Indigenensprecherin bedroht

Die Indigenensprecherin Aída Quilcué, die seit der Ermordung ihres Mannes durch Soldaten im Dezember 2008 aufgrund einer Anordnung des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte unter Schutz steht, schwebt weiter in großer Gefahr. Ihre zwölfjährige Tochter wurde am 11. Mai 2009 mit einer Schusswaffe bedroht. Aída Quilcué, ihre Tochter und die übrigen Mitglieder der von ihr geleiteten Organisation CRIC befinden sich in großer Gefahr.

Appell an

VIZEPRÄSIDENT
Dr. Francisco Santos Calderón
Vicepresidencia, Carrera 8A No 7-27
Bogotá, KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Dear Vice-president Santos/Estimado Sr. Vicepresidente Santos)
Fax: (00 57 1) 565 7682 (Wenn jemand abhebt, sagen Sie bitte: "Me da tono de fax, por favor")

AUßENMINISTER
Dr. Jaime Bermúdez Merizalde
Calle 10 No 5-51, Palacio de San Carlos
Bogotá, KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Dear Dr Bermúdez/Estimado Dr. Bermúdez)
Fax: (00 57 1) 562 7822

GENERALSTAATSANWALT
Dr. Mario Germán Iguarán Arana
Fiscal General de la Nación, Fiscalía General de la Nación
Diagonal 22B (Av. Luis Carlos Galán No. 52-01) Bloque C, Piso 4, Bogotá, KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Dear Mr Iguarán/Estimado Sr. Fiscal)
Fax: (00 57 1) 570 2000 (eine spanische Ansage fordert Sie auf die Durchwahl 2017 einzugeben)

Sende eine Kopie an

INDIGENENORGANISATION
Consejo Regional Indígena del Cauca (CRIC)
Calle 1, Nº 4-50, Popayán
Departamento del Cauca
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
I. E. Frau Dr. Maria Dora Victoriana Mejía Marulanda
Kurfürstenstr. 84, 10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 26. Juni 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, IN SPANISH OR YOUR OWN LANGUAGE:

  • calling on the authorities to take effective action to protect Aída Quilcué, her daughter and other members of the Consejo Regional Indígena del Cauca, in accordance with their wishes;

  • calling on the authorities to order full and impartial investigations into the 11 May threat against the life of Aída Quilcué’s 12-year-old daughter, publish the results and bring those responsible to justice;

  • calling on them to continue with the investigation into the killing of Edwin Legarda, making sure that it is thorough and independent, identifies all those responsible and brings them to justice;

  • calling on the authorities to produce policy and plans, in conjunction with human rights defenders, to guarantee their safety according to the principles of the UN Declaration on the Rights and Responsibilities of Individuals, Groups and Organs of Society to Promote and Protect Universally Recognized Human Rights and Fundamental Freedoms, and to make these plans public.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE, IN DENEN SIE

  • die Behörden auffordern, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um Aída Quilcué, ihre Tochter und die übrigen Mitglieder des Consejo Regional Indígena del Cauca in Absprache mit ihnen zu schützen;

  • fordern, dass eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Drohung gegen das Leben der zwölfjährigen Tochter von Aída Quilcué eingeleitet wird, deren Ergebnisse veröffentlicht und deren Verantwortliche vor Gericht gestellt werden;

  • die Behörden auffordern, die Untersuchung des Todes von Edwin Legarda fortzuführen und sicherzustellen, dass sie umfassend und unabhängig vonstatten geht, und alle Verantwortlichen ausgemacht und vor Gericht gestellt werden;

  • die Behörden auffordern, zusammen mit den MenschenrechtlerInnen konkrete Maßnahmen zu entwickeln, um gemäß den Grundsätzen zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern ihre Sicherheit zu gewährleisten, und diese Pläne öffentlich zu machen.

Sachlage

Die Tochter von Aída Quilcué befand sich vor ihrem Haus in dem kleinen Dorf Clarete in der Gemeinde Popayán im südwestlichen Department Cauca, als sie ein Auto sah, das sich langsam auf sie zu bewegte. Die darin sitzenden vier Männer in Zivil hielten direkt vor ihr. Der Mann auf dem Beifahrersitz richtete eine Waffe auf sie; doch der Fahrer sagte ihm, er solle die Waffe herunternehmen, da Leute zusähen. Die Tochter von Aída Quilcué lief ins Haus, um den Männern der indigenen Schutztruppe (Guardia Indígena), die sich zu ihrer Sicherheit im Haus aufhalten, zu erzählen, was geschehen war. Daraufhin entfernte sich das Auto langsam, hielt 30 Meter vom Haus entfernt wieder an, die Männer sahen sich noch einmal um und rasten dann davon.

Die Guardia Indígena ist eine unbewaffnete, organisierte Gruppe indigener Freiwilliger, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Schutz indigener Gemeinschaften vor bewaffneten Personen zu organisieren.

Der Ehemann von Aída Quilcué, Edwin Legarda, wurde tödlich verletzt, als SoldatInnen auf sein Fahrzeug feuerten, in dem er in die Stadt Popayán fuhr, um seine Frau abzuholen. Edwin Legarda starb im Krankenhaus. Im Auto fand man 17 Einschusslöcher. Aída Quilcué war gerade aus Genf zurückgekehrt, wo sie im UN-Menschenrechtsrat (HRC) der Sitzung zu der Situation in Kolumbien im Rahmen der allgemeinen regelmäßigen Überprüfung beigewohnt hatte. Beim HRC hatte sie ihre Sorge über die Menschenrechtsverletzungen an Indigenen vorgetragen, darunter auch über Tötungen durch die kolumbianischen Sicherheitskräfte. In Kolumbien hat sie zudem in letzter Zeit eine wichtige Rolle bei den Demonstrationen der Indigenen für ihre Landrechte und gegen Menschenrechtsverletzungen an ihnen gespielt.

Im April 2009 wurden sieben SoldatInnen, darunter zwei Jungoffiziere, von der Polizei festgenommen, die mit dem Fall Edwin Legarda betraut ist.

Als Reaktion auf die Tötung von Edwin Legarda wies der Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte der Organisation Amerikanischer Staaten am 14. Januar 2009 die kolumbianischen Behörden an, Aída Quilcué und weitere 32 Mitglieder der CRIC unter Schutz zu stellen. Die kolumbianischen Behörden haben Schutzmaßnahmen für Aída Quilcué ergriffen. Dennoch schweben sie, ihre Familie und die übrigen Mitglieder der CRIC weiter in Gefahr. Man hat Männer dabei gesehen, wie sie sie beobachteten und ihnen folgten.

Hintergrundinformation

Hintergrund

In Kolumbien sind zahlreiche verschiedene indigene Völker beheimatet. Sie sind in besonderem Maße von Menschenrechtsverstößen wie Drohungen, Tötungen und Zwangsvertreibungen im Zusammenhang mit dem langanhaltenden bewaffneten Konflikt in Kolumbien betroffen. Zudem sind sie mehr als andere von Angriffen bedroht, denn ihre Gemeinden liegen oft in Gebieten mit zahlreichen militärischen Konflikten, bei denen um Land gestritten wird, das reich an Mineralien und Öl ist. Viele indigene SprecherInnen sind von den Konfliktparteien – den Sicherheitskräften, Paramilitärs und Guerillagruppen – bereits bedroht oder getötet worden.