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Resettlement: Oft die letzte Hoffnung
Resettlement-Konferenz in Genf: Selbstgemalte Bilder von Kindern aus Krisenregionen wiesen den Teilnehmern der Konferenz ihre Plätze, wie diese Platzkarte, gemalt von einem 14-jährigen Mädchen aus Syrien.
Resettlement: Dieser Begriff bezeichnet die dauerhafte Neuansiedlung besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge, die in absehbarer Zeit weder in ihr Heimatland zurückkehren, noch in dem Land bleiben können, in dem sie sich derzeit befinden.
Die aufwendige Koordinierung dieses weltweiten Umsiedlungsprogramms obliegt dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, kurz UNHCR. Einmal jährlich kommen an dessen Hauptsitz in Genf alle teilnehmenden Staaten zu den sogenannten "Annual Tripartite Consultations on Resettlement" zusammen. So auch in diesem Jahr: Vom 29. Juni bis zum 1. Juli diskutierten Vertreter aus rund 35 Ländern, von der Regierungsebene und aus der Zivilgesellschaft, über die Resettlement-Erfahrungen des vergangenen Jahres und die globalen Flüchtlingspolitik. Erneut durfte ich die deutsche Sektion von Amnesty International vertreten – und kehre mit vielen Eindrücken und hochmotiviert zurück.
Die Herausforderungen im Flüchtlingsschutz sind enorm. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg sind mehr als 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Der Bedarf an Resettlement-Plätzen ist entsprechend hoch: Laut UNHCR werden 2016 erstmalig mehr als 100 000 Resettlement-Plätze benötigt.
Dabei spielt natürlich der andauernde Bürgerkrieg in Syrien eine entscheidende Rolle: Nachbarländer wie die Türkei oder der Libanon sind vollkommen überfordert, und eine Rückkehr in die kriegsgebeutelte Heimat ist für die Geflüchteten unmöglich. Für viele Menschen ist das Resettlement-Programm des UNHCR da die letzte Hoffnung.
Ger Duany, der in Genf seinen in weiten Teilen autobiografischen Film "The Good Lie: Der Preis der Freiheit" vorstellte, kennt dieses Gefühl. Duany wurde 1978 im heutigen Südsudan geboren. Früh verlor er seine Eltern. Im Zuge des zweiten sudanesischen Bürgerkriegs, der mehr als zwei Millionen Menschenleben forderte, wurde er als Kindersoldat zwangsrekrutiert. Mit gerade einmal 14 Jahren wagte er die Flucht – erst nach Äthiopien, dann nach Kenia – und landete schließlich in einem Flüchtlingscamp des UNHCR. Mit 16 Jahren erhielt er einen Platz im Resettlement-Programm und wurde in die USA umgesiedelt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten verdient er dort, wie er selbst humorvoll in Genf betonte, als Model und Schauspieler mittlerweile so viel Geld, dass er "sogar Steuern zahlen" muss.
Bedauerlicherweise klafft beim Resettlement aber auch weiterhin eine deutliche Lücke zwischen Bedarf und tatsächlichem Angebot. Antonio Guterres, der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, warb in Genf deshalb engagiert für eine weltweite Ausweitung des Programms. Amnesty International schließt sich dieser Forderung an, auch mit Blick auf Deutschland. Zwar ist die Entscheidung der Bundesregierung, von nun an jährlich 500 Flüchtlinge im Rahmen des Resettlement-Programms aufzunehmen, ein Schritt in die richtige Richtung. Auch die Aufnahme von zusätzlich 20 000 Flüchtlingen aus Syrien leistet einen wichtigen Beitrag zur Entlastung der überforderten Nachbarstaaten. Doch gemessen an den stetig wachsenden Herausforderungen sollte Deutschland mehr tun. Gleichzeitig wäre es dringend notwendig, dass all jene europäischen Länder endlich mit einstiegen, die bislang noch gar nicht am Resettlement teilnehmen.
Dann käme es sicherlich auch zu mehr Erfolgsgeschichten wie dieser. 70 vorwiegend palästinensische Flüchtende aus Syrien wurden von der ägyptischen Küstenwache im Mittelmeer abgefangenen und inhaftiert. Da sie Verbindungen nach Deutschland, Frankreich und Schweden hatten, wurde sich (mit Hilfe des UNHCR) von dort aus um ihre Freilassung und eine Umsiedlung bemüht. Mit Erfolg: Mittlerweile leben 42 der 70 Flüchtlinge in Deutschland, wo sie eine sichere Zukunftsperspektive erhalten.
Es sind diese positiven Erfahrungsberichte, die mich anspornen, auch in Zukunft im Rahmen meiner Arbeit bei Amnesty International für eine stärkere Unterstützung des Resettlement zu werben; auf politischer Ebene, aber auch ganz konkret. Hier bietet u.a. die Save-Me-Kampagne eine gute Möglichkeit, Flüchtlingen nach ihrer Ankunft in einer für sie völlig fremden Umgebung wichtige Hilfe zukommen zu lassen.
Übrigens: Die Kampagne freut sich über jede neue Patin und jeden neuen Paten. Wer Interesse hat, kann sich jederzeit bei einer der 50 lokalen Save-Me-Initiativen melden!