Polizisten verprügeln Schüler

Der sechzehnjährige Schüler José Emiliano Nandayapa Gómez wurde von Polizeibeamten im Bundesstaat Chiapas im Süden Mexikos bewusstlos geschlagen. Als er daraufhin versuchte, Anzeige zu erstatten, schüchterte die Polizei ihn und seine Angehörigen ein, griff sie an und machte Jagd auf sie. Der Familie drohen auch in Zukunft Vergeltungsmaßnahmen, wenn sie die Anzeige weiter verfolgt.

Appell an

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATES CHIAPAS
Lic. Juan José Sabines Guerrero
Gobernador del Estado de Chiapas
Palacio de Gobierno, 1º piso
Col. Centro, 29000
Tuxtla Gutiérrez, Chiapas, MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Governor / Señor Gobernador)
Fax: (0052) 961 618 8050 (Durchwahl: 21122)
E-Mail: juansabines@chiapas.gob.mx

STAATSANWALT VON CHIAPAS
Mtro. Raciel López Salazar
Procurador General de Justicia del Estado de Chiapas
Libramiento Norte y Rosa del Oriente, no. 2010
Col. El Bosque, Tuxtla Gutiérrez, Chiapas
CP 29049, MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Attorney General / Señor Procurador)
Fax: (0052) 961 6165724
E-Mail: raciel.lopez@mje.chiapas.gob.mx

BÜRGERMEISTER VON SAN CRISTÓBAL DE LAS CASAS
Mariano Díaz Ochoa
Palacio Municipal,
Plaza 31 de marzo
San Cristóbal de las Casaa
Chiapas, MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Mayor / Señor Presidente Municipal)
E-Mail: marianodiazochoa@sancristobal.gob.mx

Sende eine Kopie an

MENSCHENRECHTSORGANISATION
Centro de Derechos Humanos
Fray Bartolome de las Casas
Brasil 14,
San Cristobal de las Casas
Chiapas, MEXIKO
E-Mail: accionurgente@frayba.org.mx

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
Herrn Miguel Angel Padilla Acosta
Geschäftsträger a.i. (Gesandter)
Klingelhöferstraße 3, 10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail@embamexale.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 19. August 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, IN SPANISH OR YOUR OWN LANGUAGE

  • calling for the safety of José Emiliano Nandayapa and his family to be guaranteed, in accordance with their wishes, in order that they can pursue their legal complaint without fear of reprisal;

  • calling on the authorities to immediately carry out an impartial investigation into the torture and ill-treatment of José Emiliano Nandayapa by municipal police officers on 27 June in San Cristóbal de las Casas, and for the perpetrators to be brought to justice promptly;

  • calling for all allegations of torture and other ill-treatment to be effectively and impartially investigated, for those responsible to be held to account and victims to receive adequate reparations.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE, IN DENEN SIE

  • die Behörden auffordern, in Absprache mit José Emiliano Nandayapa und seiner Familie für deren Sicherheit zu sorgen, so dass sie ihre Klage ohne Angst vor Vergeltungsmaßnahmen verfolgen können;

  • bei den Behörden darauf dringen, umgehend eine unabhängige und unparteiische Untersuchung der Folter und anderen Misshandlungen von José Emiliano Nandayapa durch kommunale Polizeibeamte am 27. Juni 2009 in San Cristóbal de las Casas einzuleiten und dafür Sorge zu tragen, dass die TäterInnen unverzüglich vor Gericht gestellt werden;

  • fordern, dass die Folter und Misshandlungsvorwürfe einschlägig und unparteiisch untersucht werden, die Verantwortlichen vor Gericht kommen und die Opfer eine angemessene Entschädigung erhalten.

Sachlage

Laut Angaben von José Emiliano Nandayapa durchsuchten ihn Polizeibeamte im Zuge einer Routinekontrolle, als er am 27. Juni 2009 um 2 Uhr morgens in der Stadt San Cristóbal zu Fuß nach Hause ging. Nur einige Minuten später zwangen ihn fünf kommunale Polizeibeamte auf die Ladefläche eines Pick-ups. Etwa eine Stunde lang traten und schlugen ihn drei Beamte und stellten sich auf seinen Rücken, seinen Kopf und seine Beine. Die Polizisten bedrohten ihn mit den Worten: "Was für eine schöne subversive Frisur du trägst. Hier hast du deine Revolution. Hol’ die Waffen und die Drogen heraus." Und weiter: "Wenn du so weiter machst, lebst du nicht mehr lange genug, um davon zu erzählen." Anschließend traten sie ihn ins Gesicht und er verlor das Bewusstsein.

Als er mit seiner Familie Beschwerde bei der örtlichen Staatsanwalt einlegen wollte, riet ihnen der Staatsanwalt, die TäterInnen auf der Hauptwache der Polizei zu identifizieren. Die Familie gibt an, dass der Leiter der Hauptwache sich weigerte, ihnen zu helfen und sie beleidigte. Der leitende Polizist und ein weiterer Beamter versuchten, den Vater von José Emiliano Nandayapa in einen kleinen Raum zu bringen. Im darauffolgenden Handgemenge schlug der Beamte Josés Großvater und schubste seine schwangere Mutter. Am 30. Juni interviewte ein Lokalradio José Emiliano Nandayapa und seinen Vater zu den Geschehnissen. Nach dem Interview wurden sie plötzlich von zwei örtlichen Polizeibeamten gejagt, als sie zu Fuß einen Park durchquerten. Sie mussten sich in ein Krankenhaus flüchten. Als sie den Vorfall der örtlichen Staatsanwaltschaft melden wollten, weigerte sich der Mitarbeiter dort zunächst, den Vorfall aufzunehmen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

José Emiliano Nandayapa und sein Vater haben sich an Straßentheatervorführungen in San Cristóbal de las Casas beteiligt, in denen die Straffreiheit in Mexiko thematisiert und die Politik der Regierung kritisiert wird. José Emiliano Nandayapa engagiert sich zudem in einer örtlichen Bewegung, die für die Rechte junger Menschen eintritt, und gibt an, von der Polizei deswegen bereits schikaniert worden zu sein.

Am 27. Mai 2009 erschoss ein privater Wachmann in San Cristóbal de las Casas einen 16-jährigen Graffiti-Künstler. Zwei Monate zuvor hatte der Stadtrat ein Gesetz verabschiedet, das hohe Strafen gegen Graffiti-KünstlerInnen vorsieht und denjenigen eine Belohnung verspricht, die zu ihrer Ergreifung beitragen. Örtliche Menschenrechtsorganisationen beklagen, dass dies zu ungerechtfertigter Schikane junger Leute in der Stadt führt. Amnesty International dokumentiert nach wie vor Fälle von Folter und anderen Misshandlungen seitens nationaler, bundesstaatlicher und besonders kommunaler Polizeibeamter in verschiedenen Landesteilen. Die TäterInnen werden fasst nie zur Verantwortung gezogen.