Jugendlicher gefoltert

Zwischen dem 9. und dem 13. Juni 2009 drangen Soldaten in drei ländliche Gemeinden im südlichen Bundesstaat Guerrero ein und folterten, beschossen, bedrohten und belästigten Erwachsene und Kinder. Die militärische Aktion war darauf ausgelegt, Mitglieder einer bewaffneten oppositionellen Gruppe festzunehmen, der Ejército Revolucionario del Pueblo Insurgente (ERPI). Die Mitglieder der Gemeinden sind in unmittelbarer Gefahr, erneut vom Militär angegriffen zu werden.

Appell an

GENERALSTAATSANWALT
Lic. Eduardo Medina-Mora Icaza
Procuraduría General de la República
Av. Paseo de la Reforma nº 211-213, Piso 16
Col. Cuauhtémoc, Delegación Cuauhtémoc
México D.F., C.P. 06500, MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Attorney General/Señor Procurador General)
Fax: (00 52) 55 5346 0908

VERTEIDIGUNGSMINISTER
Gral. Guillermo Galván Galván
Secretaría de la Defensa Nacional
Blvd. Manuel Ávila Camacho s/n, esq. Av. Industria Militar
Col. Lomas de Sotelo, Del. Miguel Hidalgo
México D.F., C.P. 11640, MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Minister/Señor Secretario)
Fax: (00 52) 55 5557 5571

GOUVERNEUR VON GUERRERO
Lic. Zeferino Torreblanca Galindo
Gobernador del Estado de Guerrero
Palacio de Gobierno
Blvd Rene Juárez Cisneros No. 62
Edificio B, Ciudad de los Servicios
CP 39075, Chilpancingo, Guerrero, MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Governor/Señor Gobernador)
Fax: (00 52) 747 471 9802
E-Mail: gobernador@guerrero.gob.mx

Sende eine Kopie an

MENSCHENRECHTSKOMMISSION VON GUERRERO
Lic. Juan Alarcón Hernández
Presidente de la Comisión de Defensa de los Derechos Humanos del Estado de Guerrero (Coddehum)
Avda. Juárez, Esq. Galo Soberón y Parra
Col. Centro, 39000, Chilpancingo, Guerrero, MEXIKO
(korrekter Anrede: Dear President/Señor Presidente)
E-Mail: coddehum@prodigy.net.mx

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
Herrn Miguel Angel Padilla Acosta, Geschäftsträger a.i. (Gesandter)
Klingelhöferstraße 3, 10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail@embamexale.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 3. August 2009 keine Appelle mehr zu verschicken

PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, IN SPANISH OR YOUR OWN LANGUAGE:

  • calling on the state and federal civilian authorities to order an immediate, thorough and impartial investigation into the reports of torture and harassment by soldiers of the residents of Las Palancas, Puerto de las Ollas and El Jilguero on 9-13 June;

  • urging the authorities to ensure the safety of residents of the villages against future attacks, in accordance with their wishes.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, TELEFAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE, IN DENEN SIE

  • die Behörden des Bundes und der einzelnen Bundesstaaten auffordern, unverzüglich eine gründliche und unparteiische Untersuchung der Berichte über Folter und Belästigung der Bewohner von Las Palancas, Puerto de las Ollas und El Jilguero durch Soldaten zwischen dem 9. und 13. Juni 2009 in die Wege zu leiten;

  • die Behörden drängen, in Übereinstimmung mit ihren Wünschen die Sicherheit der Dorfbewohner vor zukünftigen Angriffen zu garantieren.

Sachlage

Am 9. Juni kamen etwa 60 Soldaten in die subsistenzwirtschaftlichen Gemeinschaften von Puerto de las Ollas, Las Palancas und El Jilguero des Bergbezirks Coyuca de Catalán. Sie schossen in die Luft und auf die Männer der Gemeinden, als diese in die Berge flüchteten, um sich dort in Sicherheit zu bringen. Am folgenden Tag kam Verstärkung, womit die Zahl der Soldaten auf rund 500 stieg. Über fünf Tage hinweg wurden Frauen und Kinder, die in den Dörfern geblieben waren, belästigt und gefoltert. Die Soldaten zogen am 13. Juni ab, als eine Gruppe von Beobachtern ankam, die sich aus Menschenrechts- und anderen Bürgerorganisationen zusammensetzte, unter anderem der Menschenrechtskommission von Guerrero (Coddehum).

Laut den Beobachtern wurde der 14-jährige Omar García mehr als drei Stunden lang gefoltert. Ihm wurden Elektroschocks verabreicht, die Augen verbunden, eine Plastiktüte über den Kopf gezogen, und er wurde geschlagen und mit Kastration bedroht. Der 33-jährige César Acosta Ávila, der unter den Folgen einer zwei Jahre zurückliegenden Hirnblutung leidet, wurde drei Stunden lang gefoltert: Die Soldaten trieben Nadeln unter seine Fingernägel, schlugen ihm auf die Ohren, zogen ihm eine Plastiktüte über den Kopf, schlugen ihn gegen Kopf und Brust, drohten, ihm Elektroschocks an den Brustwarzen zu verabreichen und ihn einzusperren, sollte er berichten, was sie getan haben.

Während der fünf Tage bedrohten und belästigten die Soldaten Frauen, da sie ihnen Informationen über die ERPI abringen wollten. Drei Frauen hielten sie Messer an die Kehle, schupsten eine Schwangere zwischen sich hin und her sowie gegen eine Wand und drohten einer Frau mit einem Baby, sie umzubringen. Es liegen Berichte vor, dass Kinder, unter ihnen ein achtjähriger Junge, mit vorgehaltener Waffe befragt und bedroht wurden.

Die Soldaten durchsuchten die Häuser, stahlen und beschädigten Eigentum und drohten, die Häuser niederzubrennen. Sie sollen außerdem versucht haben, Beweise zu fälschen, um Dorfbewohner mit der bewaffneten Opposition und Drogenhandel in Verbindung zu bringen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die Gemeinden von Las Palamcas, Puerto de las Ollas und El Jilguero bestehen aus jeweils etwa zehn bis 20 Holzhäusern. Seit über einem Jahrzehnt existieren Spannungen zwischen den Bewohnern und einem lokalen Cacique, einem einflussreichen Gemeindemitglied, dem Verbindungen zu einem Drogenkartell nachgesagt werden. Es wird angenommen, dass die Geschehnisse zwischen dem 9. und 13. Juni durch eine Erklärung verursacht wurden, die am 31. Mai 2009 von Kommandeur Ramiro von der lokalen bewaffneten oppositionellen Gruppe ERPI abgegeben worden war. In der Erklärung beschuldigt er den Cacique, eine paramilitärische Truppe gegen Landarbeiter einzusetzen, die sich gegen Rodungen wie auch den Anbau von Drogen in ihrer Gegend wehren.

Seit 2008 dokumentiert Amnesty International in ganz Mexiko einen Anstieg der Beteiligung von Soldaten an widerrechtlichen Tötungen, Folter, Misshandlung, willkürlicher Inhaftierung und illegalen Hausdurchsuchungen.

Nach wie vor sind Militärgerichte für Ermittlungs- und Strafverfahren gegen Angehörige der Streitkräfte zuständig.