Haft ohne Kontakt zur Außenwelt

Der tadschikische Staatsbürger Alexander Sodiqov, der derzeit in Kanada lebt, ist am 16. Juni im Osten Tadschikistans bei einem Forschungsaufenthalt festgenommen worden. Es besteht Sorge um seine Sicherheit und Grund zu der Befürchtung, dass er gefoltert oder anderweitig misshandelt wird.

Appell an

PRÄSIDENT
Emomali Rahmon
80 Rudaki Street
Dushanbe 734023, TADSCHIKISTAN
(Anrede: Dear President Rahmon / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 992) 372 21 68 00
E-Mail: mail@president.tj

GENERALSTAATSANWALT
Sherkhon Salimzoda
126 A. Sino Avenue
Dushanbe 734043, TADSCHIKISTAN
(Anrede: Dear Prosecutor General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
Fax: (00 992) 372 21 02 59
E-Mail: info@mfa.tj
(Bei Fax oder E-Mail bitte darum bitten, den Brief an den Generalstaatsanwalt weiterzuleiten)

LEITER DES STAATSKOMITEES FÜR NATIONALE SICHERHEIT
Saimymin Yatimov
Ministry of Security

Ul Gorkogo 8

734025 Dushanbe
TADSCHIKISTAN
Fax: (00 992) 372 21 23 12

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER REPUBLIK TADSCHIKISTAN
S. E. Herrn Imomudin Sattorov
Perleberger Straße 43
10559 Berlin
Fax: 030-3479 3029
E-Mail: info@botschaft-tadschikistan.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Tadschikisch, Russisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 31. Juli 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Geben Sie bitte umgehend den Verbleib von Alexander Sodiqov bekannt. Da er nun schon seit 72 Stunden festgehalten wird, muss er entweder angeklagt oder freigelassen werden.

  • Sorgen Sie bitte dafür, dass Alexander Sodiqov gemäß den nationalen Gesetzen und internationalen Verpflichtungen Tadschikistans unbeschränkten und vertraulichen Zugang zu einem Rechtsbeistand seiner Wahl erhält.

  • Gewähren Sie Alexander Sodiqov darüber hinaus unverzüglich Zugang zu jeder von ihm benötigten medizinischen Versorgung.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the authorities to reveal Alexander Sodiqov’s whereabouts immediately, as 72 hours has passed since he was detained and he must be either charged or released immediately.

  • Urging them to ensure that he has unrestricted and confidential access to a lawyer of his choice in line with Tajikistan’s national law and international obligations.

  • Calling on them to ensure that he has immediate access to any medical attention he may require.

Sachlage

Alexander Sodiqov wurde am 16. Juni in Chorugh, der Hauptstadt der Autonomen Provinz Berg-Badachschan im Osten des Landes, von zwei Angehörigen des Staatskomitees für Nationale Sicherheit festgenommen. Alexander Sodiqov lebt derzeit in Kanada. Am 16. Juni um 9.30 Uhr Ortszeit konnte er seine Frau anrufen, sagte ihr jedoch nicht, wo er festgehalten wird. Seither fehlt von ihm jede Spur. Amnesty International geht davon aus, dass er bisher keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand hat.

Alexander Sodiqov ist Doktorand an der Universität Toronto. Er recherchierte in Tadschikistan für das Projekt Rising Powers and Conflict Management in Central Asia (Aufstrebende Mächte und Konfliktmanagement in Zentralasien) des Britischen Wirtschafts- und Sozialforschungsrats, an dem die Universität Newcastle und die Universität Exeter beteiligt sind. Seine Festnahme erfolgte, als er gerade ein Interview mit dem zivilgesellschaftlichen Aktivisten und stellvertretenden Leiter des regionalen Arms der Sozialdemokratischen Partei Tadschikistans, Alim Sherzamonov, führte.

Am 17. Juni durchsuchten Polizeibeamt_innen das Haus von Alexander Sodiqovs Mutter in der Hauptstadt Duschanbe und nahmen diverse Computer und Datenspeichergeräte mit. Am 17. Juni gab das Staatskomitee für Nationale Sicherheit eine Stellungnahme ab, in der Alexander Sodiqov Spionagetätigkeiten für ausländische Regierungen vorgeworfen werden. Laut Berichten der Nachrichtenagentur Asia Plus und von Radio Free Europe/Radio Liberty erschien Alexander Sodiqov am Abend des 18. Juni und am Morgen des 19. Juni im Lokalfernsehen in Badachschan und sprach über die Situation in der Autonomen Provinz. Radio Free Europe berichtete, dass manche Beobachter der Ansicht waren, das Filmmaterial sei editiert worden. Am 19. Juni sagte der Leiter des Staatskomitees für Nationale Sicherheit, Saimumin Yatimov, dass ausländische Spione unter dem Deckmantel von NGOs in Tadschikistan operierten und versuchten, die Sicherheit im Land zu untergraben.

Alexander Sodiqov wird nun schon seit 72 Stunden festgehalten und muss daher gemäß den tadschikischen Gesetzen entweder angeklagt oder freigelassen werden.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Am 21. Mai 2014 kam es in der Autonomen Provinz Berg-Badachschan zu Zusammenstößen, in deren Folge mindestens drei Personen ums Leben kamen, darunter auch ein Polizeibeamter. Sieben weitere Personen wurden verletzt. Die Todesfälle ereigneten sich während eines Polizeieinsatzes gegen mutmaßliche Straftäter_innen, der zu Zusammenstößen zwischen den Sicherheitskräften und lokalen Anwohner_innen führte. Am 24. Mai wurde eine Person getötet und zwei verletzt, als Protestierende in Chorugh ein Gebäude der Sicherheitskräfte angriffen. Erst am 26. Mai verließen die Demonstrierenden den zentralen Platz in Chorugh.

Berg-Badachschan ist eine autonome Provinz im Osten des Landes. Nur drei Prozent der tadschikischen Bevölkerung leben dort, die meisten von ihnen Anhänger_innen der schiitischen Strömung des Ismailismus. Die übrige Bevölkerung Tadschikistans besteht vorwiegend aus sunnitischen Muslimen.

Im Juli 2012 wurden Berichten zufolge zahlreiche Personen – darunter auch Zivilpersonen – getötet und verletzt, als es zu Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und lokalen militanten Gruppierungen kam, nachdem ein Angehöriger der Sicherheitskräfte erstochen worden war.

Einige Einwohner_innen der Autonomen Provinz Berg-Badachschan fordern eine gründliche Untersuchung der Ereignisse von 2012. Sie sind der Ansicht, dass einige Personen, die an den Zwischenfällen beteiligt waren, von den Behörden auf eine schwarze Liste gesetzt wurden.

Amnesty International hat Fälle in Tadschikistan dokumentiert, die darauf hindeuten, dass Personen, die in Hafteinrichtungen des Staatskomitees für nationale Sicherheit festgehalten werden, besonders von Menschenrechtsverletzungen bedroht sind. Hierzu zählen auch Folter und andere Misshandlungen sowie der Zugang zu einem Rechtsbeistand eigener Wahl.