Aktivist eingeschüchtert

default_picture

Der Menschenrechtler Maurice Fangnon wurde am 19. Juli von der nigerianischen Kriminalpolizei festgenommen und unter dem Vorwurf festgehalten, der Polizei falsche Informationen darüber vorgelegt zu haben, dass ein Mitglied einer mächtigen königlichen Familie für Brandstiftung, Mord und Zwangsräumungen in Otodo Gbame, einer Küstengemeinde im Bundesstaat Lagos, verantwortlich sei. Er wurde nach vier Tagen freigelassen, muss sich aber am 2. August auf der Polizeiwache in Abuja melden. Amnesty International betrachtet dies als einen Versuch, ihn einzuschüchtern.

Keine Einschüchterungsversuche gegen Menschenrechtler_innen!

Appell an

Mr. Akinwunmi Ambode

Governor’s Office

State Government Secretariat

Alausa

Ikeja, Lagos State

NIGERIA

Sende eine Kopie an

Leiterin der Nationalen Menschenrechtskommission

Mrs. Oti Ovrawah

National Secretariat

No 19 Aguiyi Ironsi Street Maitama

P.M.B. 444

Garki Abuja

NIGERIA

Botschaft der Bundesrepublik Nigeria

Frau Mobolaji Sakirat Ogundero

Gesandte (Geschäftsträgerin a.i.)

Neue Jakobstraße 4

10179 Berlin


Fax: 030-2123 0164

E-Mail: info@nigeriaembassygermany.org

Amnesty fordert:

  • Führen Sie bitte umgehend eine Untersuchung der Einschüchterungsversuche gegen Maurice Fangnon durch, wozu auch eine Festnahme zählt.
  • Leiten Sie in Bezug auf die Vorfälle in der Gemeinde Otodo Gbame bitte eine unabhängige und unparteiische Untersuchung der Vorwürfe über Brandstiftung, Mord, Körperverletzung, Zwangsräumung und vorsätzliche Zerstörung von Eigentum ein.

Sachlage

Maurice Fangnon wurde am 19. Juli von Angehörigen der Kriminalpolizei in Lagos festgenommen und nach Abuja gebracht, wo er inhaftiert wurde. Am 24. Juli wurde der Menschenrechtsverteidiger gegen Kaution freigelassen unter der Auflage, sich am 2. August bei der Kriminalpolizei in Abuja zu melden.

Maurice Fangnon stellte zwischen September 2014 und Dezember 2016 drei Anträge bei der Polizei, in denen er um eine Untersuchung der Vorwürfe bat, dass ein Mitglied einer mächtigen königlichen Familie für Brandstiftung, Mord und Zwangsräumungen in Otodo Gbame, einer Küstengemeinde im Bundesstaat Lagos, verantwortlich sei. Laut Angaben seines Rechtsbeistands nahm die Polizei Maurice Fangnon fest, weil sie seinen Anschuldigungen nachgegangen war und sie für haltlos befunden hatte. Der Rechtsbeistand gibt an, dass die Polizei keine stichhaltigen Beweise gegen seinen Mandanten vorweisen könne und Maurice Fangnon nur deshalb festgenommen habe, um ihn zum Schweigen zu bringen.

Zwischen November 2016 und April 2017 wurden die Bewohner_innen der Küstengemeinde Otodo Gbame von bewaffneten Personen angegriffen. Die Bewohner_innen sind der Ansicht, dass die Angreifer_innen von einem Mitglied einer königlichen Familie geschickt wurden. Diese Person war offenbar bei einigen der Angriffe anwesend. Die Bewohner_innen von Otodo Gbame sind zudem bereits dreimal von den Behörden und der Polizei des Bundesstaats Lagos rechtswidrig vertrieben worden. Insgesamt wurden etwa 30.000 Menschen Opfer von rechtswidrigen Zwangsräumungen, mindestens fünf Personen wurden getötet, und wenigstens 15 weitere Menschen wurden durch Macheten und Schusswaffen verletzt. Zuletzt wurden bei einer rechtswidrigen Zwangsräumung am 9. April alle Unterkünfte in Otodo Gbame entweder niedergebrannt oder von behördlichen Bulldozern abgerissen.

Maurice Fangnon ist Generalsekretär der Menschenrechtsorganisation Centre for the Defence of Human Rights and Democracy in Africa (CDHRDA) in Lagos. Der Menschenrechtsverteidiger wird wegen seiner Menschenrechtsarbeit schikaniert und hat in der Vergangenheit mehrmals Morddrohungen in E-Mails und anonymen Anrufen erhalten. Er hat die Drohungen wiederholt beim stellvertretenden Polizeichef im Bundesstaat Lagos angezeigt. Amnesty International befürchtet, dass die Drangsalierung und Einschüchterung von Maurice Fangnon auf seine Menschenrechtsarbeit zurückgehen und ein Versuch sind, ihn zum Schweigen zu bringen. Sollte die Schikane durch die Polizei anhalten, so könnte dies bedeuten, dass Maurice Fangnon noch weiteren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt ist.

Hintergrundinformation

Hintergrund

(auf Englisch)

In November 2016, Maurice Fangnon, Justice and Empowerment Initiatives (JEI, a human rights organisation working closely with Otodo-Gbame) and residents of the community wrote separate petitions to the Inspector General of Police (IGP) requesting investigations into the forced eviction of the Otodo-Gbame community by fire, by criminal gangs allegedly from the neighbouring community and the police, which led to the loss of lives and property. They also requested investigation into two murders, and series of violent attacks on residents of Otodo-Gbame since 2014. The petitions were directed to the IGP because of concerns that the Lagos State Police divisions lacked impartially to investigate the matter, and because earlier petitions and complaints at the state level had resulted in the arrest and long detention of Otodo-Gbame community members, while their alleged attackers were not arrested. Also, due to a fear of further attacks, the petitions requested for police protection for the community during the period of the investigation.

The IGP directed these to Federal Special Anti-Robbery Squad (Federal SARS) for investigations. The Federal SARS commenced its investigations in Lagos on 28 December 2016, and arrested two suspects, but released them shortly after taking their statements. Maurice Fangnon and a representative from JEI protested their release but they were told by the SARS team that the men were released on bail and that all parties to the case were invited to the Police Force headquarters in Abuja to continue with the investigations. The meeting was scheduled for 7 December 2016 at the Federal SARS headquarters in Abuja. After this meeting, Maurice Fangnon and six other residents who were in attendance were arrested, but later released by a Deputy Inspector General of Police (DIG), following the intervention of an attorney from JEI.

The Otodo-Gbame community members claim ownership of the land they occupied, and told Amnesty International that they had occupied this land for at least ten decades. Amnesty International interviewed people above 70 years old, who said they were born and raised on that land. All the residents have been forcibly evicted and the land appears to have been taken over by the royal family. A construction sign post seen on the land in June 2017 indicates that the royal family is now in control of the land. Maurice Fagnon, JEI, community residents and Amnesty International have continued to call on state authorities and the police to investigate the attacks and forced eviction of residents of the Otodo-Gbame community and bring those responsible to justice.

Nigeria’s criminal justice system is compromised by the potential for people with money and power to influence the police, other security forces, and government agencies. As a consequence of this, the lives of human rights defenders, such as Maurice Fangnon, are at risk.