Drohende Hinrichtung in Alabama

Hinrichtungskammer

Hinrichtungskammer

Thomas Arthur soll am 25. Mai im US-Bundesstaat Alabama hingerichtet werden. Dies ist das achte Hinrichtungsdatum, das seit 2001 für ihn angesetzt wurde. Dreimal wurde die Exekution einen Tag vorher ausgesetzt. Thomas Arthur beteuert seine Unschuld. Seine Hinrichtung wäre die erste unter der neuen Gouverneurin von Alabama.

Appell an

GOUVERNEURIN VON ALABAMA
Governor Kay Ivey
Alabama State Capitol, 600 Dexter Avenue, Montgomery, Alabama 36130, USA (Anrede: Dear Governor / Sehr geehrte Frau Gouverneurin)
Fax: (001) 334 353 0004
E-Mail: http://governor.alabama.gov/contact (tragen Sie bitte im Formular Ihren Namen und dann folgende
Adresse ein: 5 Pennsylvania Plaza, New York,
NY 10001, Telefon: 212 807 8400 )

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA
Herrn Kent Doyle Logsdon
Geschäftsträger a.i., Gesandter-Botschaftsrat
Pariser Platz 2
10117 Berlin
Fax: 030-83 05 10 50
E-Mail: über http://germany.usembassy.de/email/feedback.htm

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort, sodass sie noch vor dem 25. Mai 2017 eintreffen. Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bitte Sie, die Hinrichtung von Thomas Arthur zu stoppen, auch wenn er selbst kein Gnadengesuch eingereicht hat.

  • Seit dem Todesurteil gegen Thomas Arthur sind zunehmend Belege für Willkürentscheidungen und Justizirrtümer in Todesstrafenverfahren in den USA bekannt geworden. Im Zuge dieser Fälle und der steigenden Kritik ist die Zahl der Todesurteile gesunken.

  • Ich möchte Sie auf die Unverhältnismäßigkeit der gegen Thomas Arthur verhängten Strafe und der Strafen aufmerksam machen, die gegen andere Personen verhängt wurden, die an dem Mord beteiligt gewesen sein sollen.

  • Zudem bin ich sehr besorgt darüber, dass die staatlichen Stellen in diesem Fall keine fortschrittlichen DNA-Tests zulassen.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Noting Thomas Arthur has not asked the governor for clemency, but calling on her to stop his execution.

  • Noting that during the time that Thomas Arthur has been on death row, evidence of arbitariness and error in the US capital justice system has mounted, and the use of the death penalty has declined as concern has grown.

  • Noting his disproportionate punishment compared to the other persons said to be involved in the murder.

  • Expressing concern that the state has blocked advanced DNA testing in this case.

Sachlage

Am 1. Februar 1982 traf die Polizei am Haus von Judy und Troy Wicker in Muscle Shoals im Nordwesten des Bundesstaates Alabama ein. Troy Wicker lag tot im Bett, er war durch einen Schuss durch das rechte Auge getötet worden. Judy Wicker lag auf dem Boden neben dem Bett und hatte Blutspritzer auf der Kleidung. Ihre Schwester kniete neben ihr. Judy Wicker gab der Polizei gegenüber an, sie sei nach Hause gekommen, nachdem sie ihre Kinder zur Schule gebracht habe. Sie habe dort einen afroamerikanischen Mann angetroffen, der sie vergewaltigt und dann bewusstlos geschlagen habe. Er habe dann ihren Mann erschossen. Die Polizei fand vier Patronenhülsen Kaliber 22, aber nie die Tatwaffe selber.

Judy Wicker wurde angeklagt, ihren Ehemann getötet zu haben, um die Versicherungssumme zu erhalten. Thomas Arthur, der eine Beziehung mit ihr begann, als er im Rahmen eines Arbeitsprojekts Freigang aus der Haft hatte, zu der er wegen eines 1977 begangenen Tötungsdelikts verurteilt worden war, wurde ebenfalls unter Anklage gestellt. Judy Wicker wurde 1982 schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt. In einem getrennten Verfahren, das ebenfalls 1982 stattfand, wurde Thomas Arthur zum Tode verurteilt. Man gewährte ihm 1985 ein neues Verfahren. In diesem neuen Verfahren wurde er 1987 ebenfalls zum Tode verurteilt, sein Schuldspruch jedoch 1990 wieder aufgehoben. Der Staatsanwalt wandte sich dann an den Begnadigungsausschuss, um in Erfahrung zu bringen, ob Judy Wicker vorzeitig aus der Haft entlassen werden könne, wenn sie gegen Thomas Arthur aussagen würde (bis zu jenem Zeitpunkt hatte sie angegeben, er sei an der Tat nicht beteiligt gewesen). Der Rechtsbeistand, der Judy Wicker in diesem Treffen vertreten hatte, wurde später Staatsanwalt und vertrat die Anklagebehörde im neuen Verfahren gegen Thomas Arthur. Die Hauptzeugin der Anklage war Judy Wicker. Ein Jahr darauf wurde sie nach zehn Jahren Haft begnadigt.

Thomas Arthur kritisierte die Vorbereitungsarbeit seiner Pflichtverteidiger_innen. Der Richter erlaubte ihm deshalb, sich selbst zu verteidigen und die Anwält_innen als Beratung hinzuzuziehen. Thomas Arthur wurde am 5. Dezember 1991 nach einem dreitägigen Verfahren erneut für schuldig befunden. In der Phase des Gerichtsverfahrens, in der am selben Tag über das Strafmaß entschieden wurde, bat Thomas Arthur um das Todesurteil und teilte den Geschworenen mit, er sei in dem Fall zwei Mal zum Tode verurteilt worden und sein Schuldspruch werde im Berufungsverfahren aufgehoben. Nach einer 90-minütigen Beratung sprachen sich die Geschworenen mit elf zu einer Stimme für die Todesstrafe aus. Am 24. Januar 1992 übernahm der Richter diese Empfehlung und befand, dass die erschwerenden Umstände des vorherigen Schuldspruchs wegen Mordes gegen Thomas Arthur schwerer ins Gewicht fielen als die strafmildernden Faktoren.

Es gibt keine Sachbeweise, die Thomas Arthur mit dem Verbrechen in Verbindung bringen. Am Tatort gefundene Haare und Fingerabdrücke stimmen nicht mit seinen überein. Er wurde auf der Grundlage von Indizien und der Aussage von Judy Wicker, die entweder im Verfahren1982 (als sie aussagte, er sei an der Tat nicht beteiligt gewesen) oder im neuen Verfahren gegen ihn 1991 (als sie aussagte, er sei der Schütze gewesen) einen Meineid geleistet hatte. In den vergangenen Jahren hat die Anklagebehörde den Antrag der Verteidigung auf einen weiterentwickelten DNA-Test einer Perücke, die der Täter getragen haben soll, abgelehnt. Zudem hat die Anklagebehörde angegeben, dass die forensischen Beweise der Vergewaltigung zerstört worden seien. Im Gerichtsverfahren von 1991 hatte Judy Wicker angegeben, dass noch zwei weitere Personen an der Tat beteiligt gewesen seien: ihre Schwester und deren Freund. Diese beiden Personen wurden jedoch nicht strafrechtlich verfolgt.