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Russland: Artyom Kamardin benötigt ärztlichen Beistand

Die Dichter und Aktivisten Artyom Kamardin (vorne) und Yegor Shtovba vor Gericht in der russischen Hauptstadt Moskau (undatiertes Foto)
© SOTA
Der Lyriker Artyom Kamardin verbüßt aktuell eine siebenjährige Haftstrafe wegen der öffentlichen Lesung eines kriegskritischen Gedichts. Seine bereits vor der Inhaftierung bestehenden gesundheitlichen Probleme, darunter starke Rückenschmerzen und große Ängste, haben sich in der Haft verschlimmert. Er benötigt dringend medizinische Hilfe, die ihm aber von den Gefängnisbehörden verweigert wird. Die Behörden müssen Artyom Kamardin unverzüglich und bedingungslos freilassen, da er ausschließlich wegen der Ausübung seines Rechts auf freie Meinungsäußerung strafrechtlich verfolgt wurde.
Setzt euch für Artyom Kamardin ein!
Hier kannst du deinen Brief ausdrucken, um ihn per Post oder Fax an die Behörden zu senden, oder ihn direkt über dein eigenes E-Mail-Programm verschicken.
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Achtung: Bitte prüfe bei der Deutschen Post ob die Briefzustellung in das Zielland ungehindert möglich ist.
Appell an
Shek Aleksander Vasilievich
Head of the Penal Colony IK-4 for Vladimir region
Vyazniki, Vladimir region
Zheleznodorozhnaya ul., 37
601443
RUSSISCHE FÖDERATION
Sende eine Kopie an
Botschaft der Fussischen Föderation
S. E. Herrn Sergej J. Netschajew
Unter den Linden 63-65
10117 Berlin
Fax: 030-2299 397
E-Mail: info@russische-botschaft.de
Amnesty fordert:
- Artyom Kamardin hätte nie inhaftiert werden dürfen. Tun Sie bitte alles in Ihrer Macht Stehende, um seine unverzügliche Freilassung zu gewährleisten.
- Sorgen Sie in der Zwischenzeit dafür, dass er eine angemessene medizinische Versorgung erhält. Dazu gehört auch die Verlegung in ein externes Krankenhaus, falls die erforderliche Behandlung im Gefängnis nicht möglich ist.
Sachlage
Es besteht große Sorge um die Gesundheit des Lyrikers Artyom Kamardin, der wegen konstruierter Anklagen im Zusammenhang mit der öffentlichen Lesung eines seiner Gedichte zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde.
Nach öffentlich zugänglichen Informationen leidet Artyom Kamardin unter starken Rückenschmerzen und Angstgefühlen, die bei ihm zu Verwirrung und Schwierigkeiten beim Sprechen führen. Bei ihm wurden offiziell mehrere Gesundheitsstörungen diagnostiziert, darunter eine "Osteochondrose der Bandscheibe", ein "posteriorer medianer Bandscheibenvorfall" sowie ein "Asperger- und ein depressives Syndrom" Außerdem wurde er Berichten zufolge während seiner Festnahme gefoltert, wodurch sich sein Zustand weiter verschlimmert hat. Trotz der gesundheitlichen Verschlechterungen hat er in der Haft keine angemessene medizinische Versorgung erhalten. Die Behörden müssen sicherstellen, dass Gefangene angemessen medizinisch versorgt werden. Dazu gehört auch die Verlegung in ein externes Krankenhaus, falls die erforderliche Behandlung im Gefängnis nicht möglich ist.
Hintergrundinformation
Am 22. September 2022 nahm der Lyriker und Aktivist Artyom Kamardin an einer öffentlichen Lyriklesung auf dem Moskauer Triumfalnaya-Platz teil. Diese sogenannten "Majakowski-Lesungen" wurden in der Nähe des Denkmals des Dichters Wladimir Majakowski abgehalten und knüpften an die Tradition sowjetischer Dissident*innen an. Die Lesungen im September 2022 fanden aus Protest gegen die am Vortag ausgerufene Mobilmachung statt, mit der Soldat*innen für die russische Armee im Angriffskrieg gegen die Ukraine rekrutiert werden sollten.
Am 26. September 2022 verschafften sich bewaffnete Sicherheitskräfte Zutritt zu der Wohnung von Artyom Kamardin und seiner Lebensgefährtin Aleksandra Popova. Der Rechtsbeistand von Artyom Kamardin durfte bei der Durchsuchung nicht anwesend sein. Nach Informationen von Aleksandra Popova wurde Artyom Kamardin von den Ordnungskräften gefoltert. Sie unterzogen ihn sexualisierter Gewalt, filmten dies und zwangen sie, sich die Aufnahmen anzusehen. Daraufhin wurde Artyom Kamardin gezwungen, sich hinzuknien und sich vor laufender Kamera für das Aufsagen eines kriegskritischen Gedichts zu "entschuldigen".
Aleksandra Popova wurde ebenfalls von den Polizist*innen gefoltert. Diese klebten ihr Aufkleber ins Gesicht, die sie mit Sekundenkleber befestigten, rissen ihr Haare aus und schlugen sie, was nach Angaben von Aleksandra Popova zu einer Gehirnerschütterung und einer Kopfverletzung führte. Außerdem wurde sie beschimpft und mit Gruppenvergewaltigung bedroht.
Bei Artyom Kamardin stellte man laut seinem Rechtsbeistand eine Gehirnerschütterung sowie mehrere Prellungen und andere Verletzungen fest. Die Behörden weigerten sich, ihn ins Krankenhaus zu bringen.
Gegen Artyom Kamardin und zwei weitere Männer, Yegor Shtovba und Nilkolay Daineko, die ebenfalls bei den Majakowski-Lesungen anwesend waren, wurde ein Strafverfahren eingeleitet. Sie wurden wegen "Aufstachelung zu Hass und Feindschaft" (Paragraf 282, Absatz 2 des russischen Strafgesetzbuchs) und wegen des "öffentlichen Aufrufs zu Handlungen, die sich gegen die Staatssicherheit richten" (Paragraf 280.4, Absatz 3 des Strafgesetzbuchs) angeklagt. Nikolay Daineko bekannte sich schuldig und wurde im Mai 2023 zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt. Am 28. Dezember 2023 verurteilte das Bezirksgericht Tverskoy in Moskau Artyom Kamardin zu sieben Jahren Gefängnis. Yegor Shtovba wurde zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Vor seiner Festnahme und Verurteilung wurden bei Artyom Kamardan eine "Osteochondrose der Bandscheibe" und ein "posteriorer medianer Bandscheibenvorfall" sowie ein "Asperger-/depressives Syndrom" diagnostiziert. Diese haben sich in der Haft verschlimmert. Seit April 2024 leidet er unter schweren Rückenschmerzen. Darüber hinaus berichtete er über eine beträchtliche Verschlechterung seines Gesundheitszustands, die sich unter anderem durch Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und einen Tinnitus äußert. Auch seine psychische Verfassung ist beeinträchtigt, und er leidet unter Schlafstörungen und anderen Problemen.
Während seiner Zeit in der Untersuchungshaft versuchte die Familie von Artyom Kamardin vergeblich, ihm eine medizinische Untersuchung zu verschaffen. Am 21. Oktober 2024 wurde er schließlich auf die Krankenstation eines anderen Untersuchungsgefängnisses gebracht. Da es an der nötigen Ausstattung fehlte, wurde jedoch keine angemessene medizinische Untersuchung durchgeführt. Seiner Familie zufolge erhielt er keine angemessene Behandlung, und sein Zustand hat sich nicht verbessert. Sein Gesundheitszustand hat sich nach seiner Verlegung in eine Strafkolonie weiter verschlechtert.