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Flucht vor dem "Islamischen Staat"

Die Geschwister Alan und Gyan Mohammad aus Syrien mit ihrer Mutter in einem griechischen Flüchtlingslager im Juli 2016
© Giorgos Moutafis/Amnesty International
9. September 2016 - Für Menschen mit Mobilitätseinschränkung wie Alan und Gyan ist die Flucht aus einem Kriegsgebiet oft unmöglich. Dennoch schafften es die syrischen Geschwister trotz allen Widrigkeiten in das Ritsona-Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Chios. Doch ihr Ziel Deutschland scheint weiterhin unerreichbar. Amnesty hat ihre beschwerliche Flucht in einer Videoreportage dokumentiert.
Sie haben eine gefährliche Reise hinter sich. Alan Mohammad (30) und seine Schwester Gyan (28), von Beruf Lehrer und Lehrerin, leiden beide seit Geburt an einer schweren Muskelkrankheit. Als der selbsternannte "Islamische Staat" sich 2014 ihrem Dorf in Nordostsyrien näherte, wagten die beiden Geschwister mir ihrer Familie die Flucht über die Berge in die Türkei. Dreimal versuchte die Familie die türkische Grenze zu überqueren, sie wurde aber jedes Mal von türkischen Sicherheitskräften beschossen, weshalb sie in die Region Kurdistan im Irak weiterreisen musste. Dort blieb die Familie zunächst eineinhalb Jahre, musste dann aber erneut vor dem "Islamischen Staat" fliehen.
"Für Nicht-Behinderte ist es schon sehr schwer. Aber wenn Behinderte die Grenze überwinden, ist das wie ein Wunder", erzählt Alan. Das Grenzgebiet zwischen den beiden Ländern besteht aus Bergen. In Säcken an ein Pferd angehängt und von einer weiteren Schwester geführt, schafften es Alan und Gyan in die Türkei. Da der Vater mit der jüngsten Schwester bereits in Deutschland angekommen war, war das Ziel klar: Mit einem Boot über das Meer nach Europa. Ohne Rollstühle wurden sie von Schmugglern in ein völlig überfülltes Schlauchboot gepackt.
"Es war der Horror", erzählt Alan. "Wir waren vier Stunden auf dem Wasser. Babys und Kleinkinder weinten. Meine Mutter fiel in Ohnmacht und meine Schwester war überzeugt, dass sie das nicht schaffen würde."
Am 12. März 2016, kurz bevor das Flüchtlings-Abkommen zwischen der Türkei und der EU in Kraft trat, erreichte die Familie die griechische Insel Chios. Die Hoffnung, als Person mit Mobilitätseinschränkung einen leichteren Zugang nach Europa zu haben und zum Vater nach Deutschland weiterreisen zu können, zerschlug sich jedoch.
Seither sind sie unter harten Lebensbedingungen im Ritsona-Flüchtlingslager untergebracht, einem ehemaligen Militärcamp inmitten eines Waldes – eine Unterbringung, die für zwei Rollstuhlfahrende mit Muskelschwäche nicht geeignet ist.
"Die beiden haben Unglaubliches durchgemacht und viel Stärke bewiesen. Ihre Geschichte zeigt das Versagen der europäischen Staaten, insbesondere auch besonders verletzlichen Menschen Schutz zu bieten", sagt Monica Costa Riba, Campaignerin von Amnesty International. "Die griechischen Behörden müssen mit Hilfe der europäischen Staaten die Lebensbedingungen von Flüchtlingen in Griechenland verbessern. Vor allem aber müssen die europäischen Staaten mehr Flüchtlinge wie Alan und Gyan aufnehmen und die Zusammenführung mit Familienmitgliedern ermöglichen."
Weitere Informationen zum Thema Flüchtlinge und Asyl finden Sie auf www.amnesty.de/fluechtlinge