Hinrichtung in Alabama

Amnesty-Aktion gegen die Todesstrafe am 10.10.2010 in Berlin

Amnesty-Aktion gegen die Todesstrafe am 10.10.2010 in Berlin

Am späten Abend des 25. Mai ist im US-Bundesstaat Alabama der 75-jährige Thomas Arthur hingerichtet worden. Dies war das achte Hinrichtungsdatum, das seit 2001 für ihn angesetzt wurde. Dreimal wurde die Exekution einen Tag vorher ausgesetzt. Dieses Mal hob das Oberste US-Gericht einen Vollstreckungsaufschub auf, kurz bevor das Todesurteil verfallen wäre.

Sachlage

Thomas Arthur wurde 1982 des Mordes an Troy Wicker zum Tode verurteilt. Er beteuerte seitdem durchgehend seine Unschuld.

Die Hinrichtung war für den 25. Mai um 18.00 Uhr Ortszeit angesetzt, doch der Oberste Gerichtshof der USA erließ einen Hinrichtungsaufschub, um letzte Einsprüche bezüglich der Zusammensetzung der letalen Injektion zu berücksichtigen. Dabei geht es um das sogenannte "three-drug lethal injection protocol", welches Midazolam als Sedierungsmittel vorsieht. Außerdem hatte die Rechtsanwältin von Thomas Arthur um ein Telefon im Hinrichtungsraum gebeten. Der Aufschub wurde um 22.45 Uhr wieder aufgehoben, da um Mitternacht die Frist für die Vollstreckung des Urteils abgelaufen wäre. Die Richterin Sonia Sotomayor, die sich gegen die Aufhebung des Hinrichtungsaufschubs ausgesprochen hatte, äußerte Bedenken bezüglich des Gebrauchs von Midazolam und zweifelte an, ob "es einen Gefangenen genügend betäuben kann, um den qualvollen Schmerz einer tödlichen Injektion nicht zu spüren; und dementsprechend ob Midazolam überhaupt verfassungsmäßig für letale Injektionen benutzt werden darf". Sie argumentierte, dass "der Staat weder unter strafrechtlichen noch unter sonstigen Gesichtspunkten die Berechtigung hat, dem Rechtsbeistand von Thomas Arthur zu untersagen, während der Hinrichtung ein Telefon mitzuführen; erst recht wenn das Risiko so hoch ist, dass das Midazolam nicht wirkt." Sie schloss ab: "Diese Weigerung des Staates zielt einzig darauf ab, jegliche Bemühungen der Rechtsbeistände von Thomas Arthur, im Fall einer weiteren verpfuschten Hinrichtung vor Gericht zu ziehen, zunichte zu machen… Das bedeutet, dass Thomas Arthur heute Abend beim Betreten der Hinrichtungskammer seine verfassungsgemäßen Rechte abgibt."

Die Hinrichtung durch die Giftspritze begann um etwa 22.45 Uhr; eine halbe Stunde später wurde Thomas Arthur für tot erklärt. Nach der Hinrichtung sagte seine Tochter: "An erster Stelle möchte ich der Familie von Troy Wicker mein tiefstes Beileid aussprechen. Ich hoffe, dass der heutige Akt ihnen erlaubt, Frieden zu finden und mit der Sache abzuschließen. Ich weiß immer noch nicht sicher, ob mein Vater Troy Wicker getötet hat. Es gab Zeiten, da war ich überzeugt, dass er es getan hat. Dann wieder glaubte ich, dass er unschuldig war. Über die Jahrzehnte hinweg war das eine einzige Achterbahnfahrt. Jetzt werde ich nie die Wahrheit erfahren, denn der letzte Beweis, der belegen könnte, ob mein Vater schuldig oder unschuldig war, ist nicht sichergestellt worden. Dazu wäre das neueste DNA-Testverfahren nötig gewesen, doch Gouverneurin Ivey gewährte den Antrag meines Vaters auf dieses DNA-Verfahren nicht. Ich verstehe nicht wieso, wenn so viel auf dem Spiel steht."

Nach der Hinrichtung veröffentlichte Gouverneurin Kay Ivey eine Stellungnahme, in der sie sagte: "Der Umgang mit einer möglichen Hinrichtung wird immer eine der schwierigsten Entscheidungen sein, die ich als Gouverneurin treffen muss. Nach vielen Gebeten und nach reiflicher und bewusster Überlegung habe ich entschieden, dass es das Beste ist, die Entscheidung der Jury im Fall von Tommy Arthur zu akzeptieren. Die Hinrichtung heute Abend bedeutete die Durchsetzung des Rechts und bringt der Familie von Troy Wicker Frieden, denn sie wissen, dass sein Mörder zur Rechenschaft gezogen wurde… Keine Gouverneurin sehnt sich nach der Verantwortung, Leben und Tod gegeneinander abzuwägen, doch es ist eine Last, die ich als Teil meines Versprechens, die Gesetze dieses Staates zu wahren, akzeptiere. Thomas Arthur wurde rechtmäßig schuldig gesprochen und verurteilt, und heute Nacht ist dieses Urteil rechtmäßig und auf gerechte Art und Weise vollstreckt worden."

Seit der Verabschiedung der neuen Todesstrafengesetze im Jahr 1976 sind in den USA insgesamt 1.454 Todesurteile vollstreckt worden, 59 davon in Alabama. Im Jahr 2017 gab es bisher zwölf Hinrichtungen in sechs Bundesstaaten. In Alabama war dies die erste Hinrichtung des Jahres. Amnesty International wendet sich in allen Fällen, weltweit und ausnahmslos gegen die Todesstrafe. Bis heute haben mehr als 141 Länder die Todesstrafe per Gesetz oder in der Praxis abgeschafft.

Vielen Dank allen, die versucht haben, die Hinrichtung zu verhindern.