Unterkunft angegriffen

Karte von Mexiko

Karte von Mexiko

Eine Suppenküche für mexikanische und zentralamerikanische Migrant_innen in der nordmexikanischen Stadt Nogales, die an der Grenze zu den USA liegt, wurde verwüstet. Angestellte hatten zuvor berichtet, dass sie Morddrohungen erhalten hätten und ihnen elektronische Geräte gestohlen worden waren. Die Angriffe könnten eine Vergeltungsmaßnahme für die Anzeigen sein, die die Angestellten der Suppenküche wegen Entführungen von Migrant_innen in der Gegend erstattet hatten. Es besteht möglicherweise Gefahr für das Leben der Angestellten und Freiwilligen sowie der Migrant_innen, die die Suppenküche besuchen.

Appell an

GOUVERNEURIN DES BUNDESSTAATES SONORA
Claudia Pavlovich Arellano

Gobernadora del Estado de Sonora
Comonfort y Dr. Paliza, Colonia Centenario, C.P. 83260, Hermosillo, Sonora, MEXIKO
(Anrede: Dear Governor / Estimada Gobernadora / Sehr geehrte Frau Gouverneurin)
E-Mail: claudia.pavlovich@sonora.gob.mx
Facebook: Claudia Pavlovich
Twitter: @claudiapavlovic

STAATSSEKRETÄR FÜR MENSCHENRECHTE
Roberto Campa Cifrián
Subsecretario de Derechos Humanos
Secretaría de Gobernación
Dinamarca 86, Colonia Juárez, Delegación Cuauhtémoc, Ciudad de México, C.P. 6600, México
Ciudad de México, MEXIKO
(Anrede: Dear Undersecretary / Estimado Subsecretario / Sehr geehrter Herr Staatssekretär)
E-Mail: rcampa@segob.gob.mx
Twitter: @1campa

Sende eine Kopie an

NICHTREGIERUNGSORGANISATION
The Kino Border Initiative (Iniciativa Kino para la Frontera)

P.O. Box 159
Nogales, Arizona, 85628-0159, USA
Facebook: Kino.Border.lnitiative (Englisch), Iniciativa Kino para la Frontera (Spanisch)

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
Botschaft der Vereinigten Mexikanischen Staaten
Frau Blanca Emilia Hernandez Polo
Klingelhöferstraße 3, 10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail@mexale.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 3. November 2016 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, FAXE, TWITTERNACHRICHTEN ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ergreifen Sie bitte unverzüglich wirksame Maßnahmen, um in Abstimmung mit den Betroffenen die Sicherheit und Integrität aller Angestellten, Freiwilligen und Migrant_innen, in der Suppenküche und Unterkunft der Initiativa Kino para la Frontera zu garantieren.

  • Führen Sie bitte eine vollständige, unparteiische und unabhängige Untersuchung der Angriffe gegen die Menschenrechtsverteidiger_innen und Migrant_innen durch.

Sachlage

Die Suppenküche wird von der Nichtregierungsorganisation Initiativa Kino para la Frontera in Nogales im mexikanischen Bundesstaat Sonora geleitet. Angestellte berichteten Amnesty International, dass Unbekannte in der Nacht auf den 14. September in die Suppenküche eindrangen und dort randalierten, Möbel beschädigten, und Lebensmittelvorräte sowie Medizin zerstörten. Am Mittag des 15. September stellte eine Angestellte der Suppenküche eine Strafanzeige bei der örtlichen Polizei. Wenige Zeit später stellte sie fest, dass ihr Laptop, ihre Festplatte und ihr Mobiltelefon aus ihrem Auto gestohlen worden waren. Am 27. August um 10 Uhr 50 hatte ein weiterer Angestellter telefonisch eine Morddrohung von einem unbekannten Mann erhalten. Die Angestellten haben die Angriffe den Behörden gemeldet, bisher jedoch noch keinen wirksamen Schutz erhalten.

Angestellte und Freiwillige der Initiativa Kino para la Frontera unterstützen auch Migrant_innen, die Opfer von schweren Verbrechen, wie beispielsweise Entführungen, geworden waren. Im Laufe dieses Jahres haben sie bereits zehn Migrant_innen zur Polizei begleitet, um Anzeige wegen sechs Entführungen in der Gegend um Nogales zu erstatten. Sie dokumentierten weitere Fälle, die Opfer waren jedoch zu verängstigt, um Anzeige zu erstatten.

Die Initiativa Kino para la Frontera, die vom jesuitischen Priester Sean Carroll geleitet wird, bietet Lebensmittel, Medizin und Kleidung an. In anderen Einrichtungen in Nogales stellt sie auch Unterkünfte für mexikanische und zentralamerikanische Migrant_innen, die auf dem Weg in die USA sind, zur Verfügung. Außerdem unterstützt die Organisation Mexikaner_innen, die aus den USA abgeschoben wurden. Viele der Migrant_innen, die unterstützt werden, sind auf der Flucht vor Gewalt. Angestellte der Initiativa Kino para la Frontera und Freiwillige informieren die Migrant_innen über das Asylverfahren in den USA.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die Nichtregierungsorganisation Initiativa Kino para la Frontera wurde 2008 gegründet. Sie hat Einrichtungen, Angestellte und Freiwillige in der Stadt Nogales, sowohl auf der US-amerikanischen als auch auf der mexikanischen Seite der Grenze. Die Organisation bietet Nahrungsmittel, Unterkünfte und Medizin für Migrant_innen, abgeschobene Personen, einschließlich Frauen und Kinder (sowohl begleitetete als auch unbegleitete) an. Die Initiativa Kino para la Frontera sammelt Daten von Migrant_innen, die ihre Suppenküche und Unterkunft besuchen und veröffentlicht Berichte über Misshandlungen und Trennungen von Familien, um Informationen für Regierungsbehörden und die Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Sie setzt sich für Personen und Familien ein, die Hilfe benötigen, um mit ihren Familienmitgliedern zusammenzukommen oder eine Aufenthaltsgenehmigung für die USA zu erhalten. Die Initiativa Kino para la Frontera ist außerdem eine Anlaufstelle für Wissenschaftler_innen und Studierende, die Forschungen im Bereich Migration und zu politischen Lösungen anstellen.
Migrant_innen und Asylsuchende, die Mexiko durchqueren, werden vielfach Opfer von Entführungen, Erpressungen, von Verschwindenlassen, sexueller Gewalt und anderen Misshandlungen durch organisierte kriminelle Gruppen, die häufig mit Angehörigen der Behörden zusammenarbeiten. In der großen Mehrzahl der Fälle werden keine gründlichen Ermittlungen durchgeführt und den Opfern wird ihr Recht auf Gerechtigkeit und Wiedergutmachung verweigert. Im Juni 2015 griffen beispielsweise bewaffnete Männer eine Gruppe von etwa 120 zentralamerikanischen Migrant_innen im Bundesstaat Sonora nahe der US-amerikanischen Grenze an. Dabei starben mindestens drei Migrant_innen. Bis heute liegen Amnesty International keine Informationen über Ermittlungen zu diesem Fall vor.

Die Anzahl der Flüchtlinge und Migrant_innen aus Zentralamerika nimmt weiterhin zu. Viele verlassen ihr Heimatland aufgrund von Gewalt. Die Regierung reagierte darauf, indem sie Tausende Beamt_innen, darunter auch Polizist_innen und Soldat_innen, für gemeinsame Aktionen einsetzte, und Kontrollpunkte einrichtete, um Migrant_innen zurückzuhalten. Der Plan, der als Southern Border Plan bekannt ist, hat seit Juli 2014 zu einer erhöhten Anzahl von Abschiebungen von Migrant_innen geführt. Im Jahr 2015 wurden 198.141 Migrant_innen ohne regulären Aufenthaltsstatus von Angehörigen des Nationalen Instituts für Migration (Instituto Nacional de Migración) festgenommen. Im Jahr 2014 waren es 127.149. Dennoch spiegelte sich dieser Anstieg an Festnahmen und Abschiebungen nicht in einer entsprechenden Zunahme von genehmigten Asylanträgen wider. Dies sind gleichbleibend nur mehrere hundert pro Jahr. Die Anzahl der Migrant_innen aus zentralamerikanischen Staaten, die aus Mexiko abgeschoben werden, übersteigt nun die Anzahl derer aus den USA.