Aktuell 21. August 2014

Konflikt in Mali: Kinder und Jugendliche zahlen viel zu hohen Preis!

Junge Männer und Kinder werden trainiert, um gegen Islamisten zu kämpfen, die Städte im Norden Malis kontrollieren

Junge Männer und Kinder werden trainiert, um gegen Islamisten zu kämpfen, die Städte im Norden Malis kontrollieren

21. August 2014 - Kinder in Mali sind noch immer massiv vom Konflikt betroffen, der das Land seit Beginn des Jahres 2012 heimsucht. Dies geht aus einem Bericht hervor, den Amnesty International heute veröffentlichte. Kinder und Minderjährige, denen die Mitgliedschaft in bewaffneten Gruppen vorgeworfen wird, werden gemeinsam mit erwachsenen Häftlingen in Gefängnissen untergebracht. Der Kontakt zu ihren Familien und zu einem Rechtsbeistand wird ihnen untersagt. Amnesty International fand außerdem Beweise für mehrere Todesfälle und Folter in den malischen Gefängnissen.

Seit Beginn des Konfliktes dokumentierte Amnesty dutzende Fälle von Kindern, die als Soldaten für Kämpfe rekrutiert wurden – sowohl von regierungsnahen Milizen als auch von bewaffneten Rebellengruppen. Der Bericht deckt neue Fälle auf, in denen Kinder der Mitgliedschaft in bewaffneten Gruppen und des illegalen Munitions- und Waffenbesitzes beschuldigt werden. Amnesty sprach mit neun Kindern im Alter zwischen 13 und 17 Jahren, die wegen des Verdachts der Zusammenarbeit mit bewaffneten Gruppen im Erwachsenengefängnis "Maison central d´arrêt" und in "Camp I" in Bamako, der Hauptstadt Malis, gefangen gehalten werden.

Einer von ihnen, ein 15-Jähriger Schäfer, wurde von tschadischen Einheiten in Intouké, in der nördlichen Region Kidal, festgenommen und französischen Streitkräften übergeben. Er sagte, dass er nicht nach seinem Alter gefragt wurde und man ihn nicht in seiner Muttersprache Tamasheq (einer Tuareg-Sprache) befragt habe, bevor er der malischen Polizei übergeben wurde. Während des Flugtransfers wurden ihm die Augen verbunden und er wurde an Händen und Füßen gefesselt.

Einige der Kinder sprachen davon, dass sie von malischen Streitkräften gefoltert oder misshandelt wurden. "Sie haben mich an die Decke gehängt und mir mit Elektroschocks gedroht. Sie haben gedroht, mich zu töten!", sagte eines der Kinder gegenüber Amnesty International.

Mali verstößt damit gegen das Völkerrecht. "Das Völkerrecht schreibt vor, dass Kinder getrennt von Erwachsenen untergebracht werden müssen. Die malischen Behörden sollten bei Verdachtsfällen verantwortliche Institutionen wie UNICEF informieren, sodass die Familien der Kinder benachrichtigt und Kinderrechtsexperten die Fälle untersuchen können," so Fabienne Dietzsch, Mali-Expertin von Amnesty International.

Die bewaffneten Oppositionsgruppen wie die Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad (MNLA), der Hohe Rat für die Einheit des Azawad (HCUA) und die Arabische Bewegung des Azawad (MAA) sorgen weiterhin durch gezielte Gewaltakte für Unsicherheit und Anspannung in der Zivilbevölkerung Malis. Seit dem Ausbruch des Konfliktes steht die Region Kidal unter der Kontrolle der bewaffneten Oppositionsgruppen. Die Regierungsbehörden konnten ihre Arbeit dort noch nicht wieder aufnehmen, Schulen sind weiterhin geschlossen und die Justizbehörden funktionsunfähig.

Infolge eines Besuchs des malischen Ministerpräsidenten drangen am 17. Mai bewaffnete Gruppen in das Gouverneursbüro in Kidal ein. Dabei wurden acht Zivilpersonen und sechs Regierungsbeamte getötet.

Amnesty International fordert eine sofortige und unabhängige Untersuchung aller Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen und verlangt, dass die mutmaßlichen Täter in einem fairen Gerichtsverfahren zur Rechenschaft gezogen werden. Die Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika (MUJAO), die MNLA und Al-Qaida im islamischen Maghreb (AQUIM) müssen umgehend alle Kindersoldaten freilassen.

Die malischen Behörden, die UNO-Mission in Mali (MINUSMA) und andere UN-Organisationen sind aufgefordert, für die Sicherheit von Kindern zu sorgen.

Download: Amnesty-Bericht "Mali: All parties to the conflict must put an end to ongoing human rights violations"

Weitere Artikel