Saudi-Arabien: Abdullah al-Derazi droht unmittelbar die Hinrichtung

Diese Urgent Action ist beendet.

Am 20. Oktober 2025 haben die saudischen Behörden Abdullah al-Derazi wegen Verbrechen hingerichtet, die er begangen haben soll, als er noch keine 18 Jahre alt war. Abdullah al-Derazi wurde am 20. Februar 2018 in einem grob unfairen Gerichtsverfahren ohne verfahrenstechnische Schutzmaßnahmen zum Tode verurteilt. Das Sonderstrafgericht SCC hatte ihn zuvor wegen seiner Teilnahme an Protesten gegen die Behandlung der schiitischen Minderheit in Saudi-Arabien durch die Regierung wegen terroristischer Straftaten für schuldig befunden.

Porträtfoto von Abdullah al-Derazi, der in die Kamera lächelt.

Abdullah al-Derazi wurde in Saudi-Arabien hingerichtet (undatiertes Foto).

Abdullah al-Derazi droht die Hinrichtung, obwohl er zum Zeitpunkt der ihm zur Last gelegten mutmaßlichen Verbrechen noch keine 18 Jahre alt war. Abdullah gehört der schiitischen Minderheit in Saudi-Arabien an. Er wurde wegen der angeblichen Beteiligung an gewalttätigen Angriffen und dem Besitz illegaler Waffen während der Proteste gegen den Umgang der Regierung mit der schiitischen Bevölkerung in den Jahren 2011 und 2012 zum Tode verurteilt. Sein Verfahren verlief äußerst unfair und stützte sich auf ein durch Folter erpresstes "Geständnis". Im August 2025 richteten die saudischen Behörden bereits Jalal Labbad hin, einen jungen Mann, der ebenfalls wegen Verbrechen, die er als Minderjähriger begangen haben soll, zum Tode verurteilt worden war. Seine Hinrichtung verstärkt die Sorge um Abdullah al-Derazis Leben. Nun kann nur noch der saudische König verhindern, dass das Todesurteil gegen Abdullah al-Derazi vollstreckt wird. Setzt euch jetzt für sein Leben ein!

Appell an

King Salman bin Abdul Aziz Al Saud
Office of His Majesty the King
Royal Court
Riyadh
SAUDI-ARABIEN

Sende eine Kopie an

X: @KingSalman

Botschaft des Königreichs Saudi-Arabien
S. E. H. R. H. Prinz Abdullah Bin Khaled
Bin Sultan Al Saud
Tiergartenstr. 33-34,10785 Berlin
Fax: 030-889 251 76
E-Mail: deemb@mofa.gov.sa

 

Amnesty fordert:

  • Ich fordere Sie höflich auf, das Todesurteil gegen Abdullah al-Derazi nicht zu ratifizieren und die zuständigen Behörden aufzufordern, seine Verurteilung aufzuheben und ein faires Wiederaufnahmeverfahren ohne Rückgriff auf die Todesstrafe anzuordnen.
  • Darüber hinaus dringe ich darauf, sofort eine unparteiische, unabhängige und wirksame Untersuchung der Folter- und Misshandlungsvorwürfe des Angeklagten einzuleiten. Die Vorwürfe, darunter schwere Prügel, sind in Gerichtsdokumenten festgehalten und wurden von Amnesty International eingesehen.
  • Bitte erlassen Sie ein Hinrichtungsmoratorium als ersten Schritt hin zur vollständigen Abschaffung der Todesstrafe in Saudi-Arabien.

Sachlage

Die Verhängung der Todesstrafe für Verbrechen, die als Minderjährige begangen werden, ist nach internationalen Menschenrechtsstandards und dem Völkergewohnheitsrecht strikt verboten. Nach der Hinrichtung von Jalal Labbad am 21. August 2025 fürchtet Amnesty International verstärkt um das Leben von Abdullah al-Derazi. Auch Abdullah al-Derazi war zum Zeitpunkt der ihm zur Last gelegten vermeintlichen Verbrechen minderjährig. Das Todesurteil gegen Abdullah al-Derazi sollte unverzüglich aufgehoben werden. 

Im Oktober 2023 erhielt Amnesty International glaubwürdige Informationen, dass der Oberste Gerichtshof Saudi-Arabiens die Todesurteile gegen Abdullah al-Derazi und Jalal Labbad im Geheimen bestätigt hatte. Das Sonderstrafgericht SCC hatte sie zuvor wegen ihrer Teilnahme an Protesten gegen die Behandlung der schiitischen Minderheit in Saudi-Arabien durch die Regierung wegen terroristischer Straftaten für schuldig befunden. Abdullah al-Derazi hat nun alle Rechtsmittel ausgeschöpft. Nur noch der König kann die Hinrichtung verhindern.

Todesurteile werden in Saudi-Arabien sehr häufig gegen Angehörige des schiitischen Islam verhängt. Abdullah al-Derazi wurde in einem grob unfairen Gerichtsverfahren ohne verfahrenstechnische Schutzmaßnahmen schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Er hatte während seiner Untersuchungshaft keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand und gab vor Gericht an, dass er gefoltert wurde, um von ihm "ein Geständnis zu erzwingen". Doch das Gericht ging seinen Folter- und Misshandlungsvorwürfen nicht nach. Mit der Verurteilung der beiden Männer zum Tode haben die saudischen Behörden ihr eigenes Versprechen gebrochen, die Todesstrafe für Straftaten, die von Personen unter achtzehn Jahren begangen wurden, nicht mehr anzuwenden.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Am 16. Oktober 2023 äußerte sich der UN-Sonderberichterstatter für summarische, außergerichtliche oder willkürliche Hinrichtungen besorgt über die drohende Hinrichtung von Abdullah Al-Derazi. Der junge Mann könnte hingerichtet werden, sobald der saudische König sein Todesurteil bestätigt. 

Im November 2024 kam die UN-Arbeitsgruppe gegen willkürliche Inhaftierungen zu dem Schluss, dass die Inhaftierung von Abdullah al-Derazi sowie vier weiteren jungen Männern, Yusuf al-Manasif, Jawad Qureiris, Hassan al-Faraj und dem am 21. August 2025 hingerichteten Jalal Labbad, willkürlich war. Die Arbeitsgruppe vertrat die Auffassung, dass die angemessene Abhilfemaßnahme darin bestünde, die fünf Personen unverzüglich freizulassen und ihnen ein einklagbares Recht auf Entschädigung und sonstige Wiedergutmachung in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht zu gewähren. Alle fünf Männer gehören der schiitischen Minderheit an und waren zum Zeitpunkt der angeblichen Straftaten jünger als 18 Jahre.

Im Jahr 2025 informierten vertrauenswürdige Quellen Amnesty International darüber, dass Yusuf al-Manasif, Jawad Qureiris und Hassan al-Faraj erneut angeklagt und wieder zum Tode verurteilt wurden und ihre Fälle nun vor dem Obersten Gerichtshof anhängig sind. 

Jalal Labbad wurde am 21. August 2025 von den saudischen Behörden hingerichtet. Wie er wurde auch Abdullah al-Derazi festgenommen und wegen Verbrechen zum Tode verurteilt, die er als Jugendlicher vermeintlich begangen hatte, nachdem er an Protesten gegen die Behandlung der schiitischen Minderheit durch die Regierung teilgenommen hatte. Beide Männer wurden nach grob unfairen Verfahren zum Tode verurteilt. Die Urteile gegen die beiden jungen Männer bestätigte der Oberste Gerichtshof Saudi-Arabiens etwa zur gleichen Zeit, ohne ihre Familien oder Rechtsbeistände zu informieren.

Die saudische Menschenrechtskommission teilte Amnesty International in einem Schreiben vom Mai 2023 mit, dass "die Verhängung der Todesstrafe gegen Jugendliche für Ta'zir-Verbrechen vollständig abgeschafft worden ist". Bei den Ta'zir-Verbrechen, für die beide jungen Männer zum Tode verurteilt wurden, handelt es sich um Verbrechen, für die nach islamischem Recht die Todesstrafe nicht verpflichtend ist. Zudem hat Saudi-Arabien die Konvention über die Rechte des Kindes ratifiziert, die die Anwendung der Todesstrafe gegen Personen, die zum Zeitpunkt des ihnen vorgeworfenen Verbrechens unter 18 Jahre alt waren, untersagt.

Abdullah al-Darazi war zurzeit seines mutmaßlichen Verbrechens 17 Jahre alt. Er wurde am 27. August 2014 festgenommen und am 20. Februar 2018 vom Sonderstrafgericht (SCC) zum Tode verurteilt, weil er sich an "Unruhen in al-Qatif und dem Rufen von Parolen gegen den Staat und dem Verursachen von Chaos" beteiligt hatte, "an einem terroristischen Netzwerk ... beteiligt war, das darauf abzielt, die innere Sicherheit zu stören", und "Sicherheitsbeamte mit Molotowcocktails angegriffen hat". Er berichtete vor Gericht, dass er drei Jahre lang in Untersuchungshaft gehalten worden war und während dieser Zeit keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand hatte. Aus den von Amnesty International eingesehenen Gerichtsunterlagen geht hervor, dass Abdullah al-Darazi vor Gericht Folgendes vorbrachte: "Ich verlange ein unabhängiges medizinisches Gutachten, um die Folter nachzuweisen, der ich ausgesetzt war ... Die Aufzeichnungen der Klinik der Ermittlungseinheit in Dammam beweisen, dass ich aufgrund von Schlägen auf die Ohren während meines Verhörs immer noch in Behandlung bin". Das Gericht führte keine Untersuchung der Foltervorwürfe durch. Stattdessen bestätigte ein Berufungsgericht am 8. August 2022 das Todesurteil. 

Saudi-Arabien hat eine der höchsten Hinrichtungsraten weltweit. Im Jahr 2024 wurden in Saudi-Arabien 345 Menschen hingerichtet. Das ist die höchste Zahl von Hinrichtungen in einem Jahr, die Amnesty International jemals für dieses Land verzeichnet hat.

Die von Amnesty International durchgeführte Analyse der Anwendung der Todesstrafe in Saudi-Arabien in den letzten zehn Jahren zeigt, dass die Todesstrafe in alarmierendem Maße für "terroristische" Straftaten gegen die schiitische Minderheit in Saudi-Arabien verhängt wird. Während die Schiit*innen schätzungsweise 10-12 % der Gesamtbevölkerung ausmachen, entfielen auf sie zwischen Januar 2014 und Juni 2025 rund 42 % (120 von 286) aller Hinrichtungen im Zusammenhang mit "Terrorismus".

Amnesty International lehnt die Todesstrafe grundsätzlich und ohne Ausnahme ab, ungeachtet der Art und Umstände des Verbrechens, der Schuld oder Unschuld der Person oder der Hinrichtungsmethode.