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Venezuela: NGO-Leiter Oscar Murillo vorgeladen
Der Menschenrechtsaktivist Oscar Murillo ist leitendes Mitglied der venezolanischen Nichtregierungsorganisation Provea (Aufnahme vom 30. April 2024).
© JUAN BARRETO/AFP via Getty Images
Seit November 2024 gehen die venezolanischen Behörden verstärkt gegen die Organisation PROVEA vor, eine renommierte NGO, die sich für die Menschenrechte im Land einsetzt. Ein hochrangiges Mitglied der Regierung äußerte vor einigen Wochen in einer Fernsehsendung direkte Drohungen gegen die NGO. Außerdem hat die Kriminalpolizei (CICPC) nun Óscar Murillo, den Leiter von PROVEA, vorgeladen, um ihn zu einer mutmaßlichen Straftat im Rahmen des äußerst umstrittenen "Anti-Hass-Gesetzes" zu vernehmen. Die Behörden müssen unverzüglich alle Repressalien und Drohungen gegen PROVEA, ihre Mitglieder sowie gegen andere NGOs, die sich in Venezuela für Gerechtigkeit einsetzen, einstellen.
Setzt euch für die NGO PROVEA und Óscar Murillo ein!
Hier kannst du deinen Brief ausdrucken, um ihn per Post oder Fax an die Behörden zu senden, oder ihn direkt über dein eigenes E-Mail-Programm verschicken.
Du hast Probleme beim Ausdrucken des Briefes? Dann klicke bitte hier.
Achtung: Bitte prüfe bei der Deutschen Post ob die Briefzustellung in das Zielland ungehindert möglich ist.
Appell an
President
Nicolás Maduro
Palacio de Miraflores
Av. Nt. 10, Caracas 1012
Caracas
VENEZUELA
Sende eine Kopie an
Botschaft der bolivarischen Republik Venezuela
S. E. Herrn Ramon Orlando Maniglia Ferreira
Schillstraße 10
10785 Berlin
Fax: 030 – 83 22 40 20
E-Mail: embavenez.berlin@botschaft-venezuela.de
Amnesty fordert:
- Bitte stellen Sie alle Repressalien und Angriffe gegen PROVEA ein und sorgen Sie dafür, dass Menschenrechtsverteidiger*innen ihre Arbeit gemäß den internationalen Menschenrechtsnormen ausüben können.
Sachlage
Die NGO PROVEA setzt sich seit Jahren unermüdlich für die Offenlegung und Verurteilung der schweren Menschenrechtsverletzungen und möglichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch die Regierung von Nicolás Maduro ein.
PROVEA und ihr Leiter, Óscar Murillo, sind zunehmenden Angriffen und Drohungen ausgesetzt. Berichten zufolge greifen Regierungsmitglieder PROVEA in den Medien an und setzen ihre Mitglieder damit der Gefahr von Verfolgung und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen und möglichen Verbrechen unter dem Völkerrecht aus. Nun wurde Oscar Murillo von der Kriminalpolizei vorgeladen. Es ginge um die "Begehung einer Straftat im Sinne des Gesetzes gegen Hass, für friedliche Koexistenz und Toleranz". Die Vorladung und die Drohungen stehen mutmaßlich im Zusammenhang mit PROVEAs Vorwürfen wegen des ungeklärten Todes des Oppositionellen Edwin Santos.
Menschenrechtsorganisationen und ihre Mitglieder müssen geschützt und ihre Arbeit durch den Staat gewährleistet werden. Die Angst vor Repressalien oder Kriminalisierung gefährdet ihr Recht, ihre eigenen Menschenrechte und die anderer zu verteidigen.
Hintergrundinformation
Kürzlich hat PROVEA den Tod des Oppositionspolitikers Edwin Santos angeprangert. Er war am 25. Oktober 2024 tot aufgefunden worden, nachdem er von vermummten Personen mitgenommen und inhaftiert wurde. Die Kriminalpolizei (CICPC - Cuerpo de Investigaciones Científicas, Penales y Criminalísticas) behauptete in einer öffentlichen Erklärung, sein Tod sei die Folge einen Verkehrsunfalls. Zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen wiesen jedoch darauf hin, dass es sich um eine außergerichtliche Hinrichtung durch den Staat handeln könnte, da sein Aufenthaltsort unbekannt war und seine Familie seine Festnahme und sein Verschwinden gemeldet hatte.
PROVEA prangert seit langem Maßnahmen der Regierung von Nicolás Maduro an. Die jüngsten Ereignisse lassen befürchten, dass Óscar Murillo festgenommen werden könnte. Dies würde der gängigen Praxis der willkürlichen Inhaftierung von Menschenrechtsverteidiger*innen und Dissident*innen entsprechen, die nach den Wahlen vom 28. Juli 2024 einen neuen Höhepunkt erlebte und eine neue Welle an Repressionen einleitete. Damals wurden 2.000 Menschen aus politischen Gründen willkürlich inhaftiert, viele von ihnen unter dem anscheinend unbegründeten Vorwurf des Terrorismus und der Aufstachelung zum Hass, darunter auch
Amnesty International hat wiederholt darauf hingewiesen, dass Menschenrechtsverteidiger*innen in Venezuela ständig der Gefahr von Schikanen, Angriffen und Inhaftierung ausgesetzt sind. Javier Tarazona, ein Menschenrechts-verteidiger, gewaltloser politischer Gefangener und Leiter der lokalen NGO Fundaredes, befindet sich seit Juli wegen der Verteidigung der Menschenrechte in Haft. Amnesty International fordert seine sofortige und bedingungslose Freilassung. Weitere Menschenrechtsverteidiger*innen wie Rocío San Miguel, Carlos Julio Rojas, Edward Ocariz, Henry Gómez und Kennedy Tejeda wurden ebenfalls willkürlich ihrer Freiheit beraubt und wegen ihres Einsatzes für die Menschenrechte unbegründeten Strafverfahren ausgesetzt.
Die Regierung unter Nicolás Maduro fährt eine repressive und auf Schikane, Strafverfolgung und Zensur beruhende Linie gegen Aktivist*innen und zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für den Schutz der Rechte der Venezolaner*innen einsetzen. In Venezuela herrscht derweil eine komplexe humanitäre und menschenrechtliche Krise, die dazu geführt hat, dass so viele Menschen wie nie zuvor das Land verlassen haben, um im Ausland Schutz zu suchen. Bis November 2024 haben mehr als 7,8 Millionen Menschen das Land verlassen.
Die Regierung von Nicolás Maduro verfolgt derzeit mehrere Initiativen, um Menschenrechtsorganisationen und Organisationen der Zivilgesellschaft zu kontrollieren und zum Schweigen zu bringen. Der kürzlich verabschiedete Gesetzentwurf mit dem Titel "Gesetz zur Prüfung, Regulierung, Tätigkeit und Finanzierung von Nichtregierungsorganisationen und verwandten Organisationen", das so genannte "Anti-NGO-Gesetz", sieht strenge Kontrollen vor, zu denen die Aushändigung von Listen von Mitgliedern und Mitarbeiter*innen, deren Vermögenswerten, von Spender*innen sowie die Registrierung von Finanztransaktionen gehören. Die Nichteinhaltung dieser Vorschriften könnte zur Schließung zivilgesellschaftlicher Organisationen und möglicherweise zu ihrer straf-rechtlichen Verfolgung führen. Der Gesetzentwurf wurde vom Kongress genehmigt, muss aber noch in Kraft treten.
Seit 2020 konnte die unabhängige internationale Ermittlungsmission für die Bolivarische Republik Venezuela in drei Berichten zahlreiche seit 2014 begangene Menschenrechtsverletzungen ausführlich dokumentieren, darunter außergerichtliche Hinrichtungen, Verschwindenlassen, willkürliche Inhaftierungen sowie Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafen. Die Berichte kommen zu dem Schluss, dass die Regierung das Rechtssystem als Instrument der Unterdrückung missbraucht habe und dass die dadurch begangenen schweren Menschenrechtsverletzungen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleichkommen könnten.
Seit November 2021 führt die Anklagebehörde des Internationalen Strafgerichtshofs eine strafrechtliche Untersuchung der Situation in Venezuela durch, insbesondere im Hinblick auf "Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie Freiheitsberaubung oder andere schwere Formen des Entzugs der körperlichen Freiheit (...), Folter (...). Vergewaltigung und/oder andere Formen sexualisierter Gewalt von vergleichbarer Schwere (...) und der politisch motivierten Verfolgung von inhaftierten Personen (...) ), die mindestens seit April 2017 von Angehörigen der staatlichen Sicherheitskräfte, zivilen Behörden und regierungsnahen Personen (oder Gruppen, die 'Kollektive' genannt werden) begangen wurden."