerdem zogen Verhörbeamte Mehdi Shahivand die Hose herunter und drohten, ihn mit einem Stück Holz zu vergewaltigen, sollte er sich weigern, in einem "Geständnis" sich selbst und die beiden anderen Männer zu belasten. Die Behörden wiesen ihre Foltervorwürfe zurück und ordneten keine Untersuchungen an. Laut dem Amnesty International vorliegenden Gerichtsurteil sollen ihnen "vier Finger an der rechten Hand vollständig amputiert werden, sodass lediglich die Handfläche und der Daumen erhalten bleiben". Seit ihrer Verurteilung sind sie mehrfach in den Hungerstreik getreten, um gegen die unmenschlichen Haftbedingungen und die wiederholten Drohungen, ihre Amputationsurteile zu vollstrecken, zu protestieren. Hadi Rostami hat im Gewahrsam mehrfach versucht, sich das Leben zu nehmen. Einmal schluckte er Glasscherben, was schwere gesundheitliche Folgen hatte, die jedoch nicht angemessen behandelt wurden. Im Februar 2021 wurde er wegen seiner Hungerstreiks schuldig gesprochen, "die Gefängnisordnung gestört" zu haben, und daraufhin im Gefängnis mit 60 Hieben bestraft.
Hintergrundinformation
Hadi Rostami, Mehdi Sharfian und Mehdi Shahivand wurden beschuldigt, in die Häuser von vier Personen eingebrochen und Gold und Geld aus verschiedenen Tresoren gestohlen zu haben. Am 19. November 2019 wurden sie nach einem grob unfairen Verfahren vor dem Strafgericht Nr. 1 in der Provinz West-Aserbaidschan zur Fingeramputation verurteilt. Ihr Verfahren beruhte auf erzwungenen "Geständnissen", die den Männern zufolge durch Folter erlangt worden waren, während sie sich in einer Hafteinrichtung der polizeilichen Ermittlungseinheit (Agahi) befanden und dort ohne Zugang zu Rechtsbeiständen verhört wurden. Einer Quelle zufolge wurden Mehdi Sharfian und Mehdi Shahivand gezwungen, Einbrüche zu "gestehen", mit denen sie nichts zu tun hatten, und Hadi Rostami ebenfalls in diese Einbrüche zu verwickeln. In einem von Amnesty International eingesehenen Brief an die Oberste Justizautorität gab Hadi Rostami im September 2020 an, dass er von Verhörbeamten mit Faustschlägen, Tritten und Schlägen mit verschiedenen Gegenständen traktiert wurde. Darin sagte er auch, dass ein Beamter ihn aufforderte, ein leeres Blatt Papier zu unterzeichnen, und er dieser Aufforderung nur deshalb nachkam, weil er körperlich und geistig am Ende war. Erst später hätten die Strafverfolgungsbehörden ohne sein Wissen und ohne seine Einwilligung die Vorwürfe hinzugefügt, um es so aussehen zu lassen, als habe er seine Anklage angenommen. Alle drei Männer zogen ihre "Geständnisse" während des Verfahrens zurück und teilten dem Gericht mit, dass diese unter Folter erzwungen wurden. Der Strafgerichtshof wie auch der Oberste Gerichtshof kamen ihrer Verpflichtung, diese "Geständnisse" als Beweise auszuschließen und eine Untersuchung der Foltervorwürfe anzuordnen, jedoch nicht nach.
In dem Amnesty International vorliegenden Urteil des Obersten Gerichtshofs wird mit einigen allgemeinen Worten erwähnt, dass Hadi Rostami über Folter geklagt habe, ohne jedoch weiter darauf einzugehen. Hadi Rostami hat zahlreiche offizielle Beschwerden bei Justizbehörden eingereicht, die ignoriert wurden. Im März 2021 beschwerte er sich bei einem Vertreter der Obersten Justizautorität während seines Besuchs im Gefängnis; der Vertreter gab ihm falsche Zusicherungen, dass sein Fall gelöst werden würde. Hadi Rostami hat seinen Fall auch direkt bei der derzeitigen Obersten Justizautorität, Gholamhossein Mohseni Ejei, vorgebracht, als dieser das Gefängnis von Ilam in der Provinz Ilam besuchte, während er dort inhaftiert war, jedoch ohne Erfolg. Frühere Pläne der iranischen Behörden, die Amputationsurteile gegen die drei Männer zwischen 2020 und 2022 zu vollstrecken, wurden aufgrund des internationalen Drucks gestoppt.
Die drei Männer wurden am 13. März 2025 in das Büro der Vollstreckungsbehörde im Gefängnis bestellt. Dort wurde ihnen ein Schreiben der Staatsanwaltschaft Urumieh ausgehändigt, in dem es hieß, dass ihre Amputationsurteile bereits am 11. April 2025 vollstreckt werden könnten. Im März 2025 bat Hadi Rostami in einem Brief aus dem Gefängnis die internationale Gemeinschaft um Hilfe:
"Ich ... bin seit 2017 im Zentralgefängnis von Urumieh unter dem Vorwurf des 'Diebstahls' inhaftiert und zur Amputation von vier Fingern an meiner rechten Hand verurteilt, obwohl ich unschuldig bin ... In einem Haftzentrum der Ermittlungseinheit der iranischen Polizei (Agahi) wurde ich unter schwerer Folter gezwungen, leere Blätter Papier zu unterschreiben. Selbst dann habe ich weiter meine Unschuld beteuert, aber ich wurde nicht gehört ..."
Mindestens zwei weitere im Zentralgefängnis von Urumieh inhaftierte Männer, Kasra Karami und Morteza Esmaeilian, wurden ebenfalls zur Amputation von Fingern verurteilt. Am 29. Oktober 2024 vollstreckten die Behörden im Zentralgefängnis von Urumieh die Amputationsurteile gegen die kurdischen Brüder Mehrdad Teimouri und Shahab Teimouri. Anschließend verlegten sie die Brüder zur medizinischen Versorgung in ein Krankenhaus außerhalb des Gefängnisses. Sie wurden jedoch innerhalb weniger Stunden zurück ins Gefängnis gebracht, obwohl sie weiterhin medizinische Versorgung benötigten, und mehrere Tage lang in Einzelhaft festgehalten, während ihnen der Zugang zu medizinischer Versorgung verwehrt wurde.
Die Opfer von Amputationen im Iran stammen überwiegend aus armen, schutzbedürftigen Bevölkerungsgruppen. Durch ihre vorsätzliche Verstümmelung sorgen die iranischen Behörden dafür, dass es für sie schwerer wird, eine Arbeit zu finden und ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, insbesondere in einer Gesellschaft, in der Menschen mit körperlichen Behinderungen weitgehend diskriminiert werden.
Folter ist ein Verbrechen unter dem Völkerrecht. Der Iran ist daher verpflichtet, Folter unter allen Umständen und ohne Ausnahme zu verbieten und bestrafen. Diejenigen, die für die Anordnung und Durchführung des Verbrechens der Folter verantwortlich sind, können nach dem Völkerrecht strafrechtlich verfolgt werden. Nichtsdestotrotz finden sich im Islamischen Strafgesetzbuch des Iran nach wie vor Körperstrafen, die Folter gleichkommen, wie z. B. Amputation, Prügelstrafen, Blendung, Kreuzigung und Steinigung. Laut der iranischen Menschenrechtsorganisation Abdorrahman Boroumand Center haben iranische Gerichte seit 1979 mindestens 384 Amputationsurteile verhängt. Darüber hinaus hat die Organisation seit 1979 die Vollstreckung von 223 Amputationsurteilen verzeichnet. Da die iranischen Behörden keine offiziellen Zahlen zu verhängten oder vollstreckten Amputationsurteilen herausgeben, sind die tatsächlichen Zahlen vermutlich weitaus höher. Das iranische Recht schreibt die Anwesenheit eines Arztes bei der Vollstreckung von Körperstrafen vor, was einen direkten Verstoß gegen ethische Richtlinien und internationale Standards darstellt, die die Beteiligung von Angehörigen der Heilberufe an Folter ausdrücklich untersagen.