Arbeitslager für Aktivisten

Oppositionelle Politiker bei einer Demonstration in Minsk, 19. Dezember 2010

Oppositionelle Politiker bei einer Demonstration in Minsk, 19. Dezember 2010

Die Gerichtsverfahren gegen Personen, die der Organisation und Teilnahme an einer Demonstration vom 19. Dezember 2010 in Minsk angeklagt sind, werden fortgesetzt. Drei Aktivisten sind zu Haftstrafen verurteilt worden; neun weitere AktivistInnen befinden sich weiterhin in Haft bzw. unter Hausarrest.

Appell an

STAATSPRÄSIDENT
Alyaksandr Lukashenka
Administratsia Prezidenta Respubliki Belarus
ul. Karla Marksa, 38
220016 Minsk, BELARUS
(korrekte Anrede: Dear President Lukashenka)
Fax: (00 375) 17 226 06 10 oder
(00 375) 17 222 38 72
E-Mail: contact@president.gov.by

Sende eine Kopie an

GENERALSTAATSANWALT
Grigory Alekseevich Vasilevich
Internatsionalnaya str. 22
220050 Minsk
BELARUS
Fax: (00 375) 17 226 42 52

BOTSCHAFT DER REPUBLIK BELARUS
S. E. Herrn Andrei Giro
Am Treptower Park 32, 12435 Berlin
Fax: 030-5363 5923
E-Mail: info@belarus-botschaft.de oder berlin@belembassy.org

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Belarussisch, Russisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 26. Mai 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich fordere Sie auf, Zmitser Dashkevich, Eduard Lobau, Mikhita Likhavid und die übrigen gewaltlosen politischen Gefangenen, die sich in Haft oder unter Hausarrest befinden, unverzüglich freizulassen: Mykalau Statkevich, Uladzimir Nyaklyayeu und Andrei Sannikau; Alyaksandr Atroshchankau, Iryna Khalip, Pavel Sevyarynets, Uladzimir Kobets, Zmitser Bandarenka und Syargei Martseleu.

  • Stellen Sie bitte sicher, dass ein unabhängiger medizinischer Sachverständiger die Gefangenen aufsucht, um zu gewährleisten, dass sie angemessen medizinisch versorgt werden.

  • Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass Belarus als Vertragsstaat des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte (IPBPR) die Verpflichtung eingegangen ist, Folter und Misshandlung zu verhüten sowie sämtliche Vorwürfe über derartige Übergriffe unverzüglich und unabhängig untersuchen zu lassen.

  • Ich verweise zudem darauf, dass Belarus als Vertragsstaat des IPBPR gewährleisten muss, dass Personen, die gefoltert worden oder Zeuge von Folterungen geworden sind, keine Sanktionen befürchten müssen, wenn sie dagegen Beschwerde erheben.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the Belarusian authorities to immediately and unconditionally release Zmitser Dashkevich, Eduard Lobau, Mikhita Likhavid and the other nine prisoners of conscience who remain in detention or under house arrest, listing their names as given overleaf;

  • Calling for an independent medical expert to visit all detainees to ensure they are receiving adequate medical assistance;

  • Reminding Belarus that as a state party to the International Covenant on Civil and Political Rights (ICCPR), it has an obligation to prevent torture and other ill-treatment and to ensure that all such allegations are promptly, independently and effectively investigated and that those reasonably suspected of having perpetrated torture and other ill-treatment are brought to justice in accordance with fair trial standards.

Sachlage

Der prominente Aktivist Zmitser Dashkevich (Smitser Daschkewitsch), ein führendes Mitglied der oppositionellen Jugendbewegung "Jugendfront" und Eduard Lobau, ebenfalls "Jugendfront"-Mitglied, sind am 25. März zu zwei bzw. vier Jahren Haft in einem Arbeitslager verurteilt worden. Man hatte sie für schuldig befunden, am Vortag der Wahl am 19. Dezember PassantInnen tätlich angegriffen zu haben. Ein anderer Aktivist der "Jugendfront", der bei dem Vorfall anwesend war, teilte Amnesty International mit, dass die Gruppe selbst angegriffen worden sei und die beiden Männer inhaftiert worden seien, um zu verhindern, dass sie am 19. Dezember an der Demonstration teilnehmen. Der Aktivist gab an, vier Männer hätten sie nach dem Weg gefragt und Zmitser Dashkevich und Eduard Lobau dann mit Fausthieben traktiert. Innerhalb weniger Minuten sei die Polizei eingetroffen und hätte ohne Fragen zu stellen die drei Aktivisten und zwei der Angreifer festgenommen. Zmitser Dashkevich und Eduard Lobau wurden aufgrund der Aussagen der beiden Angreifer für schuldig befunden.

Am 29. März wurde der 20-jährige Mikita Likhavid zu drei Jahren und sechs Monaten Haft in einem Arbeitslager verurteilt. Er war wegen "Massenunruhen" für schuldig befunden worden, weil er friedlich an den Oppositionskundgebungen im Dezember teilgenommen hatte. Mikita Likhavid gehörte zu den Protestierenden, die im Zusammenhang mit den Unruhen, die nach den umstrittenen Wahlen vom 19. Dezember ausbrachen, von Angehörigen der Einsatzpolizei geschlagen wurden. Bei den Wahlen war Präsident Alexander Lukaschenko für eine vierte Amtszeit wiedergewählt worden. Die Opposition erhob jedoch Vorwürfe über Wahlbetrug. Mikita Likhavid war zunächst wegen einer Ordnungswidrigkeit inhaftiert worden, später wurde aber wegen einer Straftat Anklage gegen ihn erhoben, obwohl der Polizist, der den Haftbefehl vorlegte, zugab Mikita Likhavid bei den Protesten nicht gesehen zu haben. Vor Gericht sagten zwölf Polizisten aus, von Mikita Likhavid geschlagen worden zu sein.

[EMPFOHLENE AKTIONEN]

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich fordere Sie auf, Zmitser Dashkevich, Eduard Lobau, Mikhita Likhavid und die übrigen gewaltlosen politischen Gefangenen, die sich in Haft oder unter Hausarrest befinden, unverzüglich freizulassen: Mykalau Statkevich, Uladzimir Nyaklyayeu und Andrei Sannikau; Alyaksandr Atroshchankau, Iryna Khalip, Pavel Sevyarynets, Uladzimir Kobets, Zmitser Bandarenka und Syargei Martseleu.

  • Stellen Sie bitte sicher, dass ein unabhängiger medizinischer Sachverständiger die Gefangenen aufsucht, um zu gewährleisten, dass sie angemessen medizinisch versorgt werden.

  • Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass Belarus als Vertragsstaat des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte (IPBPR) die Verpflichtung eingegangen ist, Folter und Misshandlung zu verhüten sowie sämtliche Vorwürfe über derartige Übergriffe unverzüglich und unabhängig untersuchen zu lassen.

  • Ich verweise zudem darauf, dass Belarus als Vertragsstaat des IPBPR gewährleisten muss, dass Personen, die gefoltert worden oder Zeuge von Folterungen geworden sind, keine Sanktionen befürchten müssen, wenn sie dagegen Beschwerde erheben.

[APPELLE AN]

STAATSPRÄSIDENT
Alyaksandr Lukashenka
Administratsia Prezidenta Respubliki Belarus
ul. Karla Marksa, 38
220016 Minsk, BELARUS
(korrekte Anrede: Dear President Lukashenka)
Fax: (00 375) 17 226 06 10 oder
(00 375) 17 222 38 72
E-Mail: contact@president.gov.by

KOPIEN AN
GENERALSTAATSANWALT
Grigory Alekseevich Vasilevich
Internatsionalnaya str. 22
220050 Minsk
BELARUS
Fax: (00 375) 17 226 42 52

BOTSCHAFT DER REPUBLIK BELARUS
S. E. Herrn Andrei Giro
Am Treptower Park 32, 12435 Berlin
Fax: 030-5363 5923
E-Mail: info@belarus-botschaft.de oder berlin@belembassy.org

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Belarussisch, Russisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 26. Mai 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Unmittelbar nach den Präsidentschaftswahlen hatten sich am 19. Dezember 2010 über 20.000 Menschen im Zentrum der Hauptstadt Minsk versammelt, um gegen Wahlbetrug zu protestieren und die Oppositionskandidaten zu unterstützen. Daraufhin nahm die Polizei sieben der neun Kandidaten der Opposition für das Amt des Präsidenten gemeinsam mit mehr als 600 friedlich Demonstrierenden fest. Mehrere Demonstrierende wurden geschlagen. Am 25. März wurden zahlreiche politische AktivistInnen und GewerkschafterInnen sowie JournalistInnnen inhaftiert, um zu verhindern, dass sie an den Veranstaltungen anlässlich der Gründung der Republik Belarus im Jahr 1918 teilnahmen. BeobachterInnen gehen davon aus, dass im Zusammenhang mit den Veranstaltungen 70 Personen in Haft kamen – 52 in Minsk und 18 in anderen Landesteilen.

Die Zahl der gewaltlosen politischen Gefangenen beläuft sich aktuell auf zwölf Personen:

Präsidentschaftskandidaten:
Mykalau Statkevich, Uladzimir Nyaklyayeu und Andrei Sannikau

JournalistInnen:

Alyaksandr Atroshchankau, Pressesprecher von Andrei Sannikou; und Iryna Khalip, Korrespondentin der russischen Tageszeitung Novaya Gazeta

Oppositionelle:

Pavel Sevyarynets, Mitglied des Wahlkampfteams von Vital Rymasheusky, Uladzimir Kobets, Mitglied des Wahlkampfteams von Andrei Sannikau, Zmitser Bandarenka, Koordinator der oppositionellen Bewegung Europäisches Weißrussland,
Syargei Martseleu, Mitglied des Wahlkampfteams von Mykalau Statkevich sowie Zmitser Dashkevich , ein führendes Mitglied der oppositionellen Jugendbewegung "Jugendfront" und Eduard Lobau, ebenfalls "Jugendfront"-Mitglied

Student: Mikita Likhavid

Syargei Vazniyak ist am 29. Januar gegen Kaution aus der Haft entlassen worden. Anatol Lyabedka kam am 6. April und Alyaksandr Fyaduta am 8. April auf Kaution frei. Die gegen sie erhobenen Anklagen wurden jedoch nicht fallengelassen. Amnesty International trägt weitere Informationen über die Demonstrierenden zusammen, die wegen der friedlichen Teilnahme an Protestkundgebungen in Haft genommen wurden, und befürchtet, dass weitere zu Haftstrafen verurteilt werden und somit als gewaltlose politische Gefangene zu betrachten sind.