Hinrichtungstermin festgesetzt

Ergebnis dieser Urgent Action

Am 19. August gewährte das Berufungsgericht von Texas Jeffery Lee Wood, der am 24. August hingerichtet werden sollte, einen Hinrichtungsaufschub. Er war 1998 zum Tode verurteilt worden, weil man ihm einen Mord vorwarf, der während eines Raubüberfalls auf einen Tankstellenladen im Jahr 1996 begangen wurde. Tatsächlich befand er sich zur Tatzeit jedoch in einem Fahrzeug vor dem Laden.

Hinrichtungskammer

Hinrichtungskammer

Jeffery Lee Wood soll am 24. August im US-Bundesstaat Texas hingerichtet werden. Er war 1998 zum Tode verurteilt worden, weil man ihm einen Mord vorwarf, der während eines Raubüberfalls auf einen Tankstellenladen im Jahr 1996 begangen wurde. Tatsächlich befand er sich zur Tatzeit jedoch in einem Fahrzeug vor dem Laden.

Appell an

BEGNADIGUNGSAUSSCHUSS VON TEXAS
Clemency Section, Board of Pardons and Paroles
8610 Shoal Creek Blvd., Austin, Texas 78757-6814
USA
(Anrede: Dear Board Members /
Sehr geehrte Mitglieder des Begnadigungsausschusses)
Fax: (00 1) 512 467 0945
E-Mail: bpp-pio@tdcj.state.tx.us

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATES TEXAS
Greg Abbott, Office of the Governor, P.O. Box 12428
Austin, Texas 78711-2428
USA
Anrede: Dear Governor / Sehr geehrter Herr Gouverneur)
Fax: (00 1) 512 463 1849

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA
S. E. Herrn John Bonnell Emerson
Pariser Platz 2
10117 Berlin
Fax: 030-83 05 10 50
E-Mail: über
http://germany.usembassy.de/email/feedback.htm

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort, so dass sie noch vor dem 24. August 2016 ankommen. Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch.

Sachlage

Kriss Keeran wurde am 2. Januar 1996 in dem Laden einer Texaco-Tankstelle in Kerrville erschossen. Der 20-jährige Daniel Reneau und der 21-jährige Jeffery Lee Wood, die zu dieser Zeit in einem Trailer in der Nähe des Tatorts lebten, wurden im Zusammenhang mit dem Fall festgenommen. Es ist unbestritten, dass Daniel Reneau den Mord begangen hat, während Jeffery Wood vor dem Laden wartete. Daniel Reneau wurde 1997 vor Gericht gestellt und 2002 hingerichtet.

Bei Jeffery Lee Wood wurden emotionale und intellektuelle Beeinträchtigungen und ein IQ von etwa 80 festgestellt. Im Alter von zwölf Jahren wurde ein psychologisches Gutachten erstellt, in dem er als "hyperaktiv", "höchst impulsiv" und "sorgengeplagtes Kind" beschrieben wird. Er wurde als geistig beeinträchtigt eingestuft und kam in eine Sonderschule. Zehn Jahre später, nach dem Mord an Kriss Keeran, wurde Jeffery Lee Wood zunächst als nicht verhandlungsfähig eingestuft, da er unter wahnhaften Störungen litt und nicht in der Lage war, seine Umstände zu begreifen. Er wurde in eine staatliche psychiatrische Einrichtung eingewiesen. Nach nur zwei Wochen erklärte ihn die Klinik jedoch für verhandlungsfähig und führte an, dass Jeffery Lee Wood in der Lage sei, das Verfahren faktisch zu begreifen. Ignoriert wurde allerdings die Frage, ob er fähig ist, seinen Rechtsbeistand auf rationale Weise zu unterstützen.

Bei seinem Gerichtsverfahren im Jahr 1998 bat Jeffery Lee Wood den Richter darum, seine Rechtsbeistände zu entlassen, nachdem er von den Geschworenen für schuldig befunden worden war. Der Richter wies diesen Antrag mit der Begründung zurück, Jeffery Lee Wood sei geistig nicht in der Lage, sich selbst zu vertreten. Allerdings wurde zu diesem Zeitpunkt nicht weiter der Frage nachgegangen, ob der Angeklagte überhaupt verhandlungsfähig ist. Im Jahr 2005 erklärte der Richter eines Bundesgerichts, dass die Verteidigung von Jeffery Lee Wood in vielerlei Hinsicht Mängel aufgewiesen habe und es in der Folge kein wirklich zweiseitiges Verfahren gegeben habe.

Ein Angeklagter kann in Texas nur dann zum Tode verurteilt werden, wenn die Geschworenen die "zukünftige Gefährlichkeit" als gegeben ansehen. Die Staatsanwaltschaft rief während des Strafzumessungsverfahrens Dr. James Grigson in den Zeugenstand, einen verrufenen Psychiater, der "Dr. Death" genannt wurde, weil er regelmäßig in Todesstrafenverfahren in Texas aussagte, dass er der Überzeugung sei, der Angeklagte würde in Zukunft weitere Gewalttaten begehen. 1998 war er deswegen bereits aus der American Psychiatric Association ausgeschlossen worden. Die Staatsanwaltschaft stützte sich im Fall von Jeffery Lee Wood dennoch auf diese Aussage und informierte die Geschworenen nicht über den Ausschluss des Zeugen aus seiner Berufsvereinigung. Die Verteidiger_innen von Jeffery Lee Wood brachten weder Argumente vor, noch vernahmen sie Zeug_innen oder präsentierten Nachweise für strafmildernde Umstände. Stattdessen saßen sie laut den Angaben des Bundesrichters aus dem Jahr 2005 "nur stumm da".

Amnesty International wendet sich ausnahmslos gegen die Todesstrafe, ungeachtet der Schwere und der Umstände einer Tat, der Schuld, Unschuld oder besonderen Eigenschaften des Verurteilten, oder der vom Staat gewählten Hinrichtungsmethode, da sie das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschriebene Recht auf Leben verletzt und die grausamste, unmenschlichste und erniedrigendste aller Strafen darstellt.

[SCHREIBEN SIE BITTE ]

FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte stoppen Sie die Hinrichtung von Jeffery Lee Wood (Häftlingsnummer 999256) und setzen Sie sich dafür ein, dass sein Todesurteil in eine Haftstrafe umgewandelt wird.

  • Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass Jeffery Lee Wood niemanden getötet hat und sich zum Tatzeitpunkt auch nicht in dem Laden befand, in dem der Mord begangen wurde.

  • Ich möchte Sie zudem darauf hinweisen, dass er an emotionalen und geistigen Beeinträchtigungen leidet.

  • Es bereitet mir große Sorge, dass den Geschworenen keine strafmildernden Beweise vorgelegt wurden und sie durch die falsche bzw. irreführende Aussage von Dr. James Grigson beeinflusst wurden. Zudem besorgt mich, dass die Verteidigung weder Zeug_innen vernahm noch sich für ihren Mandanten einsetzte.

[APPELLE AN]

BEGNADIGUNGSAUSSCHUSS VON TEXAS
Clemency Section, Board of Pardons and Paroles
8610 Shoal Creek Blvd., Austin, Texas 78757-6814
USA
(Anrede: Dear Board Members /
Sehr geehrte Mitglieder des Begnadigungsausschusses)
Fax: (00 1) 512 467 0945
E-Mail: bpp-pio@tdcj.state.tx.us

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATES TEXAS
Greg Abbott, Office of the Governor, P.O. Box 12428
Austin, Texas 78711-2428
USA
Anrede: Dear Governor / Sehr geehrter Herr Gouverneur)
Fax: (00 1) 512 463 1849

KOPIEN AN
BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA
S. E. Herrn John Bonnell Emerson
Pariser Platz 2
10117 Berlin
Fax: 030-83 05 10 50
E-Mail: über
http://germany.usembassy.de/email/feedback.htm

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort, so dass sie noch vor dem 24. August 2016 ankommen. Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Rund fünfzig Religionsführer_innen aus Texas und anderen US-amerikanischen Bundesstaaten haben sich für eine Begnadigung von Jeffery Lee Wood eingesetzt. Sie erklärten: "Unser Glaube verpflichtet und dazu, uns in diesem Fall zu äußern, in dem eine geplante Hinrichtung das Leben eines Menschen mit erheblicher geistiger Beeinträchtigung bedroht, der niemals hätte zu Tode verurteilt werden sollen. (…) Es beunruhigt uns zutiefst, wenn das Strafrechtssystem zu dem Ergebnis kommt, dass Menschen, die zu den schutzbedürftigsten in dieser Gesellschaft gehören, hingerichtet und beseitigt werden können."

Laut dem Gnadengesuch, das beim Begnadigungsausschuss des Bundesstaates Texas eingereicht wurde, haben drei Geschworene im Prozess gegen Jeffery Lee Wood Unbehagen darüber ausgedrückt, wie sie zu dem Entschluss gekommen sind, sich für die Todesstrafe auszusprechen. In einer eidesstattlichen Erklärung aus dem Jahre 2000 gab einer der Geschworenen an, dass "niemand der Geschworenen Wood schuldig sprechen oder zum Tode verurteilen wollte", aber dass "die Fragen, die den Geschworenen vom Staat während der Phase der Strafzumessung gestellt wurden, keine andere Möglichkeit zuließen, als die Todesstrafe zu verlangen". In mehreren 2009 unterzeichneten Aussagen, sagte ein zweiter Geschworener, dass "die drei Fragen, die den Geschworenen in dieser Phase gestellt wurden, wenig Spielraum erlaubten" und dass "die Strafzumessung nicht in der Hand der Geschworenen lag". Ein dritter Geschworener sagte, dass "den Geschworenen während der Beratung das Gesetz in einer Weise präsentiert wurde, die es uns nicht erlaubte, uns gegen die Todesstrafe zu entscheiden". Drei ehemalige Geschworene haben ihre Unterstützung des Antrags auf Begnadigung ausgedrückt. Einer von ihnen erklärte: "Mit der Kenntnis von Dr. Grigsons Aussage glaube ich, dass Jeffery Lee Wood vom Staat Texas begnadigt und seine Strafe in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt werden sollte. Ich bin nicht länger der Ansicht, dass Jeffery Lee Wood die Todesstrafe verdient". Eine andere Geschworene sagte: "Ich glaube nicht, dass Jeffery Wood die Todesstrafe verdient", stattdessen "sollte der Staat Texas seine Strafe in eine lebenslängliche Haftstrafe umwandeln". Ein dritter gab an, er hätte "kein Problem damit, wenn der Staat es angemessen fände, die Todesstrafe [von Jeffery Lee Wood] in eine lebenslängliche Haftstrafe umzuwandeln".

In einem Brief, den er zwei Monate vor seiner Hinrichtung im Jahr 2009 verfasste, schrieb Daniel Reneau: "Viele Mithäftlinge und Gefängniswärter haben mich gefragt, warum ich hier bin und ich habe immer gedacht, dass das eine gute Frage ist. Ich will in keiner Weise das, was ich getan habe, verharmlosen oder mich aus der Verantwortung ziehen. Ich bin hier, weil ich eine Tankstelle überfallen und den Mann, der dort arbeitete, erschossen habe. Ich sage nicht, dass ich nicht irgendwo eine Strafe absitzen sollte. (…) Ich bin bei Weitem nicht perfekt, aber wenn man meinen Fall und Hintergrund mit denen von Gefängnisinsassen außerhalb des Todestrakts vergleicht, ergibt das nicht wirklich Sinn. Allein in Texas gibt es eine Menge Leute, die einen oder mehrere Morde begangen haben und dennoch nicht in der Todeszelle sitzen. (…)"

Der Begnadigungsausschuss von Texas hat kürzlich Strafumwandlungen in den Fällen der Todestrakt-Insassen Kenneth Foster (2007) und Robert Thompson (2009) empfohlen. Diese hatten die Morde, für die sie verurteilt wurden, nicht selbst begangen. In dem Gnadengesuch für Jeffery Lee Woods wird angegeben, dass seine Schuld "nicht größer als die von Foster oder Thompson ist. Wood hatte weder Einträge ins Strafregister noch sind frühere Gewalttaten seinerseits bekannt. Während Woods Prozess wurde kein Beweis dafür vorgelegt, dass er sich je bewaffnete, weder während des fraglichen Kapitalverbrechens noch zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in seinem Leben."

Seit der Verabschiedung der neuen Todesstrafengesetze am 2. Juli 1976 sind in den USA insgesamt 1.437 Todesurteile vollstreckt worden, 537 davon in Texas. Im Jahr 2016 sind bereits 15 Menschen in den USA hingerichtet worden, davon sechs in Texas, sechs in Georgia, einer in Alabama, einer in Florida und einer in