Aktuell El Salvador 05. Juni 2013

El Salvador: Beatriz außer Lebensgefahr

Weltweit setzten sich tausende AktivistInnen für Beatriz ein - wie z.B. in London vor der Botschaft von El Salvador

Weltweit setzten sich tausende AktivistInnen für Beatriz ein - wie z.B. in London vor der Botschaft von El Salvador

4. Juni 2013 - Keiner Frau darf ein lebensnotwendiger medizinischer Eingriff verweigert werden, auch wenn es sich um einen Schwangerschaftsabbruch handelt. Dies ist die Ansicht von Amnesty International angesichts des Falls der schwangeren Beatriz in El Salvador. Die dortigen Behörden griffen erst nach wochenlangem Zögern ein, um das Leben der schwerkranken Frau zu retten.

Beatriz ist nun endlich außer Lebensgefahr, nachdem die salvadorianische Regierung am Montag die Vornahme eines Kaiserschnitts gestattete. Beatriz war aufgrund gesundheitlicher Beschwerden in großer Gefahr, während der Schwangerschaft an Komplikationen zu sterben. Untersuchungen hatten ergeben, dass der Fötus nicht lebensfähig war.

In den vergangenen Monaten hatten sich AktivistInnen auf der ganzen Welt für Beatriz eingesetzt. Die junge Frau musste wochenlang leiden, während in den Gerichten und auf Regierungsebene darüber debattiert wurde, ob ihr die notwendige medizinische Behandlung gewährt werden solle.

"Wir wünschen Beatriz nach diesem qualvollen und unnötig langwierigen Erlebnis eine schnelle und vollständige Genesung", so Esther Major, Expertin für Zentralamerika bei Amnesty International.

"Amnesty International ist der Ansicht, dass Frauen und Mädchen niemals Opfer einer solchen Diskriminierung und Folter werden dürfen, wie Beatriz sie erleiden musste, als sie um ihr Leben kämpfte und ihr der lebenswichtige und aus gesundheitlichen Gründen notwendige Schwangerschaftsabbruch so lange Zeit vorenthalten wurde."
Frauen in El Salvador und anderswo müssen bei Bedarf Zugang zu lebensrettender medizinischer Versorgung haben.

Esther Major sagte weiter: "Die salvadorianische Regierung muss unverzüglich handeln und das absolute Abtreibungsverbot abschaffen, um die Gesetzgebung von El Salvador den internationalen Menschenrechtsstandards anzupassen. Ärzte dürfen nicht per Gesetz von einer Behandlung abgehalten werden, und Frauen und Mädchen sollten nicht durch gesetzliche Regelungen davon abgehalten werden, sich einer wichtigen und – wie in diesem Fall – lebensrettenden und medizinisch indizierten Behandlung zu unterziehen."

Zudem führte sie aus: "Es hätte niemals zu dieser haarsträubenden Situation kommen dürfen. Die salvadorianische Regierung hat auf unvorstellbar grausame Weise das Leben und die Gesundheit von Beatriz aufs Spiel gesetzt. Über zwei Monate lang musste sie qualvoll und schwerkrank auf eine Entscheidung warten, immer mit der Angst, den nächsten Tag ihrer Schwangerschaft nicht zu überleben. Es ist nur schwer zu begreifen, dass sie selbst die Initiative ergreifen und um die Rettung ihres Lebens und ihrer Gesundheit bitten musste. Wir bewundern Beatriz’ Mut angesichts dieser grausamen Behandlung."

Beatriz war nicht alleine. Neben der Bürgervereinigung zur Dekriminalisierung von Abtreibung in bestimmten Fällen (Agrupación Ciudadana), die sich unermüdlich für sie einsetzte, forderten hunderttausende Menschen auf der ganzen Welt die Wahrung von Beatriz’ Menschenrechten – viele von ihnen mittels der weltweiten Appelle von Amnesty International.

Hintergrundinformationen

Derzeit befindet sich Beatriz zur Genesung im Krankenhaus. Die 22-Jährige hat bereits einen einjährigen Sohn und diese damalige Schwangerschaft war mit erheblichen Komplikationen verbunden gewesen. Sie leidet an einigen schweren Erkrankungen, so z. B. an der Autoimmunkrankheit Lupus erythematodes und einem Nierenleiden. Die Schwangerschaft stellte daher ein erhebliches Risiko für ihre Gesundheit und ihr Leben dar. Untersuchungen hatten ergeben, dass der Fötus an Anenzephalus litt und nicht lebensfähig war. Obwohl die Ärzte der Ansicht waren, dass Beatriz bei einer Fortführung der Schwangerschaft sterben könnte, konnten sie sie aus Furcht vor einer strafrechtlicher Verfolgung nach den strikten salvadorianischen Abtreibungsgesetzen nicht behandeln.
Wie von den Ärzten prognostoziert, fehlten dem Fötus große Teile des Gehirns und des Schädels und er überlebte nur wenige Stunden.

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