Indigene "verschwunden"

Mexiko: Gewalt gegen Indigene stoppen!
© Amnesty International
Am 12. Februar verschwanden die Menschenrechtler_innen Obtilia Eugenio Manuel und Hilario Cornelio Castro, als sie im mexikanischen Bundesstaat Guerrero unterwegs waren. Beide sind Mitglieder einer Organisation der indigenen Mepha'a. Über ihr Schicksal und ihren Verbleib ist nichts bekannt. Die mexikanischen Behörden müssen sie umgehend suchen und die Verantwortlichen für ihr Verschwinden vor Gericht stellen.
Appell an
Olga Sánchez Cordero
Calle Abraham González No. 48
Col. Juárez, Delegación Cuauhtémoc
Ciudad de México, C.P. 06600
MEXIKO
Sende eine Kopie an
Botschaft der Vereinigten Mexikanischen Staaten
S.E. Herrn Rogelio Granguillhome Morfin
Klingelhöferstraße 3
10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mexale@sre.gob.mx
Amnesty fordert:
- Ich möchte Sie dringend bitten, umgehend nach den Menschenrechtsverteidiger_innen Obtilia Eugenio Manuel und Hilario Cornelio Castro zu suchen, ihr Schicksal und ihren Aufenthaltsort festzustellen und die Verantwortlichen für ihr Verschwinden in fairen Verfahren vor Gericht zu stellen.
Sachlage
Die beiden Menschenrechtsverteidiger_innen Obtilia Eugenio Manuel und Hilario Cornelio Castro, beide Mitglieder der Organisation der indigenen Mepha'a (Organización del Pueblo Indígena Mepha'a – OPIM), sind verschwunden. Sie wurden zum letzten Mal gesehen, als sie am 12. Februar durch den Bundesstaat Guerrero reisten. Obtilia Eugenio Manuel und andere OPIM-Mitglieder werden bereits seit 2009 immer wieder wegen ihrer Menschenrechtsarbeit eingeschüchtert, mit dem Tod bedroht und angegriffen.
Obtilia Eugenio Manuel ist eine der Gründer_innen und Sprecher_innen von OPIM und eine anerkannte Menschenrechtsverteidigerin. Kürzlich wurde sie in den Stadtrat von Ayutla de los Libres in Guerrero gewählt. Infolge der massiven Drohungen, die sie seit vielen Jahren erhält, ordnete der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte 2009 provisorische Schutzmaßnahmen für sie an, die bis heute andauern. Doch der Schutz der mexikanischen Regierung war offensichtlich unzureichend, obwohl sie ihre Kolleg_innen in den Wochen vor ihrem Verschwinden darüber informiert hatte, dass sie erneut Drohungen erhielt.
Hintergrundinformation
Menschenrechtsverteidiger_innen und Aktivist_innen sind in Mexiko ständigen Drohungen, Einschüchterungen und Schikanen ausgesetzt. 2012 wurde von der mexikanischen Regierung eine Behörde zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen und Journalist_innen eingerichtet, die die Betroffenen jedoch nicht wirksam schützt.
Die Organisation OPIM setzt sich für die Menschenrechte der indigenen Mepha'a ein. So war OPIM an beispielhaften Gerichtsverfahren wie dem von Inés Fernández Ortega beteiligt, die 2002 in Guerrero von Angehörigen des Militärs gefoltert wurde. Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte fällte 2010 sein Urteil in diesem Verfahren und verurteilte darin den Staat Mexiko.
Mitglieder von OPIM werden seit 2009 tätlich angegriffen und eingeschüchtert. Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte ordnete wirksame Schutzmaßnahmen des mexikanischen Staates für Obtilia Eugenio Manuel, ihre Familienangehörigen und weitere Mitglieder von OPIM sowie die Untersuchung der Angriffe von 2009 an.
Obtilia Eugenio Manuel forderte vor rund zehn Jahren öffentlich ein Ende der Schikanen und Einschüchterungen gegen OPIM-Mitglieder. Dabei trieb sie insbesondere die Bemühungen um die umgehende und bedingungslose Freilassung des gewaltlosen politischen Gefangenen Raúl Hernández voran, den Amnesty International 2008 zum gewaltlosen politischen Gefangenen erklärte. Raúl Hernández verbrachte aufgrund haltloser Vorwürfe mehr als zwei Jahre im Gefängnis. Am 30. August 2010 wurde er endlich freigelassen. Vier weitere Aktivist_innen wurden mit ihm zusammen inhaftiert und kamen nach elf Monaten frei.
Zu den bedrohten OPIM-Mitgliedern siehe auch: https://www.amnesty.de/urgent-action/ua-063-2010/menschenrechtlerin-gef…, https://www.amnesty.de/suche?keys=Ra%C3%BAl+Hern%C3%A1ndez und die englischsprachige Urgent Action: https://www.amnesty.org/en/documents/amr41/059/2008/en/.