DEINE SPENDE KANN LEBEN RETTEN!
Mit Amnesty kannst du dort helfen, wo es am dringendsten nötig ist.
DEINE SPENDE WIRKT!
Der Kampf gegen Homophobie in Kamerun
Homophobie ist in Kamerun noch immer weit verbreitet
© Amnesty International
Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgeschlechtliche und Intersexuelle (LGBTI) sowie Personen, die sich für die Rechte von LGBTI einsetzen, befinden sich in Kamerun in Gefahr, angegriffen oder sogar getötet zu werden. Der Mord an dem Menschenrechtsverteidiger Eric Ohena Lembembe am 15. Juli 2013 ist ein trauriges Zeugnis dieser Gefahr. Am zweiten Jahrestag seines Todes spricht Balkissa Ide Siddo, Campaignerin von Amnesty für Zentralafrika, über die Entschlossenheit der Menschen in Kamerun, die sich gegen Homophobie einsetzen.
Am 13. Juni 2013 wurde Menschenrechtsaktivist Eric Lembembe gefoltert und umgebracht
© Private
In Kamerun sind – wie in fast allen Ländern in West- und Zentralafrika – per Gesetz ausschließlich heterosexuelle Beziehungen erlaubt. Zudem werden LGBTI von der Gesellschaft nicht akzeptiert. So kommt es beispielsweise immer wieder zu Angriffen auf Personen, die tatsächlich oder angeblich homosexuell sind oder sich für LGBTI einsetzen.
2013 bezahlte Eric Ohena Lembembe (Foto oben), der Direktor der "Kamerunischen Stiftung für den Kampf gegen Aids" (CAMFAIDS), seinen Einsatz für LGBTI mit dem Leben. Zwei Jahre später sind seine Mörder noch immer nicht vor Gericht gestellt worden.
Trotz dieser konkreten Gefahren wächst in Kamerun die Anzahl der Menschen, die sich gegen die "traditionellen" Ansichten hinsichtlich der sexuellen Orientierung stellen.
"Man wird andauernd angegriffen"
In Douala, der zweitgrößten Stadt Kameruns, habe ich die ADEFHO besucht, die erste kamerunische Organisation zur Unterstützung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgeschlechtlichen und Intersexuellen. In einem der Büros befasste sich ein junger Mann mit Fallakten. Ein 24-jähriger Jurastudent, Alain, der ehrenamtlich für die Organisation arbeitet. Er unterstützt die bekannte Anwältin Alice Nkom. Sie hat die ADEFHO 2003 gegründet und wurde im vergangenen Jahr mit dem siebten Menschenrechtspreis der deutschen Sektion von Amnesty International ausgezeichnet.
Im März 2014 erhält Alice Nkom in Berlin den 7. Menschenrechtspreis von Amnesty International Deutschland
© Amnesty International
"Mein Traum ist es, dass die Menschen verstehen lernen, dass jeder selbst über seine Sexualität entscheiden kann. Warum sollten Menschen angegriffen werden, weil sie schwul oder lesbisch sind?", sagt Alain.
Alains Arbeit bei der ADEFHO ist nicht ungefährlich. Seit er vor drei Jahren angefangen hat, mit Alice Nkom zusammenzuarbeiten, ist er bereits mehrfach tätlich angegriffen worden.
"Warum sollte man jemanden töten, weil andere sagen, er sei homosexuell? Ich will, dass sich das ändert."
Alain, Jurastudent in Douala, Kamerun
Es ist nicht leicht für junge Menschen, die mit ihr arbeiten wollen. Man wird andauernd angegriffen, weil die Leute glauben, dass man selbst homosexuell ist, nur weil sie homosexuelle Menschen verteidigt", erklärt Alain. "Ich will, dass die Leute wissen, dass nicht alle, der hier arbeiten, automatisch homosexuell sind. Und selbst wenn sie es sind – Warum sollte einen das wütend machen? Es ist ihr Leben, ihre Entscheidung. Warum sollte man jemanden töten, nur weil andere sagen, er sei homosexuell? Ich will, dass sich das ändert."
Fast bei lebendigem Leibe verbrannt
Alains Worte hallen nach, besonders wenn ich an das Schicksal von Stéphane denke, ein 36-jähriger Tischler, der ebenfalls als Freiwilliger bei der ADEFHO gearbeitet hat. Seine sexuelle Orientierung ist in den Augen vieler Menschen eine Straftat, die mit dem Tod bestraft werden sollte.
Am späten Abend eines Tages im Jahr 2011 stürmte eine Gruppe von Männern in sein Haus, die es auf ihn abgesehen hatte. Sie zerrten ihn mit sich, zogen ihn bis auf die Haut aus und folterten ihn stundenlang. Stéphane wurde in letzter Minute von Passant_innen gerettet. Seine Angreifer hatten ihn gerade in einen Reifen gezwängt und mit Benzin übergossen, um ihn anzuzünden. Vier Jahre später sind die Männer noch immer nicht zur Verantwortung gezogen worden.
Wenn Stéphane in seiner Heimatstadt Douala in Kamerun aus dem Haus geht, muss er zu seinem eigenen Schutz seine Identität verbergen
© Private
Stéphane möchte, dass sich die Dinge ändern und er will zu diesen Veränderungen beitragen. Obwohl er von seinem Martyrium noch immer traumatisiert ist, von seiner Familie verstoßen wurde und zu seinem eigenen Schutz seine Identität verbergen muss, wenn er sich auf den Weg zur Arbeit macht, lässt er sich davon nicht abbringen.
"Heute kämpfe ich dafür, dass meine kleinen Brüder und meine Freundinnen und Freunde nicht die gleiche Diskriminierung erfahren. Ich will die Öffentlichkeit und all diejenigen aufrütteln, die etwas tun können, um die Situation zu verbessern", sagt er. "Ich behaupte nicht, dass es einfach ist. Menschen zeigen ständig mit dem Finger auf dich, aber es ist für eine gute Sache. Ich bin heute noch am Leben und ich will ein Beispiel sein, ein lebendes Beispiel. Solange ich kann, werde ich meine Geschichte erzählen. Ich werde weiter über das sprechen, was mich in meinem Leben verfolgt."
"Heute kämpfe ich dafür, dass meine kleinen Brüder und meine Freundinnen und Freunde nicht die gleiche Diskriminierung erfahren."
Stéphane, Tischler in Douala, Kamerun
Diese jungen Männer sind nicht allein. Organisationen wie die ADEFHO in Douala und die CAMFAIDS in der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé arbeiten hart für den Schutz und die Verteidigung von LGBTI und für den Kampf gegen Homophobie. Wie auch Eric Ohena Lembembe von CAMFAIDS stellen sie angesichts der großen Gefahren enormen Mut unter Beweis.
Für Alice Nkom sind "diese Gefahren sogar ein Beweis dafür, dass wir nicht aufhören dürfen zu kämpfen."
Wenn ich an den Mut von Eric Ohena Lembembe, von Alain und von Stéphane denke, kann ich ihr nur zustimmen. Amnesty International unterstützt zwei Aktionstage, um Eric Ohena Lembembe zu gedenken und ein Ende der homophoben Gewalt gegen LGBTI sowie gegen Menschen, die LGBTI verteidigen, zu fordern.
Heute reihen sich die beiden in die Riege der unzähligen Menschen ein, die ihre Stimme in ganz Kamerun und darüber hinaus für Rechte und Gerechtigkeit für LGBTI und diejenigen, die LGBTI verteidigen, erheben.
Einige der Namen wurden geändert. Bringen Sie Ihre Solidarität mit Eric Ohena Lembembes Familie, mit Stéphane, Alain und deren zahlreiche Unterstützer_innen zum Ausdruck, indem Sie unsere globale Kampagne My Body My Rights unterstützen, mit der wir uns für sexuelle und reproduktive Rechte einsetzen.