LGBTI-AktivistInnen in Gefahr

Regenbogenfahne

Regenbogenfahne

AktivistInnen der Gruppe Kouraj, die sich für die Rechte von haitianischenLesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen (LGBTI) einsetzt, haben Drohungen, die in Verbindung mit ihrer Arbeit stehen, erhalten. Die Drohungen scheinen sich auf eine Demonstration gegen "Homosexuelle in Haiti", die für den 19. Juli geplant ist, zu beziehen.

Appell an

POLIZEIDIREKTOR
Godson Orélus
Directeur Général de la PNH
Police Nationale d’Haiti
Port-au-Prince
HAITI
(Anrede: Monsieur le directeur / Dear Director / Sehr geehrter Herr Polizeidirektor)
E-Mail: godore68@hotmail.com

MINISTERIUM FÜR JUSTIZ UND ÖFFENTLICHE SICHERHEIT
Jean Renal Sanon
Ministre de la Justice et de la Sécurité
18 avenue Charles Summer
Port-au-Prince
HAITI
(Anrede: Monsieur le Ministre/ Dear Minister/ Sehr geehrter Herr Minister)
E-Mail: secretariat.mjsp@yahoo.com

Sende eine Kopie an

ALS SOLIDARITÄTSBEKUNDUNG AN KOURAJ
E-Mail: info@kouraj.org

BOTSCHAFT DER REPUBLIK HAITI
Herrn Pierre M. Kerby Lacarriere
Geschäftsträger a.i., Gesandter-Botschaftsrat
Uhlandstraße 14
10623 Berlin

Fax: 030-8862 4279
E-Mail: amb.allemagne@diplomatie.ht

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch, Französisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 30. August 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Führen Sie bitte eine unabhängige, umfassende und unparteiische Untersuchung der Drohungen gegen Charlot Jeudy und AktivistInnen von Kouraj durch. Sorgen Sie bitte dafür, dass die Ergebnisse veröffentlicht und die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

  • Ich fordere Sie hiermit höflich auf, Charlot Jeudy sowie die weiteren Kouraj-AktivistInnen umgehend angemessen zu schützen und dabei ihre Anliegen zu berücksichtigen.

  • Ich möchte Sie daran erinnern, dass MenschenrechtsverteidigerInnen das Recht haben, ihrer Arbeit ohne ungerechtfertigte Einschränkungen oder Furcht vor Vergeltungsmaßnahmen nachzugehen, wie in der UN-Erklärung zum Schutz von MenschenrechtsverteidigerInnen festgelegt.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling for an independent, thorough and impartial investigation into the threat made against Charlot Jeudy and other activists of Kouraj, with the results made public and those responsible brought to justice.

  • Urging the authorities to take immediate steps to fully provide appropriate protection to Charlot Jeudy and other activists of Kouraj in accordance with their wishes.

  • Reminding them that human rights defenders have a right to carry out their activities without any unfair restrictions or fear of reprisals, as set out in the UN Declaration on Human Rights Defenders.

Sachlage

Die haitianische Koalition religiöser und moralischer Organisationen (Coalition haïtienne des organisations religieuses et morales) rief öffentlich zu einer Demonstration gegen Homosexualität und die drohende Ausweitung der Rechte von LGBTI-Menschen in dem Land auf. Seitdem der Aufruf zu der Demonstration am 26. Juni verbreitet wurde, hat die haitianische Organisation Kouraj Drohungen erhalten. Die Organisation setzt sich dafür ein, das Bewusstsein für die LGBTI-Rechte zu schärfen und eine öffentliche Debatte über die Stigmatisierung von Homosexuellen auf Haiti auszulösen. Sie hat Flugblätter in ihren Räumlichkeiten in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince erhalten, die Warnungen und Aufforderungen an die Organisation enthielten, ihre Aktivitäten zu beenden. Auf den Flugblättern hieß es beispielsweise "wir brauchen keine Gruppen wie Kouraj auf Haiti" ("pas besoin de groupes comme Kouraj en Haïti").

Einige der Drohungen richten sich gegen Charlot Jeudy, den Vorsitzenden von Kouraj. Eine der Aussagen der Flugblätter, die in den Räumlichkeiten der Organisation hinterlassen wurden, war "Wenn Charlot nicht den Mund hält, werden wir dafür sorgen, dass er still bleibt" (si Charlot ne ferme pas sa gueule, on va lui fermer" [sic]). Er erhielt auch anonyme Anrufe, in denen Homosexuelle beschuldigt werden, der Grund für die Probleme des Landes zu sein sowie für das Erdbeben im Jahre 2010, bei dem 200.000 Menschen zu Tode kamen. Außerdem erhielt er Drohungen auf seiner Facebook-Seite.

Aus Angst um ihre Sicherheit haben Kouraj-AktivistInnen beschlossen, ihr Büro zu schließen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Kouraj (Haitianisches Kreolisch für "courage" - Mut) wurde 2009 unter dem Namen "Amis-Amis" (Freunde-Freunde) gegründet und im Dezember 2011 in Kouraj umbenannt. Es handelt sich um AktivistInnen, die sich für die Förderung der Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen (LGBTI) auf Haiti einsetzen und ein öffentliches Bewusstsein für die Diskriminierung und die Stigmatisierung ihrer Gemeinschaft schaffen wollen. AktivistInnen von Kouraj berichteten Amnesty International, wie sich die Situation von LGBTI-Menschen seit dem Erdbeben am 12. Januar 2010 verschlechtert hat, besonders dadurch, dass viele religiöse Gruppen aus Nordamerika nach Haiti gekommen sind. Viele dieser religiösen Gruppen nennen Homosexualität auf Haiti als einen der Gründe für das Erdbeben und den Ursprung der Probleme des Landes.

Nach dem Erdbeben im Jahre 2010 wurden 2,3 Millionen Haitianer obdachlos und hatten keine andere Alternative, als sich selber Unterkünfte zu errichten, wo sie nur konnten. Laut Kouraj waren LGBTI-Menschen oder Personen, die als solche betrachtet wurden, in den Flüchtlingslagern oft Opfer von Diskriminierung. Viele Flüchtlinge mussten sogar an Orte fliehen, in denen sie noch mehr gefährdet waren.