Kunstschaffende vermisst

Ergebnis dieser Urgent Action

Die russischen Aktivist_innen Seroe Fioletovoe und Viktoriya Miroshnichenko sind nach 15 Tagen Haft in der von pro-russischen Separatist_innen kontrollierten Stadt Donezk unversehrt freigelassen worden.

Pro-russische Milizen nehmen einen Mann in Donezk fest

Pro-russische Milizen nehmen einen Mann in Donezk fest

Die Künstler_innen und Aktivist_innen Seroe Fioletovoe und Viktoriya Miroshnichenko werden vermisst, seit sie am 31. Januar in die selbsternannte "Volksrepublik Donezk" in der Ukraine eingereist sind, um eine pazifistische öffentliche Aktion durchzuführen. Die De-Facto-Behörden weigern sich, ihre Festnahme zu bestätigen. Es herrscht große Sorge um ihre Sicherheit.

Appell an

DE-FACTO-PRÄSIDENT DER "VOLKSREPUBLIK DONEZK" Aleksandr Zakharchenko Donetsk, Ukraine (Anrede: Dear Mr / Sehr geehrter Herr) E-Mail: op@dnr-sovet.su

MINISTER FÜR STAATSSICHERHEIT DER "VOLKSREPUBLIK DONEZK" Vladimir Pavlenko Donetsk, Ukraine (Anrede: Dear Mr / Sehr geehrter Herr) E-Mail: mgbdnr@yandex.ru

Sende eine Kopie an

OMBUDSFRAU DER "VOLKSREPUBLIK DONEZK" Daria Morozova Donetsk, Ukraine E-Mail: ombudsman_dnr@mail.ru

 

BOTSCHAFT DER UKRAINE S.E. Herrn Andrii Melnyk Albrechtstraße 26, 10117 Berlin Fax: 030-2888 7163 E-Mail: emb_de@mfa.gov.ua

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Ukrainisch, Russisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 24. März 2017 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

LUFTPOSTBRIEFE, FAXE ODER E-MAILS MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte geben Sie umgehend den Aufenthaltsort von Oleg Vasilyev und Viktoriya Miroshnichenko bekannt.

  • Stellen Sie bitte auch sicher, dass die beiden nicht willkürlich in Haft gehalten werden.

  • Bitte sorgen Sie für die körperliche und geistige Unversehrtheit von Oleg Vasilyev und Viktoriya Miroshnichenko.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the de facto authorities to immediately disclose the whereabouts of Oleg Vasilyev (please use the passport name in the appeals) and Viktoriya Miroshnichenko.

  • Urging them to ensure that Oleg Vasilyev and Viktoriya Miroshnichenko are not held in arbitrary detention.

  • Urging them to ensure Oleg Vasilyev and Viktoriya Miroshnichenko’s physical and mental integrity.

Sachlage

Die russischen Kunstaktivist_innen Seroe Fioletovoe (Name im Pass: Oleg Vasilyev) und Viktoriya Miroshnichenko hatten vor, das unter der Kontrolle von pro-russischen Separatist_innen stehende Donezk im Osten der Ukraine zu besuchen, um dort eine pazifistische öffentliche Aktion durchzuführen.

Die selbsternannte Volksrepublik Donezk zu besuchen, birgt insbesondere für Aktivist_innen Sicherheitsrisiken, und so kamen sie überein, sich in regelmäßigen Abständen bei einer Freundin in Russland zu melden. Laut dieser Freundin fand der letzte Telefonkontakt mit Seroe Fioletovoe am 31. Januar um 17 Uhr statt, unmittelbar bevor Seroe Fioletovoe und Viktoriya Miroshnichenko in das von Separatist_innen kontrollierte Gebiet einreisten.

Seit dem letzten Anruf gibt es keine belegbare Information über ihr Schicksal und ihren Verbleib und es besteht Sorge, dass sie dem Verschwindenlassen zum Opfer gefallen sein könnten.

Die De-Facto-Behörden in Donezk weigern sich, die Inhaftierung von Seroe Fioletovoe und Viktoriya Miroshnichenko zu bestätigen oder Informationen über ihr Schicksal herauszugeben. Es ist übliche Praxis des "Ministeriums für innere Sicherheit der Volksrepublik Donezk" Personen, denen sie des Mangels an Loyalität gegenüber der "Volksrepublik" oder "subversiver" Aktivitäten verdächtigen, einer 30-tägigen "Verwaltungshaft" ohne Kontakt zur Außenwelt zu unterziehen und anschließend die Haft auszuweiten.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Der Konflikt in der Ostukraine begann 2014 nach der Annexion der Krim-Halbinsel durch die Russische Föderation. Im April und Mai 2014 besetzten Gegner_innen der neuen Regierung von Kiew in mehrere Städten der Regionen Donezk und Lugansk (Donbass) Gebäude, die zu den Lokalverwaltungen und Strafverfolgungsbehörden gehörten. Die Organisator_innen des Protests forderten mehr lokale Autonomie und Unabhängigkeit von der Ukraine sowie engere Bindungen zu Russland. Sie bildeten bewaffnete Gruppen und erklärten die Schaffung der "Volksrepublik Donezk" und der "Volksrepublik Lugansk". Als Reaktion begannen die Behörden in Kiew mit einer, wie sie sagten, "Antiterroroperation", die darauf abzielte, die Kontrolle über das Gebiet zurückzugewinnen.

In den selbsternannten Republiken operieren lokale Sicherheitsdienste ohne Kontrolle, nehmen Personen willkürlich fest und inhaftieren sie in eigenen Haftzentren. Oft werden die Gefangenen einer 30 Tage währenden "Verwaltungshaft" unterzogen, während der sie keinen Kontakt zur Außenwelt haben. Amnesty International hat bereits Fälle dokumentiert, in denen solche Gefangenen gefoltert oder in anderer Weise misshandelt wurden, um "Geständnisse" zu erpressen, die dann vor "Gericht" verwendet wurden, um sie schuldig zu sprechen.

Weitere Details über diese Praxis finden Sie in dem von Amnesty International und Human Rights Watch gemeinsam verfassten Bericht You Do Not Exist: Arbitrary detentions, enforced disappearances, and torture in eastern Ukraine, https://www.amnesty.org/en/documents/eur50/4455/2016/en/