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Afghanistan: Filmemacher willkürlich in Haft

Der afghanische Filmemacher Sayed Rahim Saidi (undatiertes Foto)
© privat
Der Filmemacher Sayed Rahim Saidi ist willkürlich im Gefängnis Pul-e-Charkhi inhaftiert und bei schlechter Gesundheit. Er war am 14. Juli 2024 in Kabul von Angehörigen des Allgemeinen Geheimdienstes der Taliban festgenommen worden. Bei seiner Verhandlung im Dezember 2024 verurteilte ihn das Gericht wegen mutmaßlicher Propaganda gegen die De-facto-Behörden der Taliban zu drei Jahren Gefängnis. Trotz schwerer Erkrankungen wird er in einer kalten Gefängniszelle festgehalten und nicht angemessen medizinisch und medikamentös versorgt. Zwischen Juli und Dezember soll er im Gewahrsam des Geheimdiensts gefoltert und anderweitig misshandelt und nicht mit den von seiner Familie geschickten Medikamenten versorgt worden sein. Sayed Rahim Saidi muss umgehend und bedingungslos freigelassen werden.
Setzt euch für Sayed Rahim Saidi ein!
Hier kannst du deinen Brief ausdrucken, um ihn per Post oder Fax an die Behörden zu senden, oder ihn direkt über dein eigenes E-Mail-Programm verschicken.
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Achtung: Bitte prüfe bei der Deutschen Post ob die Briefzustellung in das Zielland ungehindert möglich ist.
Appell an
Mr. Abdul Haq Wasiq
Director of Intelligence
General Directorate of Intelligence
Chaharahi Zanbaq
Kabul
AFGHANISTAN
Amnesty fordert:
- Lassen Sie Sayed Rahim Saidi bitte umgehend und bedingungslos frei.
- Bis zu seiner Freilassung muss ihm sofort Zugang zu einem Rechtsbeistand und angemessener medizinischer Versorgung sowie Schutz vor Folter und anderer Misshandlung gewährt werden. Seine Haftbedingungen müssen überdies den internationalen Standards zur Behandlung von Gefangenen entsprechen.
- Ich appelliere an Sie, Menschen, die sich friedlich für Menschenrechte, gesellschaftlichen Wandel und Nichtdiskriminierung einsetzen, nicht willkürlich zu inhaftieren und Folter oder anderer Misshandlung auszusetzen.
Sachlage
Der 57-jährige Filmemacher Sayed Rahim Saidi, Geschäftsleiter und Produzent des Youtube-Medienkanals Anar Media, befindet sich in Afghanistan willkürlich in Haft.
Sayed Rahim Saidi und sein Sohn wurden am 14. Juli 2024 in Kabul im Stadttteil Khoshal Khan Meena von Angehörigen des Allgemeinen Geheimdiensts der Taliban (GDI) festgenommen. Vier GDI-Angehörige mit vermummten Gesichtern umstellten die beiden Männer, stülpten ihnen ohne Haftbefehl oder Erklärung Kapuzen über und brachten sie in den GDI-Distrikt 40. Nach einem mehrstündigen Verhör wurde der Sohn freigelassen, Sayed Rahim Saidi jedoch für weitere Verhöre festgehalten.
Sayed Rahim Saidi wurde drei Monate lang ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand in Einzelhaft gehalten und erhielt weder eine angemessene medizinische Versorgung noch die für seine Krankheit erforderlichen Medikamente. Seine Familie durfte ihn ein paar Mal besuchen, doch bei den Treffen waren sie durch eine Glasscheibe getrennt und mussten per Telefon und in Anwesenheit eines Taliban-Soldaten kommunizieren. Medikamente, die ihm von seiner Familie zugeschickt wurden, kamen nie bei ihm an.
Gegen Sayed Rahim Saidi wurde der Vorwurf erhoben, Propaganda gegen die De-facto-Behörden der Taliban verbreitet zu haben. Dieser Vorwurf stützte sich auf seine früheren Filme sowie auf einen geplanten Film über den Ausschluss von Mädchen aus dem Bildungssystem. Am 19. Dezember 2024 wurde der Filmemacher vor einem Gericht in Kabul schuldig gesprochen und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Das Verfahren entsprach nicht den internationalen Standards für ein faires Gerichtsverfahren, u. a. hatte er keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand. Sayed Rahim Saidi wurde unter Druck gesetzt, das Urteil zu akzeptieren, und gewarnt, dass er in einem zweiten Prozess wahrscheinlich eine noch längere Gefängnisstrafe erhalten würde. Da er keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand hatte und eine noch längere Haftstrafe befürchtete, beugte er sich dem Urteil.
Seit seiner Festnahme sind bei Sayed Rahim Saidi ein ernster Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich und eine Prostataerkrankung aufgetreten, er wird jedoch nicht angemessen medizinisch und medikamentös versorgt. Seine Familie macht sich große Sorgen um seine Gesundheit.
Das Urteil gegen Sayed Rahim Saidi ist ein klarer Verstoß gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung gemäß Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und gegen das Recht auf ein faires Gerichtsverfahren, das im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte verankert ist, dessen Vertragsstaat Afghanistan ist.
Hintergrundinformation
Sayed Rahim Saidi ist bekannt für Dokumentarfilme und Kurzfilme, in denen gesellschaftlicher Wandel und Nichtdiskriminierung thematisiert werden. Er war mehr als 20 Jahre lang für den staatlichen Fernsehsender Afghanistan National TV sowie für private Fernsehsender tätig, ist Mitglied der staatlichen Organisation Afghan Film Organization und war an der Produktion von Filmen und Kinofilmen beteiligt. In der Vergangenheit arbeitete er als Produktionsleiter und Produzent bei dem privaten Fernsehsender Ariana TV, der im Jahr 2005 in Kabul gegründet wurde. Vor seiner willkürlichen Inhaftierung produzierte er gesellschaftliche, kulturelle und religiöse Programme für Anar Media, einen Youtube-Medienkanal mit mehr als 17.000 Follower*innen.
Am 18. Dezember 2024 wurde Sayed Rahim Saidi einem Gericht in Kabul vorgeführt, ohne dass er Zugang zu einem Rechtsbeistand hatte, um sich angemessen gegen die Vorwürfe zu verteidigen und sein Recht auf die notwendige Gesundheitsversorgung einzufordern. Er war an Händen und Füßen gefesselt und durfte nicht mit seiner Familie sprechen. Der Richter warnte ihn, dass sein Verfahren und seine Haftzeit verlängert würden, wenn er Rechtsmittel einlegt. Der Filmemacher wurde unter Druck gesetzt, zu "gestehen", dass er Propaganda gegen die Taliban verbreitet habe, woraufhin er zu drei Jahren Haft verurteilt und in das Gefängnis Pul-e-Charkhi gebracht wurde.
Die Journalist*innenorganisation Afghanistan Journalists Center (AFJC) hat die willkürliche Inhaftierung von Sayed Rahim Saidi scharf kritisiert und fordert seine bedingungslose Freilassung sowie ein sofortiges Ende der willkürlichen Festnahme und Inhaftierung von Medienschaffenden und Journalist*innen allein wegen ihrer Arbeit.