USA: Haitianer*innen in Gefahr!

Das Bild zeigt ein Kind an einem Grenzübergang, wie es auf die andere Seite schaut

Grenzübergang zwischen den USA und der mexikanischen Stadt Tijuana im April 2021

Tausende Haitianer*innen sind an die Grenze zwischen den USA und Mexiko gereist, um in den USA Asyl zu beantragen. Die US-Regierung reagiert auf die Schutzsuchenden mit Menschenrechtsverletzungen, einschließlich der Abschiebung Tausender nach Haiti. Durch die Abschiebungen riskieren die Haitianer*innen Gewalt, Obdachlosigkeit und sogar ihr Leben, da in Haiti eine politische, wirtschaftliche und ökologische Krise herrscht. In den vergangenen Monaten hat sich die Situation verschlimmert. Die US-Behörden müssen die Abschiebungen einstellen und das Menschenrecht auf Asyl respektieren.

Appell an

The Honorable Alejandro Mayorkas

Secretary

Department of Homeland Security

301 7th Street, SW


Washington, DC 20528

USA

Sende eine Kopie an

Herrn Woodward Clark Price, Geschäftsträger a.i.

Clayallee 170

14195 Berlin


Fax: 030-83 05 10 50 oder 030-831 49 26

E-Mail: feedback@usembassy.de

Amnesty fordert:

  • Bitte stoppen Sie sofort alle Abschiebungen nach Haiti.
  • Ich fordere Sie außerdem dringend auf, die Abschiebungen gemäß den "Migrant Protection Protocols" (MPP) und der Richtlinie "Title 42" unverzüglich zu beenden. 
  • Ich bitte Sie, die Praxis der willkürlichen und massenhaften Inhaftierung von Flüchtlingen und Migrant*innen zu beenden.

Sachlage

Haitianer*innen, die an der Grenze zwischen den USA und Mexiko Asyl suchen, werden durch die US-Einwanderungsbehörden weiterhin misshandelt. Die aggressiven Abschiebungen, die unter der Richtlinie "Title 42" von der Regierung durchgeführt werden, und die Entscheidung, die sogenannten Migran*innenschutzprotokolle (MPP) wiedereinzuführen und zu erweitern, sind besonders besorgniserregend. Die Richtlinie "Title 42" sieht die unmittelbare Zurückweisung von Personen vor, die irregulär in die USA einzureisen versuchen. Diese Maßnahmen verletzen das Menschenrecht auf Asyl und sind dafür verantwortlich, dass Hunderttausende Haitianer*innen und andere Asylsuchende in ihre Herkunfts- oder Transitländer, und damit häufig in Gefahrenzonen, geschickt werden. Das kann für sie in manchen Fällen sogar den Tod bedeuten. Diese rücksichtslosen Handlungen laufen den Verpflichtungen der Regierung gemäß US-Gesetzen und dem Völkerrecht zuwider. Zudem bricht die Regierung damit ihre Zusagen, diese grausamen, menschenrechtswidrigen und rechtswidrigen Praktiken zu beenden.

Die US-Regierung missbraucht "Title 42" seit einiger Zeit als Instrument, um Menschen an der Grenze im Namen der "öffentlichen Gesundheit" nach Mexiko zurückzuschieben oder in ihre Herkunftsländer abzuschieben, ohne ihnen Zugang zu Asylverfahren zu gewähren. Zwischen März 2020 und November 2021 hat die US-Regierung fast 1.400.000 Menschen abgeschoben.

Wenn die USA ihre eingegangenen Verpflichtungen bezüglich der Menschenrechte und Chancengleichheit für alle Menschen, unabhängig von der ethnischen Herkunft, einhalten möchten, dann darf die Regierung den Zugang zu Asylschutz nicht verwehren. Sie muss zudem davon absehen, Tausende Menschen, die um ihre Sicherheit fürchten, in Länder abzuschieben, in denen starke Instabilität herrscht und ihnen schwere Menschenrechtsverletzungen drohen.

Die Bilder von den Rollfeldern der Flughäfen in Port-au-Prince, sowie von den Misshandlungen, die in Flüchtlingslagern in Del Rio und anderen Orten entlang der südlichen Grenze geschehen, sind eine vernichtende Anklage gegen den Ansatz der US-Regierung im Bezug auf allgemeingültige Menschenrechte und humanitäre Unterstützung.

Das jüngste Vorgehen an der Grenze folgt einer langen Reihe von Übergriffen auf Schwarze Einwander*innen und Asylsuchende in den Vereinigten Staaten. Die Fremdenfeindlichkeit, der Hass und der Rassismus, die der Einwanderungspolitik der USA in vielerlei Hinsicht zugrunde liegen, dürfen nicht ignoriert werden. Die US-Regierung muss ihren Kurs grundlegend revidieren.

Hintergrundinformation

Hintergrund

The Biden administration has shamefully continued dangerous policies of the preceding Trump administration – including Title 42 expulsions, the deceptively named "Migrant Protection Protocols" (MPP or the "Remain in Mexico" policy), and the use of arbitrary, mass immigration detention.

After the Trump administration implemented MPP in 2019, nearly 70,000 asylum-seekers at the US-Mexico border were forced to return to and stay in Mexico during the adjudication of their asylum claims, which can take months or years. They lived in dangerous conditions in northern Mexico, under the threat of violence, homelessness, and kidnapping. The Biden administration terminated MPP but a federal court in August 2021 ordered it to reinstate MPP for reasons of administrative legal procedure. Despite describing MPP as having "endemic flaws, imposed unjustifiable human costs," DHS reinstated and expanded the program in December 2021 to include nationals from Haiti and other Caribbean countries.

Meanwhile, the average number of people held in US immigration detention has ballooned more than 50 percent to over 22,000 people under the Biden administration – despite the President’s previous commitments to end for-profit detention and as outbreaks of Covid-19 rage through detention facilities with the Delta and Omicron variants. As of 19 January 2022, more than 10 percent of people in detention had contracted Covid-19 in US custody – an increase of 680 percent in cases since 3 January 2022.

All of this has been entirely unnecessary and violates US obligations to uphold the right to seek asylum, detain people only as a last resort, and not forcibly return individuals to places where they would be at risk of serious human rights violations. Restoring the rule of law and access to asylum requires upholding due process. Asylum-seekers should be allowed to live freely in the country, not expelled or detained, where they can pursue their asylum claims in communities supported by community-based organizations.

News media in 2021 broadcast footage of US border agents charging into Haitian migrants on horseback – violently dispersing, taunting, and forcing them away from safety. This escalation of violence went hand-in-hand with a rise in removal flights to Haiti, despite the country still reeling from widespread violence, political instability and humanitarian disaster – from the catastrophic 2013 and 2021 earthquakes and the assassination of its president in 2021. Since 19 September 2021, the US has deported over 15,000 Haitians, largely without providing access to the asylum system or protection screenings. Amnesty co-authored "Not safe anywhere" and "Stop US deportations and abuse against Haitians on the move" with Haitian Bridge Alliance and other partners to document the harm facing Haitians in their search for safety in the US and across the Americas.