Aktuell Jemen 11. Oktober 2011

Friedensnobelpreis: Frauen bei friedlicher Kundgebung im Jemen angegriffen

Die jemenitischen Behörden müssen das Recht auf freie Meinungsäußerung schützen"

Die jemenitischen Behörden müssen das Recht auf freie Meinungsäußerung schützen"

10. Oktober 2011 – Dutzende Frauen sind im Jemen Berichten zufolge am 9. Oktober bei einer regierungskritischen Kundgebung zu Ehren der Friedensnobelpreisträgerin Tawakkol Karman verletzt worden. Regierungstreue "Schläger" sollen die Teilnehmerinnen des friedlichen Frauen-Protestmarsches in Ta’izz, der zweitgrößten Stadt Jemens, mit Steinen angegriffen haben.

"Die jemenitischen Behörden müssen das Recht auf freie Meinungsäußerung schützen – dazu gehört auch, dass gewaltsame Angriffe auf friedliche Demonstrierende nicht toleriert werden", sagte Malcom Smart, Direktor der Abteilung Naher und Mittlerer Osten und Nordafrika bei Amnesty International. "Es muss eine umfassende, unabhängige und unparteiische Untersuchung durchgeführt werden und all jene, die für den Angriff auf die Frauen verantwortlich sind, müssen zur Rechenschaft gezogen werden."

Die Kundgebung in Ta´izz wurde nach der Bekanntgabe der Preisträgerinnen des diesjährigen Friedensnobelpreises anberaumt, zu denen auch Tawakkol Karman, eine junge jemenitische Menschenrechtsaktivistin, gehört.

Als Journalistin und Präsidentin der Nichtregierungsorganisation "Women without Chains" kämpft Tawakkol Karman seit langem gegen Menschenrechtsverletzungen im Jemen. Sie fordert von den jemenitischen Behörden, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Frauenrechte zu schützen und politische Gefangene freizulassen. Die Menschenrechtsaktivistin war seit Beginn in die diesjährigen reformorientierten Proteste im Jemen involviert und war dafür im Januar sogar kurzzeitig inhaftiert worden.

"Diese Angriffe auf eine friedliche Versammlung in Ta’izz ereignen sich nur wenige Tage nach der Verkündung des Friedensnobelpreises, welcher die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den Kampf für die Menschenrechte im Jemen gerichtet hat", sagte Smart. "Die ganze Welt schaut weiterhin zu, während es die jemenitischen Behörden versäumen, auf die Forderungen nach Reformen einzugehen und während friedlicher Protest gewaltsam unterdrückt wird."

Am 10. Oktober fand ein weiterer, größerer Protestmarsch statt, an dem sowohl Männer als auch Frauen beteiligt waren. Neben den üblichen regierungskritischen Rufen wurde auch diesmal die Auszeichnung von Tawakkol Karman gefeiert. Es soll erneut zu Übergriffen gekommen sein, als eine regierungstreue Gruppe eine Gruppe von Frauen in der Nähe eines Krankenhauses angriff.

Seit Februar 2011 wurden bei den Protesten in ganz Jemen Dutzende Menschen getötet und mehr als Tausend durch Sicherheitskräfte verletzt. Diese sind Berichten zufolge immer wieder mit unverhältnismäßiger Gewalt gegen friedliche Demonstrierende vorgegangen und haben dabei unter anderem scharfe Munition eingesetzt.

Friedensnobelpreis: Bestätigung für Kampf um Frauenrechte

Sonderseite "Proteste für den Wandel"

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